Dieser Artikel erschien zunächst auf profi.de.
Den Unkrautdruck schon bei der Ernte reduzieren — dafür wurden zwei Systeme 2019 bei uns vorgestellt. Sie wollen das Samenpotenzial im Boden, den Aufwand der Bodenbearbeitung und den Herbizideinsatz reduzieren.
Sowohl der australische Seed Terminator als auch die kanadische Seed Control Unit (SCU) werden in den Herkunftsländern schon einige Jahre eingesetzt. Für den deutschen Markt vertreibt Zürn Harvesting den Seed Terminator, die Redekop SCU ist bei Oria Agriculture erhältlich. Beide Systeme integrieren eine mechanische Bearbeitung des Siebmaterials im Mähdrescherheck.
Der Kanadier: Seed Control Unit
Die SCU vom Häckslerspezialisten Redekop aus Kanada arbeitet mit einer speziell entwickelten Mahlanlage. Redekop verspricht damit eine Zerstörung der aufgenommenen Unkrautsamen von bis zu 98 % (bei Raps). Möglich ist das durch zwei axiale Rotoren, die mit 2.850 U/min Spreu und Samen laut Redekop auf bis zu 400 km/h beschleunigen. Hindernisse in drei feststehenden und zwei rotierenden äußeren Ringen sorgen dabei dafür, dass die Samen ihre Keimfähigkeit verlieren. Die Rotoren und die äußeren Mahlringe sind hartmetallbeschichtet.
Der Antrieb erfolgt mechanisch über eine zusätzliche Riemenscheibe an der Welle des Strohhäckslers. Die SCU wiegt rund 360 kg und wird unterhalb des Strohhäckslers montiert. Bei voller Belastung nennt Redekop einen Leistungsbedarf der Mahlanlage von bis zu 59 kW/80 PS. Soll das Mahlwerk nicht mitlaufen, kann es über einen Freilauf stillgelegt werden - so wird ein unnötiger Leistungsverlust vermieden. Das Material aus der SCU wird nach der Bearbeitung dem Strohhäcksler zugeführt und so über die Schneidwerksbreite verteilt. Werkseitig rüstet bisher nur John Deere die S-Serie mit der Seed Control Unit aus. Hier ist auch eine integrierte Bedienung im GreenStar-Terminal erhältlich.
Der Australier: Seed-Terminator-System
Australien ist das Ursprungsland der Nacherntezerstörer. Seit 2019 ist das australische Seed-Terminator-System über Zürn Harvesting in Deutschland verfügbar. In seiner Heimat ist der Seed Terminator seit über fünf Jahren auf dem Markt.
Landwirt und Maschinenbauer Dr. Nick Berry hat das System entwickelt, da er mit den seinerzeit erhältlichen angehängten Lösungen nicht zufrieden war. Er wollte eine kompakte, integrierte Einheit.
Der Seed-Terminator sorgt mit einer mehrstufigen Hammermühle dafür, dass die Unkrautsamen den Mähdrescher größtenteils keimunfähig verlassen. Eine Reduzierung des Unkrautpotenzials (in Raygrass) um 96 % sind laut dem Entwickler möglich. Dafür werden mit Quetschen, Schlagen, Brechen und Mahlen vier Zerkleinerungsverfahren genutzt. Die rotierenden Hammereinheiten schleudern das Material durch bis zu drei feststehende Körbe. Um verschleißfest zu sein, setzt der Seed Terminator auf eine Beschichtung aus Wolframkarbid.
Der Antrieb des 750 kg schweren Seed Terminators erfolgt mechanisch. Als Leistungsbedarf sind maximal 74 kW/100 PS angegeben. Zürn verspricht eine gleichbleibende Zerkleinerung bei Drehzahlen zwischen 2.200 und 3.000 U/min, also auch bei geringen Drehzahlen des Dreschers z. B. bei feuchtem Material. Das bearbeitete Material wird über zwei Ausblasöffnungen rechts und links vom Mähdrescher verteilt. In Australien sind bereits Kits für Claas, John Deere, Agco, New Holland und Case IH im Einsatz und auch für Europa erhältlich.
In Australien gibt es zudem den Landwirt und Tüftler Ray Harrington. Er entwickelt bereits seit über 20 Jahren Systeme für die Zerstörung von Unkrautsamen im Mähdrescher. Der Harrington Seed Destructor mit zwei rotierenden Mahlwerken ist in Europa bisher aber noch nicht erhältlich.
Praxisphase
Wie weit sich die beiden Systeme in Deutschland bewähren, ist noch nicht endgültig klar. Der technische Aufwand und der Leistungsbedarf für den Mähdrescher ist sicherlich nicht unerheblich. Gleichzeitig sorgen zunehmende Resistenzprobleme und fehlende Herbizid-Alternativen für einen steigenden Unkrautdruck. Der Seed Terminator und die Redekop SCU können also unter Umständen eine interessante Variante sein, den Unkrautdruck auch in pfluglosen Ackerbausystemen möglichst gering zu halten.