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Tipps zur streifenförmigen Gülleausbringung

Lesezeit: 9 Minuten

Güllewürste auf dem Grünland müssen nicht sein. Mit dem richtigen Management kann die streifenförmige Ausbringung gelingen – das zeigt auch die Praxis.

Um die Ammoniakemissionen weiter zu senken, gilt im Grünland ab 2025 die streifenförmige Gülleausbringung. Denn Ammoniak ist ein unerwünschtes Gas in der Atmosphäre, das sich negativ auf Umwelt und Gesundheit auswirkt. Allerdings gibt es auch Vorbehalte: Güllebänder können vor allem bei Trockenheit auf den Flächen liegen bleiben und Faserreste dann im Bestand mit nach oben wachsen.

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Wie man mit Schleppschlauch, Schleppschuh und Injektion in der Praxis optimal arbeitet, lesen Sie in der nebenstehenden Zusatzinfo „Ausbringung“. Landwirte, die schon länger mit der Technik arbeiten, berichten in der Zusatzinfo „Höfestammtisch“ ab Seite 90 über ihre Erfahrungen.

Ihr Kontakt zur Redaktionfriederike.mund@topagrar.com

Ausbringung

Empfehlungen zur streifenförmigen Ablage

Die NEC-Richtlinie der EU verpflichtet Deutschland dazu, die Ammoniakemissionen bis 2030 um 29% gegenüber 2005 zu reduzieren. Da in Deutschland rund 95% dieser Emissionen aus der Landwirtschaft stammen, sind in diesem Sektor umfangreiche Maßnahmen notwendig. Ein wesentlicher Schritt ist, die Ammoniakemissionen beim Ausbringen von flüssigen Wirtschaftsdüngern wie Gülle, Biogasgärresten und Co. zu mindern.

Um den Kontakt des organischen Düngers bei allen Ausbringungsbedingungen mit der Atmosphäre zu reduzieren, macht die Düngeverordnung seit 2017 bundeseinheitlich spezielle Vorgaben zur Ausbringtechnik von flüssigen Wirtschaftsdüngern. Für Grünland und mehrschnittigen Feldfutterbau gelten diese ab dem 1. Februar 2025.

Emissionsmindernde Technik?

Schleppschlauch- und Schleppschuhtechnik sowie die flache oder tiefe Injektion in den Boden gelten als emissionsmindernde Ausbringverfahren im Sinne des §6 Abs. 3 der Düngeverordnung. Sie sorgen dafür, dass im Vergleich zu Breitverteilern wie Schwanenhals- oder Schwenkverteiler weniger Fläche mit Gülle oder Gärresten bedeckt ist. Durch die geringere Kontaktfläche gelangt weniger Ammoniak (NH3) in die Luft. Somit bleibt in den flüssigen Wirtschaftsdüngern (z.B. Gülle, Jauche, Biogasgärrest) mehr wertvoller pflanzenverfügbarer Ammonium-Stickstoff (NH4+-N). Dies gilt im Grünland und mehrschnittigen Feldfutterbau wegen der Ablagetechnik besonders für die Schleppschuh- und Injektionsverfahren.

Ein zentraler Anspruch für die Tierernährung ist allerdings sauber geerntetes und hygienisch einwandfreies Futter – und zwar von Flächen, die hinsichtlich geschlossener Nährstoffkreisläufe mehrmals im Jahr, insbesondere während der Vegetation, mit flüssigen Wirtschaftsdüngern gedüngt werden.

Verschmutzen Güllewürste das Futter?

Bis dato gibt es keinen Hinweis darauf, dass emissionsarme, streifenförmige Ausbringtechnik das Futter auf Grünland stärker verschmutzt, als breitverteilte Gülle oder Gärreste. Für eine schlechte Futterhygiene sind eher Fehler beim Wirtschaftsdüngermanagement, bei der Narbenpflege oder der Erntetechnik verantwortlich. Diese gilt es zu vermeiden! Jede streifenförmige Technik hat ihre speziellen Vorzüge, aber auch individuelle Anforderungen an ihren optimalen Einsatz. Wägen Sie diese bei einer Anschaffung genau ab! Pauschale Aussagen, welche Technik die beste für den Einzelbetrieb ist, gibt es nicht.

Tipps, um emissionsarme Gülleapplikationstechniken in Grünland- und Futterbaubetrieben optimal anzuwenden, finden sich im DLG-Merkblatt 471 „Futterhygiene bei der Gülleausbringung im Grünland“. Es enthält neben Hinweisen zu Schleppschlauch, Schleppschuh und Injektion insbesondere Hinweise zu futterhygienischen Aspekten. Ergänzend bietet die bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft zusätzliche fachliche und fachrechtliche Hintergründe im „Leitfaden zur emissionsarmen Gülleausbringung im Grünland“ an. Beide Dokumente finden Sie unter www.topagrar.com/guelle2023

Das Management zählt!

Die wichtigsten Punkte, um einen Eintrag von Wirtschaftsdüngerresten ins Futter zu minimieren, sind folgende.

Fließfähige Gülle bzw. Gärreste: Homogenisieren Sie die flüssigen Wirtschaftsdünger vor dem Ausbringen. ▶ Sinnvoll ist das Verdünnen mit Wasser (Regen- oder Prozesswasser) vor allem im Sommer – je dünner, desto besser. Ziel sind Trockensubstanzgehalte von unter 5%. Bei einem hohen Anteil an groben Fasern (z.B. Einstreu mit langfaserigem Stroh aus Tiefboxen) bietet es sich an, die Auswahl der Einstreu zu überdenken und die Faserverdauung bei den Kühen in der Fütterung zu optimieren. Zudem sollte man über Gülle- bzw. Gärrestseparierung nachdenken.

Gülle in Biogasanlagen zu vergären, verringert den TM-Gehalt und den Schleimstoffgehalt. Die flüssige Phase separierter Gülle und Gärreste ist für Grünland sehr gut geeignet, allerdings sollte eine emissionsarme Verwertung der Festphase (düngerechtlich wie Gülle zu sehen) dann zusätzlich gegeben sein.

Witterungs- und Bodenverhältnisse: Verzichten Sie darauf, bei trockenem und warmem Wetter zu fahren, da sich harte und vertrocknete Güllestreifen schlecht wieder auflösen. Sie können dann im Bestand nach oben wachsen. Bei stark ausgetrockneter Bodenoberfläche oder zu nassen Böden ziehen Gülle und Gärreste schlechter in den Boden ein, insbesondere wenn sie nicht sehr dünnflüssig sind. Vorsicht gilt auch bei feuchten bzw. nassen Böden und hohen Achslasten: Werden Pflanzen in den feuchten Boden eingedrückt, lassen sich Gülle-/Gärreste dazwischen kaum ablegen.

Zudem gilt: Je dicker der flüssige Wirtschaftsdünger, desto wichtiger ist ausreichend Niederschlag (80 bis 100 mm) zwischen Ausbringung und Schnitt. Ideal zum Ausbringen sind kühle Temperaturen, bedeckter Himmel, möglichst trockener Boden und leichter Regen bei bzw. nach dem Einsatz.

Zeitpunkt: Bringen Sie Gülle und Gärreste nicht zu spät aus, damit noch ausreichend Zeit zwischen Ausbringung und Schnitt verbleibt. Mindestens drei bis vier Wochen sollten dazwischen liegen. Beim Ausbringen ist es wichtig, auf den Schardruck zu achten. Denn Gülle und Gärreste sollten zwischen die Pflanzen direkt auf den Boden abgelegt werden.

Mit Schleppschlauchtechnik sollte man auf einen kurzen Bestand fahren, um die Pflanzen möglichst wenig zu verschmutzen. Für den Schleppschuh empfiehlt sich eine Bestandeshöhe zwischen 7 und 15 cm. Vermeiden Sie eine Ablage auf einer sehr kurzen Stoppel (<7 cm) und in einen zu hohen Bestand (>15 cm). Auch mit Injektion gilt es, eine Ablage in einen zu hohen Bestand zu vermeiden. Der Anteil an Fahrspuren wäre zu hoch.

Wirtschaftsdüngermenge: Begrenzen Sie die Menge an Gülle/Gärresten auf maximal 15 (bis 20) m3/ha pro Gabe. Nur bei sehr dünner Gülle oder dünnen Gärresten können Sie mehr ausbringen. Verteilen Sie vor allem gerade bei höherem Anteil an gröberen Fasern die Ausbringmenge im Jahr auf kleinere Gaben (besser vier mal 10 m³/ha als zwei mal 20 m3/ha).

Ernte: Wichtig ist die richtige Schnitthöhe, am besten zwischen 6 und 7 cm. So bleiben die Faserreste auf der Fläche. In Trockenlagen sollten Sie gegebenenfalls höher schneiden. Sollte es nach der Düngung in den darauffolgenden Tagen nicht regnen, achten Sie unbedingt bei der nächsten Mahd auf noch vorhandene Wirtschaftsdüngerreste. Bei vorhandenen Resten (Gülle-/Gärreststreifen) empfiehlt es sich, das Mähwerk auf mindestens 7 cm einzustellen. Kreiselheuer und Schwader sind so einzustellen, dass die Zinken keinesfalls den Boden berühren.

Dr. Michael Diepolder und Robert Knöferl, Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Freising

Höfestammtisch

Was funktioniert in der Praxis?

Wie Betriebe in der Praxis die Vorgaben der NEC-Richtlinie teils jetzt schon umsetzen, diskutierten im Januar 110 Landwirte und Berater online im Rahmen des Höfestammtisches (s. Kasten) unter der Moderation von Katharina Weihrauch (Landesbetrieb für Landwirtschaft Hessen).

Was macht der Ökolandbau?

Bodennah bringt Konrad Stöger, Milchviehhalter im Allgäu und Bioland-Berater, die Gülle seines Betriebes seit sieben Jahren aus. Seit fünf Jahren setzt er zudem auf eine mobile Gülleseparationstechnik, speziell für die Wintergülle.

Aufs Grünland fährt er öfter und bringt dabei geringe Menge aus – 10 bis maximal 14 m³/ha. Dazu habe er mit durchschnittlich 1600 mm Niederschlag pro Jahr ausreichend Regen. Dennoch komme es vor, dass in Trockenperioden im Sommer sogenannte Güllewürste auf dem Grünland zurückbleiben. Aber: „Güllereste finden sich ja auch beim Ausbringen mit dem Möschaverteiler im Bestand. Nur hängen sie dann eben an den Gräsern und liegen nicht als Band auf dem Boden“, ordnet Stöger ein. Bei der streifenförmigen Ablage könne er zumindest bei der Ernte darauf achten, dass die Faserreste auf der Fläche bleiben (hoch schneiden, beim Wenden nicht kratzen etc.).

Zur Gülleaufbereitung gehört für den Landwirt außerdem Gesteinsmehl (eher im Frühjahr) und Naturgips (für mehr Schwefel), er hat auch schon mit Kohle und Leonhardit gearbeitet (aus Preisgründen nutzt er momentan wieder Kohle). Zudem setzt er auf Effektive Mikroorganismen (ganzjährig 1 l/m³ Gülle). Um deren Wirksamkeit zu optimieren, empfiehlt er, keine (Melkstand-)Reinigungsmittel oder Sperrmilch in die Gülle zu geben und Einstreumaterial in Bioqualität zu verwenden (kein Sägemehl von behandeltem Holz etc.).

Wichtig ist Regen

Ob eine Gülle auf der Fläche Probleme bereitet oder nicht, hänge von ihrer Beschaffenheit ab, meint ein Biolandwirt aus Nordrhein-Westfalen (NRW): „Die Konsistenz entscheidet über die Fließfähigkeit, nicht nur der Trockensubstanzgehalt.“ Daher setzt er auf Bakterien, denn: Je dünner die Schwimmschicht und je weniger grobe Feststoffe, desto leichter sickert die Gülle ein und desto weniger Güllebänder liegen später auf der Fläche.

Ein Landwirtskollege aus NRW bringt die Gülle aktuell per Schleppschuh (dünne Gülle zum 2. und 3. Schnitt) und Möschaverteiler (Wintergülle zum 1. Schnitt) aus. Auf die bodennahe Bandablage setzt der Landwirt schon seit 2013. Güllebänder machen auch ihm keine Probleme. „Ich fahre punktgenau nach Wetter“, sagt er. Leichter Niederschlag während bzw. zeitnah nach der Ausbringung würde ausreichen, um die Gülle einzuwaschen. „Die Bänder dürfen gar nicht erst antrocknen“, so der Landwirt. Sollte es doch dazu kommen, passt er die Nutzung an: höher mähen und wenden. Vom Striegeln rät er ab. „Wenn vorhandene Güllebänder nach der Mahd noch auf der Fläche liegen, ist alles richtig gelaufen. Dann ist der Dünger dort geblieben, wo er hingehört, auf der Fläche“, sagt Moderatorin Katharina Weihrauch. -fm-

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