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Gülledüngung 2023: Ein Wettlauf gegen die Zeit?

In diesem Frühjahr sind günstige Ausbringtermine für Gülle und Co. rar. Doch wie ist damit umzugehen? Schließlich fallen die Wirtschaftsdünger permanent an und die Kulturen wollen ernährt werden.

Lesezeit: 5 Minuten

Unser Autor: Holger Fechner, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Seit Ende der Sperrfrist hat es nur wenige Zeitfenster gegeben, in denen Bedingungen für die Ausbringung organischer Dünger gut waren. Entweder war der Boden gefroren oder in den meisten Fällen über lange Zeiträume wassergesättigt. Der Monat März war einer der niederschlagreichsten seit vielen Jahren. Auch derzeit gibt es kaum längere niederschlagsfreie Abschnitte, sodass ein Abtrocknen der Flächen und damit eine Befahrbarkeit mit schweren Maschinen kaum gewährleistet ist. Das gilt vor allem für die schwereren Standorte.

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Mineraldünger zu Raps und Gerste

Die bislang außergewöhnlich schwierigen Bedingungen in diesem Jahr führten vermehrt dazu, dass Düngetermine verschoben oder teilweise auch ausgesetzt wurden. Jetzt sollte Winterraps aber komplett (anteilige Blütendüngung noch möglich) gedüngt sein. Auch Wintergerste sollte die benötigte N-Menge größtenteils bekommen haben. Der Einsatz von Gülle oder Gärrest ist zu diesen Kulturen auf jeden Fall nicht mehr ohne Schaden hinzunehmen möglich, bzw. pflanzenbaulich auch nicht mehr sinnvoll. Um dem Pflanzenbedarf gerecht zu werden, haben einige Landwirte zuletzt schon vermehrt auf mineralischen Stickstoffdünger gesetzt - die Ausbringtechnik ist schlichtweg leichter.

Triticale und Weizen profitieren auch jetzt noch von der Gülle

Etwas mehr Zeit für die Gülle-Düngung hat man in Triticale und Weizen. Wobei man auch hier nicht verallgemeinern darf. Schließlich haben Standort, Sorte und Aussaattermin großen Einfluss darauf, ob der Bestand gerade ins Schossen geht oder vielleicht schon EC 32 sicher erreicht hat. Fest steht, die Flächen, die bislang nicht zu befahren waren, sind auch noch nicht sonderlich weit entwickelt. Auf den kalten, schweren Böden ist bislang wenig Stickstoff mineralisiert und die Bestände kommen spät in Gang. Bekommt so ein Bestand in den nächsten fünf bis zehn Tagen Gülle, halten sich die Durchfahrtschäden noch in Grenzen und der enthaltene Stickstoff erfüllt noch seinen Zweck.

Wohin mit der Gülle?

In Regionen, in denen die Flächen kaum zu befahren waren, kam es bei den Betrieben mit Tierhaltung oder einer Biogasanlage zwischenzeitlich zu einem hohen Aufkommen an Gülle und Gärrest. Im Folgenden einige Möglichkeiten, wie man damit umgehen kann, denn ein „Überlagern“ der Gülle in das nächste Dünge- bzw. Kalenderjahr über die düngerechtlich relevante Norg-Obergrenze von 170 kg/ha ist auch unter solchen vorherrschenden Umständen nicht erlaubt.

  • Zuerst einmal ist zu prüfen, inwieweit eigener Lagerraum erweitert oder sinnvoller genutzt werden kann. Durch die Dynamik in der Viehhaltung ergeben sich gegebenenfalls Lagerraummöglichkeiten bei benachbarten Landwirten, die Lagerraum verpachten.
  • Durch die nach wie vor hohen Mineraldüngerpreise und effektiven Ausbringmethoden nehmen Ackerbaubetriebe Gülle oder Gärrest gerne auf. Es hat sich mittlerweile ein „Markt der Nachfrage“ entwickelt und es wird oft auch schon ein Preis für diese Wirtschaftsdünger bezahlt.
  • Insbesondere Betriebe mit Dauergrünland oder mehrschnittigem Feldfutterbau haben noch mehrere Gelegenheiten die flüssigen Wirtschaftsdünger sinnvoll zwischen den Schnittterminen zu applizieren. Falls keine oder nur begrenzt solche Flächen im eigenen Betrieb vorhanden sind, sollten Nachbarlandwirte angesprochen und eine Abgabe eines Teils des Düngers an solche Betriebe in Erwägung gezogen werden.
  • Die Mais- und Zuckerrübenaussaat sowie Kartoffelpflanzung stehen an. Nächste Woche ergibt sich dem Wetterbericht zufolge ein Zeitfenster, in dem es weitestgehend niederschlagsfrei bleiben soll und die Flächen für die vorbereitenden Maßnahmen abtrocknen können. Nicht nur zu Mais sind Gülle- oder Gärrestgaben sinnvoll, auch zu den anderen Kulturen bietet sich der Einsatz an, besonders eignet sich die platzierte Depotablage vor der Aussaat-, bzw. Pflanzung. Sollte absehbar sein, dass sich die Aussaat des Maises weiter verzögert, kann es bei frühen Gülleterminen auf leichtem Boden sinnvoll sein, der Gülle ein Nitrifikationshemmstoff zu zugeben, der den Stickstoff vor einer schnellen Verlagerung und Auswaschung schützt. Bei flächiger Ausbringung sollte die Gülle grundsätzlich nur flach eingearbeitet werden. Zu Mais kann man die Gülle auch anteilig später in den stehenden Maisbestand ausbringen.
  • Auch, wenn die Möglichkeiten für eine Güllegabe im Herbst gemäß Düngerecht gering geworden sind, ist eine (anteilige) Gabe zu verschiedenen Kulturen und Flächen nach wie vor erlaubt und kann fachlich auch sinnvoll sein. Auf Dauergrünland oder dem mehrjährigen Feldfutterbau kann man z. B. eine Güllegabe nach dem letzten Schnitt bis zu Beginn der Sperrfrist applizieren, wenn ein Düngebedarf gegeben ist. Auf „schwierigen“ Standorten mit Winterraps (Direkt- oder Mulchsaat in Kombination mit einem Strohverbleib und oder einer späten Aussaat; Höhenstandorte) kann eine Herbstdüngung die Entwicklung der Kultur bis zum Vegetationsende fördern. Zwischenfrüchte haben abhängig von Zwischenfruchtarten und Vorkultur einen Stickstoffdüngebedarf und profitieren von einer Stickstoffdüngung, sodass sie die positiven und diversen Funktionen besser wahrnehmen können. Herbstdüngegaben mit stickstoffhaltigen Düngeformen gelten in manchen Fällen als eine vorgezogene Düngemaßnahme bezogen auf die erste Hauptkultur des Folgejahres. Das Anfertigen einer Düngebedarfsermittlung (DBE) vor dem Aufbringen ist in diesen Fällen bereits im Herbst verpflichtend.

In Summe bieten sich also auch im verbleibenden Jahr noch zahlreiche sinnvolle Möglichkeiten die wertvollen Wirtschaftsdünger aus dem Betrieb zu verwerten. Sollten Sie Gülle oder Gärreste aus dem Betrieb an Dritte abgegeben denken Sie daran, dass damit auch andere Nährstoffe als Stickstoff weitergegeben werden, die Sie ggf. wieder zugaufen müssen.

Insgesamt ist auf eine verlustarme Ausbringung von Gülle und Gärrest zu achten, um den Stickstoff zur Wirkung zu bringen. Die Internetanwendung AMMON-NRW hilft, die Ammoniakverluste zu verschiedenen Szenarien abzuschätzen.

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