Im Ausfallgetreide sitzen Blattläuse, die das Gelbverzwergungsvirus übertragen. Davon befallene Getreidekeimlinge verfärben sich schon im Herbst gelb und bleiben im Wachstum zurück.
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Unser Autor: Dr. Friedrich Merz, Regierungspräsidium Stuttgart
Das Ausfallgetreide ist für virusübertragende Blattläuse (Große Getreideblattlaus und Haferblattlaus) das wichtigste Reservoir für Gelbverzwergungsviren. Weil es wegen der Trockenheit und Hitze z.B. in Baden-Württemberg jedoch verbreitet auch Ende August noch nicht aufgelaufen war, fehlen Wirtspflanzen.
Dasselbe gilt für die Maisblattlaus, die Viren von Maispflanzen oder Gräsern auf die Getreidearten überträgt.
Weil die Silomaisernte bereits vorzeitig startete und auch Körnermais aufgrund von Wassermangel zunehmend vertrocknet (insbesondere auf flachgründigen Standorten), fehlen auch diese Pflanzen als Wirt. Zudem leiden die Gräser, besonders die Weidelgräser, unter der Trockenheit und sind schon verbreitet verbräunt. Das heißt: Weil viele geeignete Wirtspflanzen fehlen und somit nicht als grüne Brücken dienen können, ist in diesem Jahr mit weniger virusübertragenden Blattläusen zu rechnen.
Das Fehlen der grünen Brücke beeinflusst mit Sicherheit auch die Übertragung von Verzwergungsviren durch Zwergzikaden. Allerdings zählen Zikaden zu den Gewinnern des Klimawandels und kommen mit trocken-heißen Bedingungen gut zurecht.
Säen Sie vor allem in wärmeren Gebieten eher spät
Von Verzwergungsviren befallene Getreidekeimlinge verfärben sich schon im Herbst gelb und bleiben im Wachstum zurück. Deutlicher ist der nestartig auftretende Befall im Frühjahr zu sehen. Befallene Pflanzen bleiben klein und bestocken sich verstärkt. Sie bilden keine Ähre oder nur verkürzte Halme mit tauben Ähren aus.
Auch wenn in diesem Jahr die Gefahr gering ist, dass die genannten Überträger Viren vom Ausfallgetreide, von Gräsern oder aus Maisbeständen auf die Keimlinge des Wintergetreides übertragen, darf man sich nicht zurücklehnen.
Denn je nach örtlichen Bedingungen kann es lokal bei anhaltend warmem Wetter im Zeitraum von Ende September bis Mitte Oktober zu einem Flug von Blattläusen und Zikaden kommen, bei dem Viren übertragen werden.
Säen Sie die oft besonders betroffene Wintergerste deshalb – sofern möglich – nicht vor dem 20. September und in wärmeren Gebieten am besten nicht vor dem 30. September. Auch frühe Saaten von Dinkel und Weizen sind zu vermeiden. In Gebieten, in denen regelmäßig Befall an Wintergerste auftritt, ist ein Anbau von resistenten Sorten sinnvoll, wie z.B. der mehrzeiligen Paradies oder Sensation.
Um keine bösen Überraschungen zu erleben, ist es wichtig, auch in diesem Jahr nach dem Auflaufen des Wintergetreides die Warndiensthinweise zu beachten und die Bestände auf Blattläuse zu kontrollieren. Sind 20% der Pflanzen von Blattläusen besiedelt, ist der Bekämpfungsrichtwert überschritten. Dann kann man ab dem 2-Blattstadium des Getreides eine Behandlung in Erwägung ziehen.
Für die Bekämpfung von Blattläusen als Virusvektoren im Herbst sind eine Reihe von synthetischen Pyrethroiden zugelassen. Für ein Resistenzmanagement steht mit Teppeki nur ein Mittel aus einer anderen Wirkstoffklasse zur Verfügung. Gegen Zwergzikaden sind die genannten Insektizide nicht ausgewiesen. Von den Pyrethroiden ist nur eine geringe Nebenwirkung zu erwarten.