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Kennen Sie die Auflagen der Pflanzenschutzmittel?

Zum Schutz von Gewässern hat jedes Pflanzenschutzmittel andere Abstandsauflagen. Wie Sie diese am besten erfüllen, erklärt Ihnen unser Autor.

Lesezeit: 7 Minuten

Unser Autor: Günter Klingenhagen, Landwirtschafts­kammer Nordrhein-Westfalen

Die verschiedenen Gewässerschutzauflagen von Pflanzenschutzmitteln sollen Oberflächen- und Grundwasser vor Wirkstoffeinträgen schützen. Weil z. B. wasserlösliche Stoffe über Drainagen in die Vorfluter gelangen können, haben diese Mittel eine Drainauflage. Weiterhin gibt es Auflagen, um die Runoff-Gefahr zu senken und Abdrift zu reduzieren.

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Randstreifen gegen Runoff

Ein  Runoff  kann nach Starkniederschlägen insbesondere auf hanggeneigten Flächen verstärkt auftreten. Daher sind einige Mittel mit sogenannten NW-Auflagen belegt. Eine entsprechende Auflage gibt es z. B. für den Einsatz von 0,6 l/ha Herold SC im Vorauflauf.

Diese NW 706 besagt: „Zwischen behandelten Flächen mit einer Hangneigung von über 2 % und Oberflächengewässern – ausgenommen nur gelegentlich wasserführender, aber einschließlich periodisch wasserführender – muss ein mit einer geschlossenen Pflanzendecke bewachsener Randstreifen vorhanden sein. Dessen Schutzfunktion darf durch den Einsatz von Arbeitsgeräten nicht beeinträchtigt werden. Er muss eine Mindestbreite von 20 m haben. Dieser Randstreifen ist nicht erforderlich,

  • wenn ausreichende Auffangsysteme für das abgeschwemmte Wasser bzw. den abgeschwemmten Boden vorhanden sind, die nicht in ein Oberflächengewässer münden bzw. mit der Kanalisation verbunden sind oder
  • Mulch- oder Direktsaatverfahren angewendet werden.“

In Kurzform: Liegt die Hangfläche an einem Gewässer und erfolgt die Saat nach einer Pflugfurche, muss vor dem Gewässer ein 20 m breiter Grasstreifen liegen.

Die Breite des geforderten Streifens variiert allerdings je nach Präparat, Aufwandmenge und Anwendungszeitpunkt. So gilt z. B. beim Einsatz von 330 g/ha Atlantis Flex (Getreide, Frühjahr, Nachauflauf) die Auflage NW 701, die einen 10 m breiten Streifen vorschreibt. Für 3,5 l/ha Stomp Aqua, eingesetzt im Vorauflauf Herbst in Getreide, gilt dagegen die NW-Auflage 705, die einen 5 m breiten Streifen fordert. Einige Präparate besitzen dagegen gar keine entsprechenden Auflagen. Wie gängige Herbizide eingestuft sind, entnehmen Sie der Übersicht 1.

Auch die Bodenstruktur ist entscheidend

Nun weiß man aus Erfahrung, dass Randstreifen nur bedingt einen Wasserabfluss von der Fläche verhindern können. Größere Wassermengen laufen durch den Streifen hindurch bzw. bei platt liegendem Gras auch darüber hinweg. Letztlich lässt sich Runoff nur vermeiden, wenn das Wasser von dort, wo es anfällt, nach unten geleitet wird.

Dass Böden dazu nur in der Lage sind, wenn erstens die Bodenoberfläche durch die Niederschläge nicht zuschlägt, und zweitens das Wasser zügig in tiefere Bodenschichten abgeleitet werden kann, hat sich über die Jahre eindrucksvoll gezeigt. Wichtig ist daher, für eine stabile Boden- und somit Krümelstruktur zu sorgen. Dies gelingt, indem man Bodenverdichtungen vermeidet, die pH-Werte passend „einstellt“ und optimale Humusgehalte anstrebt.

Ist die Krümelstruktur stabil, passt auch das Sauerstoffvolumen. In Kombination mit organischer Masse (Erntereste) haben Regenwürmer dann gute Lebensbedingungen. Die Anzahl an Regenwürmern und vor allem die der Tiefgräber steigt mit sinkender Bodenbearbeitungsintensität. Die mit Schleim ausgekleideten Regenwurmgänge stabilisieren wiederum die Bodenstruktur. Vor allem die vertikalen Gänge der Tiefgräber mit Durchmessern von fünf und mehr Millimetern gewährleisten dann eine gute Wasserinfiltration.

Zwar kann es auch in gepflügten Äckern eine gute Krümelstruktur und eine Menge Regenwürmer geben. Nach dem Pflügen dauert es aber einige Zeit, bis sich die Böden wieder stabilisieren. In dieser Zeit, die sich über Wochen und Monate hinstrecken kann, sind die Böden sehr anfällig für Erosion.

Zwischenfazit: Es ist sinnvoll, keinen bewachsenen Randstreifen zu fordern, wenn die Kulturen in Mulch- oder Direktsaat angebaut werden. Wichtig ist, bei notwendigen Lockerungsmaßnahmen die Struktur des Bodens bestmöglich zu erhalten, damit das Wasser zügig in den Boden infiltriert.

Auflagen gegen Abdrift

Um auch Einträge von Pflanzenschutzmitteln in Gewässer über Abdrift zu vermeiden, gibt es Abstandsauflagen, die unabhängig von der Hangneigung gelten. Unser Beispielprodukt Herold SC hat neben der Auflage NW 706 auch die NW 607.

Diese besagt Folgendes: „Die Anwendung des Mittels auf Flächen in Nachbarschaft von Oberflächengewässern – ausgenommen nur gelegentlich wasserführende, aber einschließlich periodisch wasserführender Oberflächengewässer – muss mit einem Gerät erfolgen, das in das Verzeichnis ‚Verlustmindernde Geräte‘ vom 14. Oktober 1993 (Bundesanzeiger Nr. 205, S. 9780) in der jeweils geltenden Fassung eingetragen ist. Dabei sind, in Abhängigkeit von den unten aufgeführten Abdriftminderungsklassen der verwendeten Geräte, die im Folgenden genannten Abstände zu Oberflächengewässern einzuhalten [...] (reduzierte Abstände je nach Abdriftminderungsklasse: 50 % = 15 m, 75 % = 10 m, 90 % = 5 m)“.

Das heißt: Grenzt ein Schlag an ein Gewässer, muss man Herold SC gemäß dieser Auflage auf der ganzen Fläche mit adriftmindernder Technik ausbringen. Bei Einsatz einer „90 %-Düse“ ist es erlaubt, bis auf 5 m an das Gewässer heran zu behandeln – es sei denn, der länderspezifische Abstand ist größer. Dieser nach Wasserrecht festgelegte Abstand beträgt z. B. in Brandenburg 1 m, in Sachsen 5 m und in Thüringen 10 m.

Düsen wie die IDKN 120 04 haben die JKI-Anerkennung für die Arbeit in einem Druckbereich von 1 bis 6 bar. Je nach eingestelltem Druck ändert sich die Abdriftminderungsklasse wie folgt:

  • 1,0 bis 1,1 bar = 90 %,
  • 1,2 bis 1,5 bar = 75 %,
  • 1,6 bis 3,0 bar = 50 %,
  • 3,1 bis 6,0 bar = 0 %.

Somit ist es möglich, mit einer Düse die geforderte Abdriftminderung am Rand einzuhalten und in der Fläche ausreichend feintropfig zu behandeln. Zumindest auf Betrieben mit geringen Unkrautproblemen lässt sich so arbeiten. Sind hingegen Ungräser ein Problem, ist es ratsam, eine Randdüse zu verwenden. Diese gleicht die fehlende Überlappung im Randbereich aus. Die passende Düse zur oben genannten IDKN 120 04 ist die Randdüse IDKS 80 04. Die Einstufung der Abdriftminderungsklasse ändert sich dabei nicht.

Zusätzlich ist zu überlegen, ob man an den Rändern dicker sät, um den Lichteinfall vom Rand zu begrenzen. Dann können sich Ungräser und Unkräuter wie Wegrauke und Storchschnabel weniger gut entwickeln.

Randstreifen einrichten oder Mittelwahl anpassen?

Besonders in Betrieben mit Viehhaltung und knapper Flächenausstattung stellt sich schnell die Frage: Ist es möglich, durch die Wahl von Präparaten mit geringen Abstandsauflagen, den Flächenverlust gering zu halten? Im Folgenden ist aufgeführt, welche Einschränkungen das bedeuten würde.

Bei den Werten in der Klammer handelt es sich um die Hangauflage (notwendiger bewachsener Randstreifen zum Gewässer in Meter) und um die einzuhaltenden Abstände zu Gewässern bei 90%iger Abdriftreduktion. Das Sternchen (*) steht für den länderspezifischen Mindest­abstand.

Gängige Getreidefungizide haben z. B. folgende Auflagen: Ascra Xpro (10/*), Elatus Era (0/5), Bontima (10/5), Comet (0/5), Unix (20/5), Kajak (20/*), Mirage (5/*), Kantik (0/10), Input Classic (20/15), Input Triple (20/*) und Orius (10/*).

Sie sehen, dass die aufgeführten Produkte teils Alleinstellungsmerkmale bei der Bekämpfung bestimmter Krankheiten haben oder für ein nachhaltiges Resistenzmanagement erforderlich sind. Zudem ist zu berücksichtigen, dass Sie evtl. Pyrethroide gegen Schädlinge (z. B. Karate Zeon) zumischen müssen. Es gibt aber kein Pyrethroid, bei dem nicht mindestens ein Abstand von 5 m zum Gewässer einzuhalten ist. Insgesamt ist es daher nicht sinnvoll, Fungizide gegen Getreidekrankheiten nach deren Abstandsauflagen auszuwählen.

Relevante Produkte gegen Kartoffelunkräuter sind wie folgt eingestuft: Arcade (20/5), Artist (20/*), Bandur (10/5), Mistral (10/*), Proman (20/*), Sencor Liquid (10/*). Auch die Unkrautkontrolle in Rüben wäre auf hängigen Flächen und bei Aussaat nach einer Pflugfurche ohne einen Gewässerrandstreifen stark eingeschränkt: Tramat 500 (10/*), Venzar 500 SC (20/5), Goltix Super (10/*), Goltix Titan (20/*), Betasana SC (0/5) und Betanal Tandem (20/*). Gleiches gilt für Mais, der auf hanggeneigten Flächen nicht in Mulchsaat gelegt wird.

Bewertung: An den Beispielen ist zu erkennen, dass ein solider Pflanzenschutz ohne Uferrand-, Schutz- oder Schonstreifen kaum möglich ist. Die Anlage solcher Streifen wird im Rahmen verschiedener Programme in den Bundesländern gefördert.

Ansprechpartner, Förderhöhen und Infos dazu finden ­Sie online unter www.topagrar.com/randstreifen2021

Die beste Schutzfunktion über die Jahre und Jahreszeiten lässt sich durch Grasstreifen mit einem hohen Anteil an widerstandsfähigen Gräsern wie z. B. Ausläufertreibendem Rotschwingel erreichen. In der Regel dauert es ein bis zwei Jahre, bis die Gräser, die auf dem Acker eingesät werden, eine geschlossene Pflanzendecke bilden.

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