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Diese Insektizide halten Schädlinge in Raps jetzt gezielt in Schach

Nicht jeder Käfer im Raps ist sofort bekämpfungswürdig. Mit der passenden Strategie aus Kontrolle und Pflanzenschutz halten Sie die kleinen Krabbler in Schach und vermeiden weitere Resistenzen.

Lesezeit: 7 Minuten

Unsere Autorin: Gesche de Vries, N. U. Agrar GmbH

Dass die ersten Rapsschädlinge meist früher als gedacht erwachen, zeigte sich zu Jahresbeginn 2023: Nach dem milden Winter schlüpften die Rapsstängelrüssler bereits im ­Januar/Februar, flogen in die Rapsbestände ein und schädigten die Pflanzen teils erheblich.

Schnell gelesen
Die Resistenzsituation der Raps­frühjahrsschädlinge ist laut Julius Kühn-Institut stabil, Glanzkäfer sind noch immer gegen Pyrethroide hoch resistent.
Rapsglanzkäfer schädigen nur bis Blühbeginn – die spätere Eiablage an den Knospen hat keine Schadwirkung.
Schotenschädlinge verursachen meist keine ertragswirksamen Schäden und sind selten bekämpfungswürdig.

Kontrollieren Sie den Befall mit ­Gelbschalen

Unbedingt notwendig ist es, die Gelbschalen früh aufs Feld zu stellen. Achten Sie dabei auf Folgendes:

  • Ab einer Bodentemperatur von 5 °C gehören die Gelbschalen auf vorjährige Rapsschläge, denn dann erwacht der Große Rapsstängelrüssler. So können Sie den Zuflug verfolgen.

  • Stellen Sie die Gelbschalen spätestens ab einer Tagestemperatur von 10 °C im diesjährigen Raps auf. Dann fliegen die Schädlinge ein. Gut platziert sind die kräftig leuchtenden Schalen hinter dem Vorgewende und in der Schlagmitte bzw. 100 m ins Schlaginnere hinein.

  • Um die Einwanderung des Kohltriebrüsslers zu verfolgen, sollten die Gelbschalen auch in der Nähe von Hecken oder Waldrändern stehen, da sie dort überwintern.

  • Füllen Sie die Schalen mit Wasser und einem Tropfen Spülmittel und legen Sie das Netzgitter auf (Nützlingsschutz!). Regelmäßig kontrollieren (bis zum Kleinknospenstadium) und bei Bedarf das Wasser wechseln.

  • Die Schale sollte sich immer auf Höhe des Vegetationskegels befinden, sie muss also „mitwachsen“.

  • Ab Vegetationsbeginn werden die deutschlandweiten Befallserhebungen der Frühjahrsschädlinge im Raps auch online veröffentlicht. Sie finden diese bei unter „Entscheidungshilfen“.

  • Wo die Schläge weit entfernt voneinander liegen oder wenn die Zeit knapp ist, kann man auf elektronische Gelbschalen zurückgreifen. Per integrierte Kamera kann eine hinterlegte KI Rapsglanzkäfer von Erdflöhen und Rüsslern (nicht die Rüssler selbst) unterscheiden. Das Ergebnis erhält man per Push-Nachricht aufs Handy.

Rüssler sind die ersten im Jahr

Der Große Rapsstängelrüssler (RSR) schlüpft ab einer Bodentemperatur von 5 bis 7 °C im Oberboden (bis 5 cm Bodentiefe), ab 10 °C fliegt er aus den Rapsvorjahresflächen zu. Der kurze Reifefraß des 2,5 bis 3 mm langen Rüsslers in den aktuellen Rapsbeständen dauert drei bis sieben Tage, die Eiablage erfolgt unmittelbar. Je wärmer es ist, desto schneller kommt es zur Eiablage in den Stängel unterhalb des Vegetationskegels. Die aus den Eiern schlüpfenden Larven fressen sich im Stängel satt.

Der Saftstrom und damit auch der Auxin-Transport werden durch den Anstich und das Fressen gestört. So bleibt der Trieb gestaucht. Später kommt es durch den einseitigen Transport von Auxin zu der typischen S-förmigen Verkrümmung des Triebs, betroffene Stängel platzen auf. Sie bieten dann gute Eintrittspforten für Krankheiten. Sofort nach Erreichen der Schadschwelle (5 bis max. 10 Käfer in 3 Tagen in der Gelbschale) ist eine Insektizidbehandlung mit Pyrethroiden vor der Eiablage ­erforderlich. Weil Rapsstängelrüssler noch sensitiv reagieren, wirken die Mittel noch gut.

Der Gefleckte Kohltriebrüssler (KTR) hat einen höheren Temperaturanspruch von 12 °C. Er fliegt aus Hecken und Waldrändern ein. Der Reifefraß dauert je nach Temperatur acht bis zwölf Tage. Die Eiablage erfolgt vorzugsweise in die Blattstiele. Von dort wandern die Larven in den Haupttrieb ein – die Blätter sterben vorzeitig ab. Dringen keine Krankheiten über die Verletzung ein, kann der Raps das verkraften. Durch den Einsatz von Azolen als Wachstumsregler mit Fungizidwirkung ist das Schadrisiko durch den Kohltriebrüssler zurückgegangen.

Die Schadschwelle liegt bei 15 bis 20 Käfern in 3 Tagen in der Gelbschale. Da der Reifungsfraß der Gefleckten Kohltriebrüssler länger dauert, sollten Sie zwar zügig handeln, haben allerdings länger Zeit als beim Stängelrüssler. Die Resistenzsituation ist laut Julius Kühn-Institut stabil, zugelassene Pyrethroide sind aufgrund fortgeschrittener Resistenzen nicht mehr voll wirksam, jedoch alternativlos. Treten Rüssler-Arten und erste Rapsglanzkäfer in bekämpfungswürdigem Umfang gleichzeitig auf, empfehlen sich Maverik Vita/Evure oder Trebon + SSA/Zitronensäure.

Wichtig: Die Stängelschädlinge lassen sich insbesondere an den Füßen (Tarsen) unterscheiden. Diese sind beim Stängelrüssler schwarz, bei dem etwas kleineren Kohltriebrüssler rötlich braun gefärbt. Sind die Beine zusammengeklappt und liegen am Bauch an, lässt sich die Farbe dieser „Schuhe“ nur schwer erkennen. Der leicht rötliche Schimmer der Kohltriebrüssler zeichnet sich trotzdem ab.

Exkurs: Seit zwei Jahren gibt es eine Notfallzulassung von Minecto Gold und Exirel (Cyantraniliprole) gegen die Larven des Rapserdflohs zur Anwendung im Herbst. Es gibt Hinweise ­darauf, dass der Wirkstoff auch zur ­De­zimierung der Larven des Schwarzen Kohltriebrüsslers und des Großen Rapsstängelrüsslers beiträgt.

Rapsglanzkäfer gezielt ­kontrollieren

Mit dem ersten Rapsglanzkäferbefall (RGK) müssen Sie spätestens bei Temperaturen von 15 °C an drei aufeinanderfolgenden Tagen rechnen, häufig war in den letzten Jahren aber auch ein zeitgleiches Auftreten mit dem Rapsstängelrüssler zu beobachten. Starker Zuflug setzt erfahrungsgemäß ab 18 °C bei windstillem, sonnigem Wetter ein. Die Schadschwelle im frühen Knospenstadium ist von der Vitalität des Rapses abhängig. Je kräftiger der Raps ist und je später der Erstzuflug erfolgt, umso höher ist die kritische Besatzstärke. Gehen Sie beim Monitoring wie folgt vor:

  • Kontrollieren Sie die Rapspflanzen ab EC 51. In diesem Stadium ist eine Behandlung gegen Rapsglanzkäfer meist nicht notwendig, da die Knospen noch komplett von Blättern umschlossen sind.

  • Ab EC 53 (Blütenstand hat einen Durchmesser von 1 cm, Knospe liegt frei) ist der Raps gefährdet.

  • Führen Sie bis zum Aufblühen der ersten Knospen (EC 61) regelmäßige Pflanzenkontrollen durch. Je wärmer und windstiller, um so öfter.

Da alle Populationen der Glanzkäfer gegenüber Pyrethroiden hoch resistent sind, empfiehlt sich bei Bedarf der Einsatz von Mospilan in die Vorblüte des Rapses bzw. wenn blühende Unkräuter im Bestand sind.

Nach Blühbeginn endet die Schadwirkung der Glanzkäfer: Das schädigende Befressen der Knospenwände findet nicht mehr statt, da der Pollen leichter aus den offenen Blüten geholt werden kann. Weibchen halten sich aber weiterhin an den geschlossenen Knospen auf, da dort die Eiablage erfolgen muss. Durch den Einstich (im unteren Drittel der Knospen) und die Ablage der Eier in die Knospen kommt es in der Regel zu keiner Schadwirkung.

Schotenschädlinge managen

Der Kohlschotenrüssler (KSR) tritt erstmals bei Temperaturen von 15 °C auf, der Hauptzuflug erfolgt jedoch bei Temperaturen ab 20 °C. Während der frühen Knospenbildung frisst der Rüssler Löcher in die Schotenwand und legt pro Schote ein Ei ab. Die daraus schlüpfenden Larven fressen die Samenkörner, ohne dass die Schotenwände aufplatzen.

Das Ausbohrloch des Rüsslers begünstigt die Eiablage der Kohlschotenmücke (KSM) – sie kann allerdings auch alleine zahlreiche Eier in die Schoten ablegen. Ab Temperaturen von 18 °C sind die Mücken unterwegs. Der Schaden durch die Larven der Kohlschotenmücke ist größer, da diese nicht nur die Samenkörner schädigen, sondern die Schoten durch den Befall vergilben und aufplatzen. Die Schotenschädlinge sind allerdings selten bekämpfungswürdig. Die Mücken kann man leicht mit den nützlichen Schlupfwespen verwechseln.

Hinweise zum Insektizideinsatz

Für die Wirkung der Insektizide, vor allem der Pyrethroide, ist die Witterung zum Zeitpunkt der Applikation entscheidend. Optimal sind Maßnahmen in windstillen Nachmittags- oder Abendstunden zur Zeit der höchsten Aktivität der Schädlinge. Kontakt- und Fraßgifte müssen über die Tarsen und Mundwerkzeuge aufgenommen werden, sie wirken nicht systemisch. Deshalb sind auch Wassermengen über 200 l notwendig.

Achten Sie bei Mischungen auch immer auf den Bienenschutz! Die Einstufung verändert sich, je nach Mischungspartner, in B2 oder sogar B1.

Achten Sie zudem auf Folgendes: Wer Bor (300 g/ha Bor) gemeinsam mit Pyrethroiden ausbringen will, muss die Spritzbrühe vorher durch Zitronensäure (100 g/100 l) ansäuern. Durch das Bor steigt der pH-Wert in der Spritzbrühe auf pH 8. Erfolgt keine pH-Wert-Absenkung, werden die Pyrethroide schneller abgebaut.

Achten Sie beim Befüllen der Spritze auf folgende Reihenfolge:

  1. Wasser,

  2. SSA oder Zitronensäure,

  3. Pyrethroid,

  4. Fungizid,

  5. Spurenelemente.

Der pH-Wert der Spritzbrühe sollte unter pH 6 liegen, wenn das Insektizid eingefüllt wird. Das gilt vor allem für WG-Formulierungen. CS-Formulierungen kommen weniger mit Wasser in Kontakt und unterliegen der Hydrolyse nur in geringem Maße – sie bauen sich nicht so schnell ab. Aufgrund der Formulierungen ist beim Karate Zeon kein Ansäuern notwendig, wenn Bor zugesetzt wird.

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