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Tipps gegen Ackerkratzdistel, Spitzklee und Stechapfel

Auch wegen des Klimawandels treten wärmeliebende Unkrautarten häufiger auf. Wichtig ist, vor allem die schwer bekämpfbaren Arten früh zu erkennen und mit der richtigen Strategie einzudämmen.

Lesezeit: 7 Minuten

Bei Problemunkräutern lautet die Devise: Wehret den Anfängen! Doch nicht immer gelingt es, sich die unliebsamen Begleiter vom Leib zu halten. Nachfolgend geben Günter Klingenhagen und Fabian Napp von der LWK Nordrhein-Westfalen einige Tipps zur Vorbeugung und Bekämpfung von Ackerkratzdistel, Spitzklette und Stechapfel.

Ackerkratzdistel: Hartnäckiger Begleiter

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Die sich über Wurzelausläufer verbreitende Ackerkratzdistel ist ein alter Kulturbegleiter. Hinsichtlich der Bekämpfung gibt es unterschiedliche Beobachtungen. Einige empfehlen, den Boden möglichst wenig zu bewegen, um Rhizome, die im Boden schlummern, nicht zu oberirdischem Wachstum anzuregen. Anhand von folgender Erfahrung lässt sich diese Auffassung nachvollziehen: Auf einer Fläche kam es zu starkem Austrieb von Disteln, nachdem Boden durch Baggerarbeiten tiefgründig umgeschichtet worden war.

Wenn die Disteln aber bereits auf dem Acker stehen, kommt man mit der Stillhaltemethode nicht weiter. In diesen Fällen hat sich gezeigt, dass sich Distelnester am ehesten über eine intensive und tiefe Bodenbearbeitung zurückdrängen lassen. Am besten geht das nach der Ernte bei trockenen Böden.

Geht es um die mechanische Beseitigung des oberirdischen Aufwuchses, erreicht man die größtmögliche Schwächung, wenn man die Disteln zur Zeit der Blüte schneidet oder – wie früher – aussticht. Was es aber bedeutet, Disteln im abreifenden Getreide einzeln aus-/abzustechen, wissen nur noch wenige.

Ackerkratzdistel: Tipps zu chemischen Lösungen

Mit der Möglichkeit der chemischen Behandlung verlagerte sich der Bekämpfungstermin vor den Blühbeginn. Ziel ist, dass die Disteln den aufgenommenen Wirkstoff in die Rhizome verlagern – dies funktioniert am besten in der Phase der Blatt- und Stängelbildung.

Nachfolgend sind verschiedene Versuchsergebnisse aufgeführt: Welchen Einfluss der Behandlungstermin auf den Bekämpfungserfolg von Disteln hat, wurde in acht Versuchen in Winterweizen geprüft. Die Behandlungen erfolgten zu EC 32-33 und 37-39. Das Ergebnis: Zwischen den Versuchen und Jahren gab es Unterschiede, die mal für den früheren und mal für den späteren Behandlungstermin sprachen. Im Schnitt der Versuche spielte das EC Stadium, zu dem behandelt wurde, keine Rolle.

Einen Leistungsvergleich zwischen den Präparaten Ariane C und U 46 M-Fluid ist in der nachfolgenden Übersicht dargestellt. Im Schnitt von fünf Versuchen ließ sich mit Ariane C ein Wirkungsgrad von 65 %, mit U 46 M-Fluid von 55 % erzielen. Stärkere Wirkunterschiede zeigten sich, wenn die Einsatzbedingungen hinsichtlich Temperatur und Luftfeuchte ungünstig waren. Die Bonituren geben jeweils die Wirkung im Jahr nach der Anwendung wieder.

Wie stark der Einfluss der Bedingungen zum Einsatztermin sein kann, zeigt sich in unseren (älteren) Versuchen. Dabei erfolgte die Bekämpfung in Mais mit Lontrel 100 bei 15 bis 50 cm hohen Disteln. Entscheidend ist dann jeweils die Bonitur im Jahr nach der Behandlung (diese ließ sich in 2006 und 2007 durchführen). Das Ergebnis: Der Einsatz von 1,2 l/ha Lontrel 100 brachte 2006 einen Wirkungserfolg von nur 13 %, im darauffolgenden Jahr lag die Wirkung dagegen bei 93 %! Diesen enormen Wirkungsunterschied führen wir auf die Witterung zurück – in 2006 war es zum Einsatztermin kühl, in 2007 warm und wüchsig. In der Praxis funktionieren Behandlungen, die morgens in den Tau bei insgesamt wüchsigen Bedingungen gefahren werden, am besten.

Ackerkratzdistel: Auch auf der Stoppel bekämpfen

Disteln nach der Ernte chemisch auf der Stoppel zu bekämpfen, ist mit Kyleo möglich. Stimmen die Bedingungen (warm, wüchsig, weiche Wachsschicht), sind Behandlungen effektiv. Kyleo enthält neben 240 g/l Glyphosat noch 160 g/l 2,4-D-Fluid. Über den Wuchsstoffanteil kommt die Hauptwirkung gegen die Disteln.

Zur Zeit der Anwendung sollte die Masse der Disteln 15 bis 20 cm hoch sein. Kyleo kann man mit 5 l/ha einsetzen. Zu empfehlen ist ein Zusatz von 5 bis 10 kg/ha SSA auf 200 l Wasser (Menge je nach Wasserhärte/Eisengehalt des Wassers). Abhängig von den Wachstumsbedingungen wird der Wirkstoff mehr oder weniger schnell in die Rhizome verlagert. Bodenbearbeitungsmaßnahmen dürfen frühestens 7 Tage nach dem Kyleo-Einsatz erfolgen.

Ob mechanisch oder chemisch – es ist nicht einfach, den Disteln beizukommen. Es vergehen Jahre, bis die Wurzelausläufer so erschöpft sind, dass kein Neuaustrieb mehr stattfindet.

Gewöhnlicher Spitzklette: Zäher Newcomer in Kartoffeln

Dass man Pflanzen der Gewöhnlichen Spitzklette auf einem deutschen Kartoffeldamm antrifft, ist noch selten. Jedoch ist zu erwarten, dass dies keine Ausnahme bleiben wird. Die Verbreitung erfolgt zum einen über eine stachelige Kapsel, in der sich die Samen befinden. Weil die Stacheln am Ende zu einem Haken gebogen sind, können sie sich an Kleidung oder Fell ankletten.

Ein weiterer Verbreitungsweg ist die Abschwemmung mit Wasser. Dass die Samen auch weite Entfernungen über den Verkehr von Saatgut oder Vogelfutter überbrücken können, ist denkbar.

Wer erste Pflanzen beobachtet, sollte sie herausreißen. Tragen Sie dabei Handschuhe, denn der Kontakt mit Blättern und Stängeln kann zu Hautirritationen führen.

Gewöhnlicher Spitzklette: Strategien gegen die Klette

Die Gewöhnliche Spitzklette ist eher wenig empfindlich gegenüber Herbiziden. Das kann man der Pflanze fast schon ansehen – ihre Blätter sind ledrig, an der Oberseite dunkelgrün glänzend und an der Unterseite stumpf.

Effizient sind Wirkstoffe, die auch gegen Kamille gut wirken, wie z.B. Clopyralid in Rüben, Effigo im Mais, Imazamox in Soja und Metsulfuron im Getreide. Hier noch eine Beobachtung: Als auf einer betroffenen Kartoffelfläche zur Bekämpfung der Spitzklette Cato eingesetzt wurde, reichte die Maßnahme gegen die zu diesem Zeitpunkt kleinen Pflanzen aus. Generell kann man von Bodenherbiziden wie Sencor flüssig oder Bandur ebenfalls eine Wirkung erwarten – beim Einsatz im Vorauflauf wird sich die Wirkung aber auf flach keimende Samen beschränken.

Stechapfel: Profiteur des Klimawandels

Der einjährige Stechapfel gehört zu den Nachtschattengewächsen. Während er in den letzten Jahrzehnten nördlich der Mainlinie nur selten anzutreffen war, tritt er seit zwei Jahren häufiger in Kartoffelfeldern auf. Temperaturen von über 35 °C bereiten den Pflanzen keine Probleme und auch mit Trockenheit kommen sie sehr viel besser zurecht als unsere Kulturpflanzen.

Spät aufgelaufene, aber noch kleine Pflanzen lassen sich in Kartoffeln am besten im Unterblattverfahren bekämpfen. Dabei wirken Produkte, die auch gegen Schwarzen Nachtschatten helfen. Besonders gut lässt sich Stechapfel im Mais bekämpfen. Sehr sicher wirken Triketon-haltige Produkte wie z.B. Callisto. Wichtig ist hierbei, spät auf Neuauflauf zu kontrollieren und gegebenenfalls chemisch oder mechanisch nachzuarbeiten.

In dichten Getreidebeständen läuft Stechapfel nicht auf, in den Fahrgassen oder bei Fehlstellen aber schon. Generell wirken in Getreide Fluroxypyr-haltige Produkte gut (z.B. Tomigan 200), in Rüben u.a. Lontrel 720.

Stechapfel: Wie gelangt der Stechapfel auf den Acker?

Die Verbreitung des nicht winterharten Stechapfels erfolgt über Samen. Diese können über verschiedene Wege auf die Flächen gelangen:

  • Gartenabfälle mit Stechapfelsamen sind der kürzeste Verbreitungsweg.
  • Zwar haben Vermehrer und Aufbereiter von Zwischenfrüchten oftmals hohe Standards für den Anbau von Zwischenfrüchten zur Samengewinnung und für die Reinigung der geernteten Samen. Zulässige Verunreinigungen werden somit vielfach weit unterschritten. Je nach Herkunft ist aber eine Ausbreitung über Saatgut nicht gänzlich auszuschließen. Zulässig ist laut Saatgutverkehrsgesetz ein Fremdbesatz von 4 Samen auf 500 g Saatgut.
  • Inwieweit Stechapfelsamen in Biogasanlagen überleben, untersuchten Westermann et. al. (2012). Dazu wurden Samen bei einer Temperatur von 37 °C über einen Zeitraum von 30 Tagen in den Fermentern belassen. Nach dieser Behandlung waren u.a. die Samen von Roggentrespe, Klettenlabkraut, Schwarzem Nachtschatten, Hühnerhirse und Stumpfblättrigem Ampfer nicht mehr keimfähig. Die Überlebensrate von Stechapfelsamen lag noch bei 6,7 %.
  • Eine Verbreitung der Samen über Mähdrescher ist leicht möglich. Auch bei der Rodung von Kartoffeln oder Rüben ist eine Verschleppung der Kapseln oder einzelner Samen möglich.

Bei der ersten Einschleppung handelt es sich meist um wenige Samen bzw. im Fall von Kompostabfällen um ein begrenztes Areal. Wichtig ist es dann, die Vermehrung auf dem Feld zu unterbinden.

Stechapfelpflanzen lassen sich in Kartoffeln lange Zeit kaum ausmachen – zu gleich sind Blattfarbe und Wuchshabitus. Erst im Vegetationsverlauf, wenn die Kartoffeln in die Alterung übergehen, überragt der Stechapfel diese deutlich. Dann sollte man zügig, mit Schutzhandschuhen ausgerüstet, Hand anlegen.

Solange noch keine Samen in den Fruchtständen ausgebildet worden sind, reicht es, die Pflanzen auszureißen. Sind Samen zu erkennen, ist es erforderlich, die Pflanzen bzw. die Fruchtstände vom Acker zu entfernen. Dies gilt auch für noch grüne Samen. Übrigens: Wie auch Nachtschatten gehört der Stechapfel zu den Giftpflanzen.

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