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topplus Versuche in Triesdorf

Weiße Lupine statt Soja in der Rinderfütterung

Soja-Futtermittel aus Übersee steht immer wieder in der Kritik. Ein Fütterungsversuch zeigt, ob die Körnerleguminose Weiße Lupine ein alternativer Eiweißlieferant für Milchkühe sein kann.

Lesezeit: 5 Minuten

Dieser Bericht erschien erstmals in der top agrar 12/2020:

Deutschland importiert Eiweißfuttermittel aus Übersee, um die hiesige Versorgungslücke für die Fütterung zu schließen. Die Herkunft und der Anbau von beispielsweise Soja aus ehemaligen Regenwaldgebieten in Südamerika sorgt aber für Kritik.

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In unserer Serie „Futterprotein“ stellen wir Eiweißfuttermittel aus Deutschland vor. Dazu zählen unter anderem heimische Körnerleguminosen, wie die Weiße Lupine. Ein Großteil der aktuell angebauten Lupinen-Fläche ist allerdings Blaue Lupine. Den Anbau von Weißer Lupine erschwert unter anderem die Pilzkrankheit Anthraknose, die hohe Ertragsausfälle verursacht.

Doch die Weiße Lupine bietet einige Vorteile, wie hohe Eiweißgehalte oder gute Eiweißwertigkeit. Die Landwirtschaftlichen Lehranstalten (LLA) Triesdorf züchten schon seit mehreren Jahren Weiße Lupine und haben für die Sorten „Celina“ und „Frieda“ mit einer guten Anthraknose-Toleranz eine Zulassung erhalten. Bei älteren Lupinen-Sorten erschwerten Bitterstoffe (Alkaloide) den Einsatz als Futtermittel. Neue Sorten liegen in der Regel unter einem Grenzwert von 0,05%.

Ob Weiße Lupine aus betriebseigenem Anbau ein Ersatz für Soja im Kraftfutter sein kann, untersuchte Julia Deml von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in ihrer Bachelorarbeit.

Kraftfutter mit Lupine

Für den dreimonatigen Fütterungsversuch mit 57 Fleckviehkühen waren die Tiere in zwei Gruppen mit möglichst gleichem Laktationsstand und ähnlicher Milchleistung aufgeteilt. Alle Kühe erhielten an Wiegetrögen die gleiche Teilmischration auf Basis von Mais- und Grassilage, Raps- und Sojaextraktionsschrot sowie Stroh und Luzernenheu. Die Ration war auf eine Milchleistung von 27 kg ausgelegt.

Zusätzlich erhielten die Kühe an einer Abrufstation je nach individuellem Leistungsniveau bis zu 5 kg Milchleistungsfutter. In der Kontrollgruppe (Gruppe Soja/Raps) enthielt das Leistungsfutter 25% Sojavollfettbohnen und 10% Rapsextraktionsschrot. Die Versuchsgruppe (Gruppe Lupine) bekam ein Milchleistungsfutter mit 35% Weißer Lupine als einzige Eiweißkomponente.

Die Höchstmenge aufgenommener Lupinen pro Tag betrug 1,6 kg Trockensubstanz (TS) und an Sojabohnen 1,1 kg TS. Die eingesetzte Weiße Lupine der Sorte „Celina“ stammte aus der Ernte des Versuchsguts Triesdorf. Diese hatte vergleichsweise hohe Rohproteingehalte von 42,8% und daher auch einen hohen Anteil von nutzbarem Rohprotein (nXP) von 261 g/kg TS.

Im Triesdorfer Versuchsstall wurden alle relevanten Tierdaten erfasst, wie tierindividuelle Futteraufnahme, Milchmenge, Milchinhaltsstoffe oder monatlich die Tiergewichte.

Milchleistung bleibt stabil

Während des dreimonatigen Versuchs musste die Forscher die Teilmischration zweimal neu berechnen, da ein Silo leer war. Die Zusammensetzung des Kraftfutters blieb unverändert.

Futteraufnahme: Zwischen der Versuchs- und der Kontrollgruppe gab es keinen signifikanten Unterschied in der Aufnahme der Mischration, Kraftfutteraufnahme und bei der Gesamt-Trockenmasseaufnahme. Die Kühe der Lupinen-Gruppe fraßen im Schnitt 22,50 kg TM/Tag, die Soja-Gruppe 22,34 kg.

Davon waren 2,68 kg bzw. 2,73 kg Kraftfutter. Das zeigt, dass der natürliche Gehalt an sogenannten Alkaloiden (Bitterstoffen) in der Weißen Lupine bei einem Einsatz von bis zu 1,6 kg TS/Tier und Tag keinen negativen Einfluss auf die Futteraufnahme hat.

Nachweisbare Unterschiede gab es lediglich bei der täglichen Rohfettaufnahme. Die Sojagruppe nahm 760 g pro Tag auf, die Lupinengruppe 671 g.

Milchleistung: Alternative Proteinfutter haben Potenzial für die Fütterung, wenn sie die Leistung nicht negativ beeinflussen. Das bestätigen die Versuche:

Bei der Milchmenge gab es mit 30,28 kg in der Lupinen-Gruppe und 31,40 kg in der Kontrollgruppe keinen signifikanten Unterschied. Beide Gruppen erreichten hohe Milchinhaltsstoffe. In der Lupinen-Gruppe waren das 4,69% Fett und 3,73% Eiweiß, während es in der Kontrollgruppe 4,52% und 3,70% Eiweiß waren.

Bei der Berechnung der Menge an energiekorrigierter Milch (ECM) konnte die Lupinen-Gruppe durch die etwas höheren Inhaltsstoffe die tendenziell geringere Milchleistung ausgleichen, sodass diese Werte fast identisch waren. Auch bei der Futtereffizienz (kg ECM pro kg Trockenmasseaufnahme) unterschieden sich die Gruppen nicht signifikant. Ebenfalls kaum Unterschiede zeigten die Milchinhaltsstoffe, wie Laktose, Harnstoff oder Zellzahl.

Sowohl die Rückenfettdicke als auch Körpermasseentwicklung unterschieden sich nicht aufgrund der Fütterung.

Lupinen nur ergänzend

In der Bewertung der Ergebnisse zu berücksichtigen ist, dass die Lupinen nur im Milchleistungsfutter eingesetzt wurden. So war die aufgenommene Lupinen-Menge relativ gering.

Die mittlere Aufnahme an Weißen Lupinen pro Kuh und Tag betrug 0,94 kg. Der Anteil der Lupinen an der durchschnittlichen Gesamt-Trockenmasseaufnahme lag bei 4,17 %. Die Proteinversorgung der Kühe erfolgte im Versuch zu einem großen Anteil aus Sojaextraktionsschrot und geschütztem Rapsextraktionsschrot in der Teilmischration. Die geringen Unterschiede bei Futteraufnahme und Milchleistung waren laut den Wissenschaftlern daher zu erwarten.

Einsatzpotenzial

Beim Einsatz von Weißer Lupine in der Milchviehration ist grundsätzlich der geringe Gehalt pansenbeständigen Proteins (UDP) limitierend. Wobei die im Versuch eingesetzte Sorte mit 28 % einen relativ hohen UDP-Anteil aufwies. Beim Verfüttern der Körnerleguminose ebenfalls zu beachten ist der relativ geringe Gehalt an schwefelhaltigen Aminosäuren.

Beides könnten Landwirte durch die Kombination mit Rapsextraktionsschrot ausgleichen. Einen höheren UDP-Anteil und damit Futterwert erreicht man bei der Lupine außerdem, wie bei Sojavollbohnen, mit dem sogenannten „Toasten“. Dabei wird das Erntegut mit spezieller Technik mit Wasserdampf, hohen Temperaturen und Druck behandelt. Das Verfahren könnte einen positiven Einfluss auf die Milchleistung haben, steigert aber auch Kosten und Arbeitsaufwand.

Entscheidend für den Einsatz in der Fütterung ist auch die Preiswürdigkeit des Eiweißes. Laut Futtermittelunternehmen wird Weiße Lupine wenig gehandelt, die Preise liegen aktuell aber bei rund 290 €/t (85% TS) mit Proteingehalten von 28 bis 32 %.

Angenommen, man will Rapsextraktionsschrot für 250 €/t mit einem Rohproteingehalt von 35% und UDP-Anteil von 35% (ca. 125 kg UDP/t) durch Weiße Lupine ersetzen (32% Rohprotein, 28% UDP-Gehalt; 90 kg UDP/t), so kostet eine Tonne UDP aus Raps 2000 € und aus Weißer Lupine 3200 €. Zu berücksichtigen ist, dass die Preise von Weißer Lupine volatil sind und sich die Ernten im Proteingehalt unterscheiden.

Zudem ist der Einsatz der Körnerleguminose für die meisten Rinderhalter besonders aus eigenem Anbau interessant. Dann lassen sich auch die ackerbaulichen Vorteile nutzen und Import-Proteinfutter einsparen. Diese Vorteile sollten Landwirte bei der Beurteilung der Einsatzwürdigkeit berücksichtigen.

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