Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Aktionstag

Wie sich die Landwirtschaft dem Klimawandel anpassen kann

Die Klimaveränderungen stellen die Landwirtschaft vor gewaltige Herausforderungen. Die Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth organisierten dazu einen Informations- und Aktionstag.

Lesezeit: 5 Minuten

Dr. Christoph Thomas, Professor für Mikrometeorologie an der Universität Bayreuth, zeigte anhand von Messergebnissen, dass der Klimawandel in Süddeutschland schneller voranschreitet als im weltweiten Durchschnitt: „Die Erde hat sich in den letzten 100 Jahren um 0,8 °C erwärmt. In Oberfranken war die Erwärmung mit 1,4 °C deutlich höher.“ In den letzten 60 Jahren habe sich die Erderwärmung beschleunigt. "Umgerechnet auf 100 Jahre erhöhte sich die Temperatur in Bayreuth seit 1960 um 4,1 °C, gobal betrug die Zunahme über Land 2,6 °C und über Land und Ozean 1,6 °C."

"Wir haben eine Klimakrise“

Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

„Der Begriff Klimawandel ist zu positiv, wir haben eine Klimakrise“, findet der Wissenschaftler.

Bezogen auf Oberfranken geben zeigen die Messergebnisse folgendes Bild:

  • Oberfranken wird im Mittel erheblich wärmer, in allen Monaten, vor allem aber im Frühjahr und Sommer (März bis August). Die Jahre 2014, 2015 und 2018 waren die wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1850.
  • Die monatlichen Wetterextreme häufen sich in den letzten 30 Jahren, die Kälteextreme sind verschwunden.
  • Wärmeliebender Krankheitserreger und deren Überträger können sich leichter ausbreiten.
  • Für Menschen, Pflanzen und Tiere steht durch die erhöhte Verdunstung und dadurch entstehender Dürre weniger Wasser zur Verfügung. Ursache sind die hohe Temperaturen, auch wenn kein Niederschlagsmangel herrscht.
  • Die Niederschläge ve.rschieben sich vom Winter und Frühjahr in den Sommer und Herbst.
  • Der Wassermangel im Frühjahr verschärft sich zunehmend.
  • Starkregenereignisse nehmen in der Häufigkeit und Intensität zu.
  • Besorgniserregend ist die Zunahme der Starkregenereignisse im Januar und Februar. Denn Regen auf gefrorenen Boden unterbindet die Infiltration und verstärkt den Oberflächenabfluss. Es entsteht Hochwasse.
  • Im Sommer verstärkt Starkregen den Oberflächenabfluss, sodass die Frühjahrsdürre nicht gemildert wird und Überschwemmungen bei Überlastung der Abflusssystem drohen. Deshalb muss die Infiltration der Böden bzw. der Wasserrückhalt muss gefördert werden.
  • Zunehmender Starkniederschlag im September und Oktober bewirkt bei abgeernteten Feldern Erosionsschäden und den Verlust der Ackerkrume.
  • Auch Deutschland bzw. Bayern ist verletzlich gegenüber Dürre. Die Speicherung und der Rückhalt von Wasser in der Landschaft (Boden, Pflanzen) und zusätzlich in Zisternen muss erhöht und gefördert werden.
  • Es muss überlegt werden, die Bewässerung auf Nicht-Sonderkulturen auszudehnen.

Florian Ebertseder von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zog ein vorläufiges Fazit zu Erosionsschutzverfahren im Mais. So seien ausreichende Bodenbedeckungsgrade von > 30 % fast nur bei Varianten ohne ganzflächige Bodenbearbeitung zu erreichen. Die Art der Gülleausbringung/-einarbeitung wirke sich stark auf den Unkrautdruck im Frühjahr sowie die Jugendentwicklung der Maispflanzen aus. Nur dichte und gut entwickelte Zwischenfruchtbestände seien in der Lage Ausfallgetreide und Unkraut zu unterdrücken.

„Totalherbizid sichert Ertrag am besten ab“

„Der Einsatz eines Totalherbizids sichere den Ertrag am besten ab“, so Ebertseder weiter. Bei einem Verzicht auf ein Totalherbizid sei eine Kombination von mechanischen und chemischen Verfahren zur Beikrautkontrolle sehr erfolgversprechend. Hierbei könne ein reduzierter Herbizideinsatz im Vergleich zu einer Vollaufwandmenge ähnliche Erträge erreichen. Offen sei aber, ob es in Folgejahren Probleme mit Unkrautdruck bzw. Resistenzen gebe.

Was kann die Pflanzenzüchtung leisten ?

Dr. Peter Doleschel, Leiter des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der LfL ging auf die Eigenschaften ein, die die Züchtung vor dem Hintergrund des Klimawandels bringen soll:

  • Schnelle und hohe Keimfähigkeit bzw. Triebkraft
  • Frost- und Kälteverträglichkeit im Frühjahr und Herbst
  • Verträglichkeit gegenüber starken Temperaturunterschieden (10 °C und mehr) und gegenüber hohen absoluten Temperaturen (<30 °C).
  • Rasche Jugendentwicklung, hohe Konkurrenzkraft
  • Hohe Wurzelleistung: schnell in die Tiefe (Trockenheit, verträglich für Staunässe
  • Hohes Nährstoff-Aufschlussvermögen (Symbiosen mit Bakterien/Pflanzen), hohes Nährstoffverwertungsvermögen
  • Resistenz gegen Krankheiten und Schädlinge

Das Genome Editing, also die molekularbiologischen Verfahren, mit denen gezielt Mutationen an DNA-Abschnitten vorgenommen werden, sei gut geeignet, um Zuchtfortschritte zu erreichen. Allerdings brauche es dafür einen breiten Konsens und Patente dürften dem nicht entgegen stehen.

Falls diese Voraussetzungen gegeben wäre, wären diese Verfahren auch in Deutschland umsetzbar. Es sei technisch lösbar, da alle schwierigen Schritte als Dienstleistung angeboten werden. Und die Züchtungskompetenz zur Analyse und Verarbeitung des Pflanzenmaterials sei an der LfL vorhanden. Die Erfolgsaussichten des Genome Editings würden bei vielen interessanten Merkmalen als hoch beurteilt.

Falls die gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen das Genome Editing nicht zuließen, könne man auch mit der klassischen Resistenzzüchtung erfolgreich sein, vorausgesetzt man habe weiterhin verlässliche Rahmenbedingungen wie das Züchterprivileg statt Patente, die Refinanzierung durch gerechte Beteiligung der Saatgutnutzer und die öffentliche Förderung von Forschungsleistungen.

Ultraflache Bodenbearbeitung

Sebastian Thiem, Leiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth, gab danach einen Überblick über die Techniken der ultraflachen Bodenbearbeitung, bei der Boden bis auf eine Tiefe von maximal 5 cm ganzflächig geschnitten wird, und stellte Geräte mit Zinkensystemen, rotierenden Systemen und Kombinationen aus beiden Systemen vor.

Höhepunkt des Aktionstages war die Vorführung von 18 Anbaugeräten im Feldeinsatz, die den Boden ultraflach bearbeiten. Zusätzlich wurden zehn Maschinen zur Mulch-, Strip Till- und Direktsaat gezeigt.

Mehr zu dem Thema

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.