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topplus Pflanzenschutz-Tipps 27.9.2023

Altweibersommer: Grundfeuchte im Boden für Herbizide in Getreide nutzen

Pflanzenschutz-Empfehlungen vom 27. September: Ungrasbekämpfung in Getreide | Schädlinge in Raps und Getreide | Raps einkürzen

Lesezeit: 10 Minuten

In Zusammenarbeit mit proPlant und der Landwirtschaftskammer NRW.

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Aktuelle Situation

Aktuell haben wir es verbreitet mit einem typischen Altweibersommer zu tun. Tagsüber ist es spätsommerlich warm, nachts kühl. Im Nordwesten und an den Küsten ist es windig. Am Freitag und Samstag ist es etwas wechselhafter mit einzelnen Schauern.

Getreide: Herbizidstrategie frühzeitig planen

Aktuell sind vielerorts die Böden noch ausreichend feucht, so dass das Getreide zügig und gleichmäßig keimen dürfte. Gleichzeitig liefert diese Grundfeuchte in Kombination mit Tau günstige Bedingungen für die Wirkung von Bodenherbiziden.

Behandeln Sie gegen Fuchsschwanz im frühen Vorauflauf (bis drei Tage nach der Saat), um die höchsten Wirkungsgrade zu erreichen. Auf Windhalmstandorten können Sie zwar etwas länger warten, bis die Saatreihen zu erkennen sind, sollten aber dennoch keine günstigen frühen Behandlungstermine verstreichen lassen.

Details zu den Strategien entnehmen Sie den folgenden Übersichten:

Ausblick: In früh gesäten Beständen steigt die Gefahr, dass Ungräser nicht gänzlich kontrolliert werden können. Gründe sind:

  • Eine gute Entwicklung der Ungräser dank der hohen Bodentemperaturen und des langen Zeitfensters sowie
  • ein rascherer Abbau der Herbizidwirkstoffe.

Planen Sie auf Standorten mit höherem Ungrasdruck unbedingt Nachkontrollen im Herbst ein. Wirken bei Ihnen Blattherbizide noch, empfiehlt es sich diese, nach der Bodenherbizidvorlage, einzuplanen. Zum 2- bis 3-Blattstadium der Ungräser sind dann gute Behandlungstermin gegeben. Achten Sie neben dem optimalen Entwicklungsstadium der Ungräser auf günstige Witterungsbedingungen für das jeweilige Blattherbizid. So sind Einsätze von Axial oder Traxos am wirkungsstärksten, wenn diese in einen nachhaltig kühlen Witterungsabschnitt mit Temperaturen von deutlich unter 10°C erfolgen. Setzen Sie im Winterweizen auf den Einsatz von Niantic, ist es wichtig, dass Sie zu Beginn einer hellen strahlungsreichen Witterungsphase applizieren (siehe Übersicht).

Beachten Sie bitte die Zulassung, Gebrauchsanleitung und regionale Hinweise.

Getreide: Achten Sie auf Schädlinge

Mit der Aussaat des Getreides startet auch die potenzielle Schädlingsgefahr. Hier sind Kontrollen das wichtigste Werkzeug. Schnecken sind regional in diesem Herbst bereits im Raps und Zwischenfrüchten stärker in Erscheinung getreten.

Die feuchten Bodenverhältnisse begünstigen aktuell weiter die Aktivität der Weichtiere. Dennoch ist es nicht einfach die kleinen erdfarbenen Ackerschnecken zu finden, denn an sonnigen Tagen verkriechen sie sich in geschützte Rückzugsorte, wie z. B. alte Rapsstängel oder in die Erde. Nachts nehmen Sie dann an Aktivität auf und können im Auflauf befindliches Getreide schädigen, indem z. B. das gequollene Saatkorn ausgehöhlt wird. Schneckenfolien können helfen, um frühzeitig die Gefahr zu erkennen. Denn diese werden ebenfalls von den Schnecken als Rückzugsort genutzt und Sie können so einfacher kontrollieren, ob Schnecken auf Ihren Flächen vorhanden sind. Legen Sie besonders bei inhomogenen Schlägen mehrere Folien aus. So können Sie auch feststellen, ob ggf. Teilflächenbehandlungen mit Schneckenkorn ausreichend sind. Im jungen Auflaufstadium des Getreides ist das Schneckenaufkommen anhand dem fransigen Fraß entlang des Blattes zu erkennen. Geringer Fraß kann toleriert und kompensiert werden.

Blattläuse

Nach dem Auflaufen sollten zudem die Kontrollen auf Läuse starten. Besonders Gerste ist empfindlich gegenüber dem von Läusen übertragbaren Gelbverzwergungsvirus. Kontrollieren Sie die Pflanzen an sonnigen Tagen gegen das Licht. Denn dann wandern die Läuse auf die Blätter und sind gut als Schatten zu erkennen. Bleiben die Tiere bei Berührung sitzen, sind es vielfach Läuse. Kleine Fliegen, die sich ebenfalls im Bestand befinden sind keine Gefahr, fliegen aber bei Irritation schnell davon.

Als Bekämpfungsrichtwert gelten 10 % befallener Pflanzen mit Läusen und erster Koloniebildung. Behandeln Sie nicht zu früh, möglichst erst ab dem 2-Blattstadium des Getreides, um eine gewisse Dauerwirkung zu erreichen. Achten Sie zudem darauf in eine nicht zu warme Witterungsphase zu applizieren. Denn die Wirkungsbedingungen für Pyrethroide sind bei hohen Temperaturen ungünstig.

In Gelbverzwergungsvirus toleranten Gerstensorten (u.a. Paradies, Sensation, Novira, Amaranta, Equise und Contra) ist keine Läusebekämpfung notwendig. Die Pflanzen werden zwar von Läusen besiedelt, jedoch kommt es nicht zur Symptomausprägung. Dieses haben eigene Versuche bestätigt.

Beachten Sie bitte die Zulassung, Gebrauchsanleitung und regionale Hinweise.

Raps: Der Erdfloh ist nicht der einzige Schädling

Das Auftreten und die frühe Fraßaktivität der Rapserdflöhe ist weiterhin sehr unterschiedlich. Allerdings können auch Schnecken, die Rübsenblattwespe oder Tauben der jungen Saat zu schaffen machen.

Während in NRW und Baden-Württemberg bis dato der Druck von Rapserdflöhen noch vergleichsweise gering ist, hat er in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zugenommen. Kommt es zur Überschreitung des Bekämpfungsrichtwertes von 50 Käfern in der Gelbschale bzw. hohem Blatt- und Vitalitätsverlust der Rapspflanzen, wurden erste Insektizidmaßnahmen notwendig und durchgeführt. In Schleswig-Holstein wird sogar von Einzelflächen gesprochen, auf denen die Schädlinge trotz einer Maßnahme nicht ausreichend kontrolliert werden können und ein Umbruchentscheidung ansteht. In dieser Woche sind die Zuflugbedingungen bundesweit günstig, wie die Karte von proPlant zeigt.

Generell sind Behandlungsentscheidungen nur flächenindividuell zu treffen. Der durch den Rapserdfloh verursachte Lochfraß an den Pflanzen ist in Regel nur in der Auflaufphase kritisch und vor allem dann, wenn sich die Bestände nach dem Auflaufen sehr zögerlich entwickeln. 10 % gefressene Blattfläche können Sie hier als Bekämpfungsrichtwert annehmen. Hat der Raps das BBCH 14 noch nicht erreicht, gilt es vor allem schwache Bestände zu beobachten. Eine Insektizidmaßnahme mit z. B. 75 ml/ha Karate Zeon sollte erst dann erfolgen, wenn der Fraß die Entwicklung des Rapses beeinträchtigt. Führen Sie die Maßnahme bei aktueller warmer und strahlungsreicher Witterung in den kühlen Abendstunden durch.

Neben dem durch den Erdfloh sind aktuell noch weitere Schädlinge am Werk, die ebenfalls Blattfraß verursachen. Prüfen Sie kritisch, um wen es sich handelt, damit Sie geeignete Gegenmaßnahmen durchzuführen können.

Schneckenfraß zeigt sich meistens durch ründliche Fraßbuchten am Blattrand. Legen Sie Schneckenfolien aus, denn auch die Schnecken verziehen sich bei warmer, sonniger Witterung in geschützte Bereiche zurück. Unter der Folie lassen sich die Schleimer auch tagsüber finden.

In NRW wird auf Einzelflächen – hauptsächlich frühe Saaten – vom Auftreten der Larve der Rübsenblattwespe berichtet. Die kleine schwarze Larve lässt sich bei Irritation schnell fallen und ist daher nicht einfach zu finden. In den kühlen Morgenstunden sind die Tiere aber noch recht träge. Ihr Fraß erinnert teils an den der Schnecken, wobei aber auch größere Bereiche im mittleren Blattbereich nicht verschont bleiben. In wüchsigen Rapsbeständen sieht der Schaden oft gravierender aus als er ist. Auch hier gilt, eine Maßnahme ist erst erforderlich, wenn der Raps durch die Fraßaktivität an Vitalität verliert. Geeignet sind dann Pyrethroide mit der Indikation beißende Insekten, wie z. B. Karate Zeon. Auch hier sind Behandlungen in den kühleren Abendstunden gut platziert.

Fehlen halbe Blätter mit gerader Bisskante oder sind nur noch die kleinen Blattstielchen übrig geblieben sind Tauben für dieses Schadbild verantwortlich.

Der Schwarze Kohltriebrüssler ist noch nicht verbreitet und in nennenswerter Anzahl eingeflogen. Hier gilt es in Befallsregionen, wie z.B. NRW, die Gelbschalen unbedingt im Blick zu behalten. Ist der Schädling in behandlungswürdigem Umfang zugeflogen, sollte eine Behandlung bis fünf Tage nach dem Zuflug erfolgen. Als Bekämpfungsrichtwert gelten in einem guten Rapsbestand zehn Käfer und einem schwachen Rapsbestand fünf Käfer je Gelbschale. Geeignet zur Bekämpfung dieses Schädlings sind Pyrethroide mit der Indikation beißende Insekten.

Beachten Sie bitte die Zulassung, Gebrauchsanleitung und regionale Hinweise.

Raps: Spezialunkräuter ausschalten

Ackerkratzdisteln und Rauken gelten als Problemunkräuter im Raps. Ist der Druck entsprechend hoch können Sie jetzt noch Bekämpfungsmaßnahmen durchführen.

Ackerkratzdisteln sind in diesem Herbst häufiger anzutreffen. Finden Sie das Unkraut auch in behandlungswürdigem Umfang in Ihrem Raps, bietet sich im Herbst Runway mit 0,2 l/ha an. Um möglichst viel Wirkstoff aufzunehmen und in die Rhizome zu verlagern, sollten die Disteln zum Behandlungstermin eine Wuchshöhe von 15 cm erreicht haben. Zudem braucht es nach der Anwendung noch 14 Tage mit wüchsigen Bedingungen. Führen Sie die Behandlungen nach Möglichkeit an sonnigen Tagen in den frühen Vormittagsstunden durch. Die Pflanzen dürfen dabei noch leicht feucht sein. Prüfen Sie, ob Teilflächenbehandlungen ausreichend sind, den Disteln treten häufig nesterweise auf.

Müssen Sie ohne den Einsatz von Clomazone oder Belkar-Splitting noch gegen Rauke im Nachauflauf vorgehen bietet sich unter aktuell sonnigen Bedingungen der Einsatz von Fox an. Besonders nachhaltig sind die Wirkungen, wenn auf kleine Raukepflanzen behandelt wird und die Tage nach der Anwendung sonniges Wetter vorherrscht. Beachten Sie beim Einsatz von Fox unbedingt folgende Hinweise:

  • Behandlungen nur auf gänzlich abgetrocknete Rapspflanzen. Sonst kann es zu Schäden am Raps kommen.
  • Nach Zulassung können Sie Fox wie folgt einsetzen: mit bis zu 1,0 l/ha ab EC 16 des Rapses als Einfachbehandlung oder im Splitting. Dabei können zu EC 14 des Rapses 0,3 l/ha Fox vorgelegt und im Abstand von 10 bis 14 Tagen bis EC 16 des Rapses 0,7 l/ha Fox nachgelegt werden.
  • Bei Fox-Behandlungen muss ein Abstand von einer Woche zu anderen Behandlungen (Gräsermittel, Wachstumsregler) eingehalten werden.
  • Fox ist nur mit Bor und oder Runway mischbar.

Beachten Sie bitte die Zulassung, Gebrauchsanleitung und regionale Hinweise.

Raps: Wüchsigen Raps frühzeitig bremsen

Beim Raps geht es zum jetzigen Zeitpunkt weiter in erster Linie um die Bestandregulierung bzw. Einkürzung der Rapspflanzen, um ein Schossen zu verhindern. So stärken sie die Winterfestigkeit.

In üppigen Beständen und frohwüchsigen Sorten, wie z.B. Daktari, PT303, Ambassador, Architect oder Armani, die Ende letzter Woche vier Laubblätter und mehr hatten, empfiehlt sich zu handeln.

Mit Architect plus Turbo können Sie flexibel zwischen dem 4- bis 7-Blattstadium arbeiten. Es zeichnet sich durch eine gute Einkürzungsleistung (ähnlich Carax) bei gleichzeitig guter Phomawirkung aus und ist mit Aufwandmengen von 1,25 bis 1,75 l/ha Architect + 0,6 bis 0,8 kg/ha Turbo anzuwenden. Geben Sie Turbo/SSA als erstes in den Tank.

Alternativ können Sie, wenn Sie nicht mit Belkar behandeln (dann kein Einsatz von Metconazol-haltigen Produkten im Herbst), klassisch auch mit 0,6 bis 0,9 l/ha Carax mit bester Einkürzungsleistung arbeiten. Behandeln Sie aber dann möglichst zwischen dem 4- und 6-Blattstadium. Die Phomawirkung von Carax ist eher gering. Was die Fungizide im Herbst und Frühjahr leisten können, entnehmen Sie der untenstehenden Abbildung.

Praxistipp: Zusätzlich können Sie zur Absicherung der Bor- und Mikronährstoffversorgung 5 kg/ha EpsoMicroTop + 1 ,0 l/ha flüssiges Bor mit in den Spritztank geben.

Ist der Raps noch nicht so weit, dicht und gleichmäßig entwickelt, sollten Sie zunächst auf einen Wachstumsregler/Fugizideinsatz verzichten. Hier wird in Abhängigkeit vom weiterem Witterungsverlauf und Phomainfektionsgeschehen im Oktober entschieden, ob eine Maßnahme überhaupt notwendig wird.

Beachten Sie bitte die Zulassung, Gebrauchsanleitung und regionale Hinweise.

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