Investitionen sind ein guter Indikator für die wirtschaftliche Gesundheit einer Branche. Legt man dieses Maß für die Landwirtschaft an, dann steht es nicht gut um sie.
Das zeigt auch das Fördergeschäft der Landwirtschaftlichen Rentenbank. Ihre Förderkredite sind nach den vorläufigen Zahlen 2023 mit 5,9 Mrd. € um 13,6 % niedriger ausgefallen als im Jahr davor. Noch schlimmer sieht es im Segment Landwirtschaft aus, wo mit knapp 1,6 Mrd. € wohl fast ein Fünftel weniger Fördervolumen zustande kam als 2022. Bei Erneuerbaren Energien brach das Geschäft sogar drastisch ein und lag mit 849 Mio. € voraussichtlich um 46,0 % unter dem Vorjahreswert. Hierbei spielen allerdings wohl auch Vorzieheffekte im Jahr 2022 eine große Rolle.
Steinbock: Zinsanstieg und verunsicherte Unternehmer
Gründe für die Megaflaute gibt es offenbar einige. Laut der Rentenbank-Vorstandsprecherin Nikola Steinbock hat das viel mit dem Zinsanstieg im vergangenen Jahr zu tun. Viele Projekte hätten sich damit einfach nicht mehr gelohnt. Für genauso gravierend hält sie aber auch das Tempo, mit der sich gerade in der Landwirtschaft die Rahmenbedingungen ändern. Das verunsichere Unternehmer gerade auch im Stallbau.
Das sieht DBV-Präsident Joachim Rukwied genauso. Bei der Fragestunde des Verbandes Deutscher Agrarjournalisten (VDAJ) wies Rukwied heute in Berlin darauf hin, dass aktuell sogar kaum noch in Ställe investiert wird. Die wichtigste Ursache dafür ist für ihn: „Es fehlt an Verlässlichkeit.“ Das belaste die Landwirte schon lange. Ein Unternehmer könne unter diesen Bedingungen nicht in Gebäude investieren, deren Amortisationszeit bei 20 Jahren oder mehr liege.
Landwirte brauchen längere politische Planungssicherheit
Steinbock sieht derzeit zwar noch keinen Investitionsstau, hält in dieser Frage aber die nächsten zwei bis drei Jahre für entscheidend. Sie sagt: „Wir dürfen die Zukunft der Landwirtschaft nicht aufs Spiel setzen.“ Steinbock wünscht sich deshalb von der Politik Rahmenbedingungen, die den Landwirten längere Planungshorizonte erlaubt. Wichtig waren aus ihrer Sicht zudem Anreizprogramme, mit denen die Investitionen wieder angekurbelt werden. Ansonsten drohe eine weitere Verschlechterung der Lage und „eine Branche, die nicht investiert, verliert den Anschluss“.