Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau DLG-Feldtage 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Aus dem Heft

„Viele Anlagen könnten optimiert werden“

Lesezeit: 4 Minuten

Falsche Bedienung, hohe Betriebskosten und unzulängliche Komponenten machen in älteren Gasaufbereitungsanlagen Probleme, wie Dr. Helmut Kern, Geschäftsführer des Dienstleisters Arcanum Energy aus Unna, berichtet.


Das Wichtigste zum Thema Energie freitags, alle 4 Wochen per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die ersten Biomethananlagen erreichen ihr zehntes Betriebsjahr. In welchem Zustand sind die Anlagen?


Kern: Auch auf vordergründig gut laufenden Anlagen gibt es häufig Optimierungsbedarf. Das bezieht sich weniger auf die Biogasproduktion, sondern eher auf die Gasaufbereitung mit ihren technischen Details und komplizierten Verfahren. Häufige Ausfälle, sinkende Methanausbeuten, hohe Betriebskosten oder lange Fackellaufzeiten sind typische Anzeichen.


Welche Probleme kommen häufig vor?


Kern: Sehr oft stellen wir Defizite bei der Abluftreinigung fest. Die Abluft aus der Gasaufbereitung enthält häufig noch geringe Spuren von Methan, weshalb dieses Schwachgas verbrannt werden muss. Viele Anlagen zur Schwachgasverbrennung haben häufige Störungen oder sind sogar komplett ausgefallen, weil sie nicht abgestimmt sind auf den Methangehalt im Schwachgas. Wir beobachten zudem, dass Behörden die Emissionsvorgaben immer stärker überprüfen. Das kann dazu führen, dass Anlagenbetreiber in die Nachbesserung noch einmal erheblich investieren müssen.


Wo gibt es noch Defizite?


Kern: Häufige Ausfälle stellen wir auch in den Kühlaggregaten, den Verdichtern und in den Wärmetauschern fest. Bei einigen chemischen Verfahren bilden sich aus Gründen, die wir noch nicht kennen, im Thermalöl Silikate. Dieses kann die häufig in der Erstausrüstung zu schwach ausgelegten Wände der Wärmetauscher durchlöchern. Müssen diese ausgetauscht werden, kann es zu langen Lieferzeiten und damit zu Ausfällen kommen. Die finanziellen Verluste beim Stillstand der Anlage sind erheblich und meist viel größer als das defekte Bauteil. Ein weiteres Defizit ist unzureichend ausgebildetes Betriebspersonal.


Was meinen Sie damit genau?


Kern: Wenn neue Mitarbeiter vom Anlageneigentümer oder Hersteller nicht richtig eingewiesen werden, können sie schnell versehentlich Schieber verstellen oder Werte in der Steuerung ändern.


Fällt das bei der Wartung nicht auf?


Kern: Nicht unbedingt. Denn einige Hersteller von Gasaufbereitungsanlagen sind vom Markt verschwunden, weshalb dann Anlagen nicht mehr richtig gewartet werden. Auch hier können sich mit der Zeit Fehler einschleichen. Wir erkennen die Ursachen oft an Kennzahlen, die nicht mehr stimmen, wie Drücke, erhöhter Strom- oder Wärmebedarf und das Verhältnis von Zumischkomponenten. Oder es sind kleinere, aber wichtige Bauteile wie Sensoren aufgrund von Verschleiß ausgefallen bzw. zeigen falsche Parameter.


Fallen Anlagen bestimmter Hersteller besonders häufig negativ auf?


Kern: Es gibt Probleme, die bei einigen Herstellern öfter auftreten. Das können wir anhand unserer internen Daten feststellen, mit denen wir Anlagen von Herstellern untereinander vergleichen können. Das gibt sehr interessante Ergebnisse. Solche Vergleiche werden künftig immer wichtiger, da einige Firmen ihren Kunden nur wenige Informationen oder Anlagendaten weitergeben. Viele Betreiber wissen nicht, ob ihre Anlage im Vergleich zu anderen gut oder schlecht läuft.


Welche Rolle spielt technischer Fortschritt? Im Laufe der Jahre hat sich hier schließlich viel getan.


Kern: Das stimmt. Es gibt immer wieder neue Produkte, die z.B. die Betriebskosten senken können. So setzen wir beispielsweise im Betrieb von Aufbereitungsanlagen mit Aminwäsche ein neuartiges Amin ein, bei dem der Betreiber für die gleiche Reinigungsleistung etwa 10 Grad weniger Wärme benötigt. Fortschritte gibt es auch bei der Analysetechnik. Damit lassen sich Gaskomponenten wie Ammoniak oder Schwefelwasserstoff messen, die in der Bauzeit der Anlagen noch keine wesentliche Rolle gespielt haben. Diese können auch zu Korrosion und Ausfällen führen, wie wir heute wissen. Zudem reinigen neuere, höherwertige Aktivkohlen das Rohgas besser. Oder nachträglich eingebaute Ionentauscher sorgen dafür, dass sich bei physikalischen Gaswäschen keine Ablagerungen wie Algen mehr im Wasser bilden.


Ist es aus Ihrer Sicht sinnvoll, bei häufigen Problemen das Aufbereitungssystem zu wechseln?


Kern: Nein, in der Regel rechnet sich das wegen zu hoher Kosten nicht. Nur bei einer Verdopplung der Anlagenleistung oder beim nötigen Neubau nach einer Havarie kann das sinnvoll sein. Anders ist das bei Komponenten wie der Schwachgasverbrennung, wo sich ein höherwertiges Fabrikat schnell rechnet. Ansonsten sind eine Optimierung und gezielte Umbaumaßnahmen in der Regel ausreichend. Allerdings können hier je nach Größe und Alter der Anlage, Wartungszustand sowie Umfang des Investitionsstaus Kosten von mehreren 100000 € auftreten. Daher ist wichtig, sich nie auf nur ein defektes Anlagenteil zu konzentrieren, sondern immer die Gesamtanlage zu betrachten und dann genau zu kalkulieren, welche Sanierungsmaßnahmen sinnvoll sind. Kontakt: hinrich.neumann@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.