Die meisten Biogas-Betreiber müssen sich demnächst damit beschäftigen, wie sie ihre Anlage nach Ablauf der EEG-Förderung weiterführen möchten. Über Strategien, Technik und Fördermöglichkeiten für erfolgversprechende Konzepte haben die Flexperten in Zusammenarbeit mit dem Fachverband Biogas, dem Bundesverband KWK, dem bayrischen C.A.R.M.E.N. e.V. und anderen Kooperationspartnern ein neues Seminarangebot aufgelegt. Ein anstrengender Tag, der sich aber lohnt, meinten etliche der knapp 100 Besucher, die das Seminar in Triesdorf besuchten.
„Wer weitermachen will, muss sich mit einer möglichst modernisierten Anlage den neuen Herausforderungen im Strom- und Wärmemarkt stellen oder sein Biogas im Rohzustand verkaufen“, sagt Uwe Welteke-Fabricius vom Netzwerk „Flexperten“. Aktuell werden hohe Preise für Biomethan im Gasnetz angeboten – vor allem, wenn das Biomethan aus Gülle gewonnen wird. „Doch das ist nahezu nirgends der Fall“, erklärt er.
Herausforderungen für die Verlängerung
Bei der Fortsetzung der Stromerzeugung und -einspeisung mit EEG-Vergütung kommt es darauf nicht an. Beim Seminar in der Reithalle der Landwirtschaftsschule in Triesdorf wurde schnell klar, dass die Vergütungsverlängerung um zehn Jahre nach EEG niemandem in den Schoß fällt. Manuel Maciejczyk, Geschäftsführer des Fachverbands Biogas, machte klar, dass schon der Ausschreibungsprozess sehr anspruchsvoll ist und deutlich verschärfte Umweltanforderungen gelten. Eine 15 Jahre alte Biogasanlage muss den Maisdeckel von 40 % einhalten und darf maximal 45 % der installierten Leistung erzeugen. Die Modernisierung der Abgasreinigung wird unvermeidlich sein.
Neue Ideen für Satelliten-BHKW
Für die Flexperten stellte deren Sprecher Uwe Welteke-Fabricius zunächst vor, dass sich die Marktaussichten für Spitzenlaststrom deutlich verbessert haben. Wenn die Energiewende fortgesetzt wird, wie es für den Klimaschutz notwendig ist, werden hochflexible Erzeuger energiepolitisch dringend gebraucht – also auch gut bezahlt. Wenn das Kraftwerk obendrein noch Wärme in ein Nahwärmenetz liefert, kann ein Biogasbetreiber bei den aktuell hohen Energiepreisen schon jetzt praktisch ohne EEG auskommen. Für große Investitionen werden die Banken allerdings noch lange die Sicherheit der EEG-Förderung verlangen.
Wer die Flexibilisierung mit Hilfe der Flexprämie aber zu zaghaft angefangen habe, werde es ohne diese millionenschwere Förderung nicht leicht haben. Doch dafür ist das Geschäftsmodell des „unecht neuen Satelliten“ höchst interessant: Wenn ein Wärmenetz erschlossen oder verdichtet wird, kann man dort ein neues BHKW installieren und mit diesem als Neuanlage an der Ausschreibung teilnehmen. Das BHKW wird mit bis zu 8-facher Überbauung und einem großen Wärmepuffer hoch flexibel ausgelegt und vom bestehenden Anlagestandort aus mit Biogas versorgt. Die Investitionen finanzieren sich mit dem Flexibilitätszuschlag, der nach EEG 2021 auf 65 €/kW erhöht wurde und über 20 Jahre ausgezahlt wird.
Anschließend wurde unter den Teilnehmern diskutiert, welche Fragen sie mitgebracht haben, und alle diese Fragen gesammelt.
Chancen der Direktvermarktung
Es folgten die ersten beiden von vier verschiedenen technischen Foren. Zunächst stellte Christian Dorfner vom Fahrplanspezialisten SKVE in einem Impulsvortrag die enorme Erlössteigerung für Biogasstrom und insbesondere für flexible Anlagen vor. Je stärker überbaut Biogasanlagen sind, je größer der Gasspeicher, desto mehr Geld wird mit dem Strom verdient. Dann stellten sich alle Direktvermarkter den Fragen des Publikums.
Im zweiten Forum ging es um die BHKW. Zu den Fragen nach den Betriebskosten von Biogas-BHKW wurde klar, dass die Wartungskosten von großen BHKW durchaus höher liegen als bei kleinen BHKW aber, dass sie bezogen auf die erzeugte Kilowattstunde tatsächlich deutlich günstiger abschneiden als bei kleinen BHKW.
Erfahrungen mit dem Flex-Betrieb
Der Hauptbeitrag des Tages war der Bericht des Biogasanlagen-Betreibers Stefan Brand aus Schnelldorf. Einleitend wird die Anlage in einem Video vorgestellt. Dann berichtete Brand von der Entstehungsgeschichte und seinen Erfahrungen mit der Flexibilisierung. Nach dem Zubau mehrerer kleiner BHKW mit Hilfe der Flexprämie hatte sich Brand zum Bau eines ersten großen Jenbacher-BHKW der Megawattklasse entschieden. Nach ersten guten Erfahrungen werden derzeit die Speicherkapazitäten erweitert, um noch höhere Erlöse aus dem flexiblen Fahrplanbetrieb zu erlösen. Rückblickend meinte der Unternehmer, dass eine frühere Investition in ein deutlich stärkeres BHKW sich schon allein wegen des höheren Wirkungsgrades gelohnt hätte.
So gelingen große Wärmespeicher
Im weiteren Fachforum berichtete Thomas Paes, Inhaber des Speicherspezialisten Hans van Bebber, über den Nutzen von großen Pufferspeichern. Wichtig sei eine wirklich professionelle Auslegung der Hydraulik, um die Temperaturschichtung im Wärmepuffer zu optimieren. Damit kann dann ein Großwärmepuffer nicht nur die Wärme des BHKW, sondern auch andere Wärmequellen integrieren und für das Wärmenetz nutzbar machen. Das führte zum Konzept des Speicherkraftwerks, das die flexible Stromerzeugung mit einer gesteigerten Ausnutzung der BHKW-Wärme kombiniert.
Alternativen zum Mais
Abschließendes Thema war die Nachhaltigkeit der Biogaserzeugung. Josef Höckner zeigte die Möglichkeiten, den oft kritisierten Maisanbau durch Mist, Getreide- und Maisstroh zu ersetzen. Alexandra Kipp berichtete von den wachsenden Erfolgen der durchwachsenen Silphie, aus der zwar etwas weniger Biogas gewonnen wird, die aber dafür wichtige Vorteile bei Biodiversität und Humusaufbau bietet. Aus den Fasern lässt sich sogar ein nachhaltiges Papier produzieren, das bereits erfolgreich für Verpackungen eingesetzt wird.
Clemens Maier berichtet anschließend von den Erfolgen, aus den Gärprodukten wertvolle Düngemittel zu erzeugen, mit denen weitere Einkünfte erzielt werden können.
Fazit: Höhere Erlöse möglich
Zum etwas verspäteten Abschluss des Tages wurden die am Morgen gesammelten Fragen gesichtet. Der häufigen Besorgnis, dass die Kostensteigerung zu unsicheren Erträgen führen könne, stehen angesichts der rasant steigenden Preise für die Energie wahrscheinlich sogar höhere Zusatzeinnahmen gegenüber. Mit dieser Aussicht wurden die Teilnehmer verabschiedet. Es war zu hören, dass nun erneut eine erkleckliche Zahl von Betreibern über Investitionen in ein Speicherkraftwerk nachdenken – oder sich bereits dafür entschieden haben.
Die Seminarserie wird am 9. Mai in Tarmstedt und am 10. Mai in Heek (Nordrhein-Westfalen) fortgeführt. Es folgen Roßwein (Sachsen), Trier, Potsdam, Kassel und Schwerin und Leutkirch. Weitere Daten finden sich auf der Website des Netzwerks: www.kwk-flexperten.net