„Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.“: Das scheint immer mehr zum Motto von Politikern auf Bundes- und Regionalebene, von Naturschutzverbänden und Bürgerinitiativen zu werden. Alle wollen die Energiewende, aber erneuerbare Energien offensichtlich nicht.
Prominentes Beispiel ist der Windpark Streu & Saale im Landkreis Rhön-Grabfeld (Bayern). Hier sollen nur zwölf von 18 in einem Windvorranggebiet geplanten Anlagen genehmigt werden. Auch droht das Landratsamt mit monatelanger Abschaltung der Anlagen während der Brutzeit einiger Vogelarten und anderen Auflagen, was den Windpark schlicht unwirtschaftlich machen würde.
Landauf, landab scheitern viele Projekte dieser Art. Die Argumente sind überall gleich: Windparks stören Fledermäuse und Greifvögel, Solarparks schaden dem Landschaftsbild, Biogasanlagen fördern Maiswüsten und Artensterben. Und Holzheizungen im Keller verursachen Feinstaub in der Luft. Was bleibt dann noch? Photovoltaik auf dem Dach? Nein, die ist ja zu teuer, attestieren sogar die Umwelt- und Wirtschaftsminister.
Mal ehrlich: Geht es den Kritikern und Verbreitern dieser Plattitüden wirklich nur um Umwelt- und Naturschutz? Wird nicht allzu schnell die Naturschutzkarte gezogen, um Projekte vor Ort zu verhindern? Oder geht es um mehr? Die immer wieder gestellten Forderungen nach „Ausgleichszahlungen“ haben jedenfalls einen faden Beigeschmack. Auch die 500 Bürger der Windparkgenossenschaft Streu & Saale sollen 400.000 € Ausgleich „für die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes“ zahlen.
Dabei sind Windparks, Solar- und Biogasanlagen nicht nur Selbstzweck: Sie dienen dem Klimaschutz und helfen, dass Deutschland sich von der klimaschädlichen Kohlekraft und der risikobehafteten Kernkraft verabschieden kann. Wenn der Klimaschutz nicht vorankommt, hat sich der Naturschutz in Europa ohnehin erledigt. Klar ist, dass in sensiblen Naturschutzgebieten, Biosphärenreservaten oder Nationalparks keine Windparks oder Biogasanlagen gebaut werden dürfen. Aber wenn noch nicht einmal in ausgewiesenen Vorranggebieten, wo denn dann? Und wenn dann noch die Abstände der Wohnbebauung zu Windparks vergrößert werden wie jetzt in Bayern geplant, bleiben im dicht besiedelten Deutschland so gut wie gar keine Flächen mehr übrig. Dann also doch lieber zentrale Atom- und Kohlekraftwerke?
Liebe Naturschutz- und Behördenvertreter, das kann doch nicht Euer Ernst sein!