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Rolle der Biokraftstoffe auf den Weltmärkten wird überschätzt

Der Einfluss von Biokraftstoffen auf das weltweite Angebot und die Preisbildung bei Lebens- und Futtermitteln ist insgesamt überschaubar. In der aktuellen Diskussion um mögliche negative Landnutzungseffekte durch den europäischen Ölsaatenanbau dürfen deshalb dessen Vorteile nicht unterschlagen werden.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Einfluss von Biokraftstoffen auf das weltweite Angebot und die Preisbildung bei Lebens- und Futtermitteln ist insgesamt überschaubar. In der aktuellen Diskussion um mögliche negative Landnutzungseffekte durch den europäischen Ölsaatenanbau dürfen deshalb dessen Vorteile nicht unterschlagen werden. Das war der Tenor einer Podiumsdiskussion zum Thema „Teller, Trog und Tank - Widerspruch oder Synergismen?“, die die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) im Rahmen ihres Dialogforums 2013 vergangene Woche in Berlin durchgeführt hat.


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Für den Geschäftsführer der Norddeutschen Pflanzenzucht Hans-Georg Lembke KG (NPZ), Dietmar Brauer, geht in diesem Zusammenhang die aktuelle europäische Diskussion um die künftige Rolle der Biokraftstoffe der ersten Generation in eine völlig falsche Richtung. Dr. Bernhard Walter vom Evangelischen Entwicklungswerk Brot für die Welt zeigte sich ungeachtet dessen besorgt, dass der europäische Importhunger für Biokraftstoffe und Futtermittel negative Effekte in den Ursprungsländern nach sich ziehen könnte. Zuvor hatte der Direktor des Gießener Instituts für Agribusiness, Prof. Peter Michael Schmitz, einen Überblick zu den Bestimmungsfaktoren der weltweiten Agrarpreise gegeben.


Auch für Ökolandbau iLUC


Brauer monierte, der Vorwurf, Rapsanbau in der EU verursache indirekte Landnutzungsänderungen (iLUC) in Entwicklungsländern, vernachlässige vollkommen, dass die Rapserzeugung in der Europäischen Union neben 40 % Öl auch 60 % wertvolles Eiweißfutter liefere. Verzichte man aus politischen Gründen auf den Rapsanbau in Deutschland, steige dadurch der Importbedarf an Proteinfuttermitteln um 4 Mio. t, was dann gerade die Landnutzungsänderungen in den Lieferländern hervorrufe, die man zu vermeiden suche. Der NPZ-Geschäftsführer beklagte zudem, dass nur die europäischen Biokraftstoffe nach jetzigem Stand mit Nachhaltigkeitsfaktoren belastet werden sollen. Niemand könne erklären, warum beispielsweise nicht auch Importe, die deutsche Biogasproduktion aus Mais oder sogar der ökologische Landbau einer Nachhaltigkeitsbetrachtung unterzogen würden. Letzterer, so Brauer, benötige schließlich im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft für die gleiche Produktionsmenge die doppelte Fläche.

Biokraftstoffquoten mit „Augenmaß“


Walter zufolge resultieren indirekte Landnutzungseffekte zwar auch aus dem Import von Biokraftstoffen in die Industrieländer, mehr aber noch aus dem zunehmenden Futtermittelbedarf der westlichen Staaten. Schon heute verdränge der wachsende Sojaanbau in Südamerika indigene Völker oder verursache Armut in der dortigen Landbevölkerung. Walter sprach sich deshalb für Biokraftstoffquoten mit „Augenmaß“ aus und forderte ethische sowie nachhaltige Standards für die europäischen Rohstoff- und Futtermitteleinfuhren. Dabei haben iLUC-Faktoren nach seiner Einschätzung durchaus ihre Berechtigung, da sie als Meßinstrument für die Nachhaltigkeit eines Produktionszweigs oder einer Kultur dienen können.


Weltmärkte kaum volatiler


Schmitz stellte in seinem Vortrag fest, die Behauptung, Biokraftstoffe seien für volatile Weltagrarmärkte und Hunger in der Welt verantwortlich, lasse sich wissenschaftlich nicht belegen.Mit Blick auf eine von ihm und Palina Moleva vom Gießener Institut für Agribusiness veröffentlichten Studie zu den Bestimmungsgründen für das Niveau und die Volatilität von Agrarrohstoffpreisen auf internationalen Märkten erklärte der Agrarökonom, dass es ganz andere und viel wirksamere Faktoren für solche Marktentwicklungen gebe. Die starken Preisbewegungen der letzten sechs Jahre bildeten beispielsweise in der Langfristbetrachtung der letzten 40 Jahre keine Ausnahme. Somit sei ein signifikanter Aufwärtstrend der Volatilitäten infolge von Biokraftstoffförderung und Spekulation nicht zu erkennen, allenfalls für die bislang durch Marktordnungen geschützten EU-Binnenmärkte.


Hunger oft politisch bedingt


Schmitz zufolge wird der Preiseinfluss von Biokraftstoffen in der öffentlichen Wahrnehmung weit überschätzt, während die wahren Ursachen für hohe und volatile Preise kaum Beachtung finden. Diese sieht er vor allem in Wechselkursschwankungen, in der Lagerhaltung und den Rohölpreisen. Fundamentale Angebots- und Nachfrageveränderungen zeigten ebenfalls deutliche Preiswirkung, während der Einfluss von Biokraftstoffen und Spekulation auf einigen Märkten in den gängigen Modellrechnungen praktisch nicht nachweisbar sei. Hunger und Armut resultieren nach Einschätzung des Gießener Agrarökonomen gerade in den Staaten der Dritten Welt und in Schwellenländern vor allem aus politischen Ursachen, ineffizienter Verwaltung und Korruption.


Laut Schmitz entstand beispielsweise die sogenannte Tortillakrise in Mexiko vor einigen Jahren nicht aufgrund hoher Weltmarktpreise für Mais, sondern hauptsächlich wegen der Monopolstellung mexikanischer Verarbeiter, der Inflation und der Steigerung der tierischen Erzeugung in dem Land. Um ähnliche Entwicklungen in der Zukunft zu vermeiden, plädiert Schmitz deshalb für den Abbau von Handelshemmnissen, die Förderung des regionalen Handels und den Transfer von Know-how in die Entwicklungs- und Schwellenländer.

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