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topplus Energetische Sanierung

Viel Kritik der Verbände an den Kürzungen bei der Gebäudeförderung

Die Bundesregierung will zwar aus fossilen Energien zu Heizzwecken aussteigen, behindert aber gleichzeitig klimaschonende Maßnahmen wie Holzheizungen.

Lesezeit: 7 Minuten

Die beschlossenen Kürzungen beim Bundesprogramm für effiziente Gebäude (BEG) hat viel Kritik bei den Verbänden der erneuerbaren Energien, aber auch bei Verbänden aus dem Immobilienbereich ausgelöst. Positiv wird dagegen der Ausstieg aus fossilen Energien eingeschätzt.

BEE begrüßt Abkehr von fossilen Brennstoffen

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Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) begrüßt den Einstieg in den fossilen Förderstopp als dringend gebotenen Schritt zur Erreichung der Klimaschutzziele im Gebäudebereich und zur dauerhaften Bezahlbarkeit von Wärme. „Der Fokus auf ‚Worst First‘, also auf die Gebäude mit der schlechtesten Dämmung und den schmutzigsten Heizungen, ist ebenso begrüßenswert wie der Ausstieg aus fossilem Gas und Öl“, so BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter. „In Zeiten eskalierender Gaspreise geht die Reform mit der weitgehenden Abschaffung der Förderung fossiler Energieträger in die richtige Richtung. Positiv sind auch verbesserte Förderbedingungen für einige Erneuerbare Wärmelösungen wie zum Beispiel für Wärmepumpen unter Anwendung von Wasser, Abwasser oder Erdreich als Wärmequelle.“

Als nachteiligt bemängelt der BEE unnötige Bremsen für den Ausbau erneuerbarer Wärmelösungen geschaffen, wie zum Beispiel die Schlechterstellung der Bioenergie, insbesondere der Holz- und Pelletheizungen. „Pelletheizungen können nur mit der Anwendung einer Solarthermieanlage eine höhere Förderung erhalten. Für die erneuerbare Wärmewende sind aber alle regenerativen Technologien nötig. Das sollte sich auch in der Ausgestaltung der Förderung widerspiegeln“, fordert Peter.

Zudem müsse der Gesetzgeber möglichst viele Gebäudeeigentümer zur Sanierung und zum zügigen Austausch ihrer Heizung anreizen. „Es ist richtig, die Mittel in der Breite zu streuen. Die Bundesregierung sollte aber noch weiter gehen und wirklich allen Hauseigentümern ein Angebot zur Gebäudemodernisierung machen.“ Angesichts explodierender Heizkosten benachteilige die Streichung der Kreditförderung für Einzelmaßnahmen einkommensschwache Haushalte. „Hier muss der Gesetzgeber weiter nachbessern“, so Peter. „Das bedeutet auch, den Umfang der Fördermittel zu erhöhen. Er reicht noch nicht aus, um die Wärmewende zu finanzieren.“

„Programm ist kontraproduktiv“

„Die Bundesregierung setzt sich ambitionierte Ziele bei der Energiewende am Wärmemarkt und handelt kontraproduktiv.“ So kommentiert Beate Schmidt-Menig, Vorsitzende beim Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband e.V. (DEPV) die zum 15. August angekündigten Änderungen der Förderrichtlinie für den Heizungstausch (BEG EM).

Mit dem bisherigen Programm und seiner Ausgestaltung wurde der Heizungstausch auf attraktive Weise angereizt. Moderne Holz- und Pelletfeuerungen haben nach den vorliegenden Evaluierungen dabei mit Abstand am meisten zur CO2-Einsparung beigetragen – und zwar mit der größten Fördereffizienz. „Dass die Förderung für diese auf einem heimischen Energieträger und modernster Heiztechnik basierende Wärmeerzeugung nun gegenüber anderen Techniken deutlich reduziert wird, ist unverständlich und absolut kontraproduktiv“, sagt die DEPV-Vorsitzende.

Um eine Unabhängigkeit fossiler Energien zu erreichen, müsse technologieoffen jede effiziente und klimafreundliche Energieform Berücksichtigung finden. Wärme aus Holzpellets habe sich in den letzten beiden Jahren als ein verlässlicher Pfeiler der Energiewende im Gebäude etabliert. Um die Sanierungsquote zu erhöhen und die von der Bundesregierung gesteckten Klimaziele zu erreichen, wäre es zielführender gewesen, die BEG in bewährter Form zu belassen. „Auch eine einheitliche, moderate Reduzierung der Fördersätze hätte das weitere Marktwachstum nicht wesentlich beeinflusst und eine Akzeptanz gefunden. Mit der beschlossenen Änderung werden Verbraucher jedoch erheblich beunruhigt. Auch das für den Heizungstausch zuständige Handwerk wird sich anstelle der praktischen Arbeit nun wieder mit den neuen Förderbedingungen beschäftigen müssen“, betont Schmidt-Menig.

„Holz leistet wesentlichen Beitrag im Gebäude“

Der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband e.V. (DeSH) kritisiert die Absenkungen der Fördersätze für neue Heizungen und den Heizungstausch scharf und mahnt vor dem Ausbremsen der Gebäudesanierung, der Verunsicherung von Verbrauchern und den negativen Folgen für den Klimaschutz. „Nach wie vor ist der Gebäudesektor in Deutschland nicht nur für mehr als ein Drittel des Endenergieverbrauchs verantwortlich, sondern auch für den Ausstoß von etwa 30 % der jährlichen CO₂-Emissionen. Die Gebäudesanierung ist damit eine der bedeutendsten Stellschrauben für den Klimaschutz und der Einbau neuer oder der Austausch alter Heizungen das effektivste Mittel auf dem Weg zum Erreichen der ambitionierten Klimaschutzziele“, erklärt DeSH-Geschäftsführerin Julia Möbus. Dass mit den nun in Kraft getretenen Änderungen der BEG-Förderungen die Fördersätze für neue Heizungen und den Heizungstausch massiv abgesenkt wurden, sei vor diesem Hintergrund deutlich zu kritisieren.“

Im Haushalt verbraucht das Heizen am meisten Energie. Mit einem Anteil von mehr als zwei Dritteln an der erneuerbaren Wärme leistet die Holzenergie laut DeSH bereits heute einen wesentlichen Beitrag für einen klimaneutralen Gebäudesektor. „Als heimischer und nachwachsender Rohstoff bietet Holz das Potenzial im Bestand, im Umbau und auch bei der Fernwärme zu größerer Unabhängigkeit und zu einer gesicherten erneuerbaren Energieversorgung beizutragen. Jedoch muss dafür der politische Wille, den Energiebedarf im Gebäudesektor zu verringern, auch in den Förderinstrumenten abgebildet werden“, so Möbus.

Sanierung nicht ausreichend berücksichtigt

Es gibt weitere Kritikpunkte:

  • Der Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle e.V. (BuVEG) kritisiert die Verminderung der Förderung zur Sanierung des Gebäudebestandes und die zunehmende Komplexität der Antragsbedingungen bei der Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG). Zudem gäbe es eine ungerechtfertigte Diskrepanz zwischen Gebäudehülle und Anlagentechnik. Die Gebäudehülle sollte laut BuVEG auf keinen Fall zurückstehen.
  • Die Repräsentanz Transparente Gebäudehülle (RTG) kritisiert, dass die von der Bundesregierung vorgelegte Reform der BEG aus zu vielen Kürzungen besteht. Anstatt die Förderung – wie kürzlich im Klimaschutzsofortprogramm angekündigt – attraktiver zu machen und mehr Mittel bereit zu stellen, habe sich die Bundesregierung für das Gegenteil entschieden: Fördersätze würden gekürzt und bestimmte Optionen wie z.B. Zuschüsse für umfassende Sanierungen ganz gestrichen, damit die eingeplanten Mittel für mehr Anträge reichen. Der Rückschnitt der Förderung treffe mit ohnehin ungünstigen Marktbedingungen für Neubauten und Sanierungen zusammen: Inflation, Zinsanstieg und durch die hohen Energiepreise steigende Baukosten würden sich negativ auf die Investitionsbereitschaft und auf die finanziellen Möglichkeiten vieler Eigentümer auswirken.
  • „Um die Sanierungsquote zu erhöhen und die von der Bundesregierung gesteckten Klimaziele zu erreichen, ist eine Absenkung der Fördersätze und die Streichung einzelner Förderprogramme absolut kontraproduktiv“, kommentierte der Präsident der Bundesingenieurkammer, Dr.-Ing. Heinrich Bökamp die Entscheidung. Es sei zu erwarten, dass sich Bauvorhaben verzögern oder diese nicht wie geplant umgesetzt würden.
  • Für Ulrich Marx, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), gehen die Änderungen bei der Gebäudeförderung in die komplett falsche Richtung. Gerade im alten Gebäudebestand liege noch viel Potenzial brach: Etwa 600 Mio. Quadratmeter Dachfläche – das entspräche rund 4 Mio. Dächern – erfüllen lediglich die Anforderungen an den Mindestwärmeschutz. Weitere 6,5 Mio. Dächer, das sind rund eine Mrd. Quadratmeter Dachfläche, genügen nur den energetischen Anforderungen der Wärmeschutzverordnung von 1977 bzw. 1984 (Quelle: FiW-Studie 2021). Das werde nun voraussichtlich auch noch lange Zeit so bleiben.
  • Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft (GdW) kritisiert:„Das Bundeswirtschaftsministerium setzt bei dem seit Jahresanfang herrschenden Förder-Fiasko noch einen oben drauf: Von heute auf morgen wird die erst im vergangenen Jahr eingeführte Zuschussförderung für umfassende Sanierungen komplett eingestellt. Das ist die größtmögliche Katastrophe für das Engagement der sozial orientierten Wohnungsunternehmen für den Klimaschutz. Neben dem Vertrauensverlust und der Planungsunsicherheit macht der Wegfall der Zuschussförderung und die Reduzierung der Tilgungszuschüsse die BEG-Förderung für Wohnungsunternehmen unattraktiv. Die Folge ist, dass Klimaschutzinvestitionen unterbleiben müssen oder nur über höhere Mieten refinanziert werden können.“
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