Der Startschuss fiel bereits 2015: In dem Jahr setzte die Energy Crops GmbH erste Stecklinge. Seitdem organisiert die 100 %ige Tochter der Vattenfall Wärme Berlin AG, den Anbau von Energieholz für ein Berliner Fernwärmenetz. Auf einer Gesamtfläche von heute rund 2.000 ha Kurzumtriebsplantagen (KUP) wachsen in Brandenburg und Westpolen Pappeln – Tendenz steigend.
Alle drei bis vier Jahre lässt Energy Crops den Aufwuchs häckseln. Getrocknet bildet das Hackgut neben Holz aus der Landschaftspflege, Baumschnitt und Waldrestholz den Brennstoff für ein Biomasse-Heizkraftwerk, das im Märkischen Viertel in Berlin hilft, rund 30.000 Haushalte mit Wärme zu versorgen. Insgesamt benötigt das Heizkraftwerk rund 450.000 bis 500.000 t Holz pro Jahr. Rund 20 %, etwas 100.000 t stammen von den KUP. Das Heizkraftwerk ist neben Großwärmepumpen, Power-to-Heat-Anlagen, in denen Wärme aus Strom gewonnen wird, und der thermischen Abfallverwertung ein Baustein der erneuerbaren Wärmeversorgung in Berlin.
Im Vertragsanbau
Energy Crops sieht sich selbst als landwirtschaftlicher Betrieb. „Sechs Mitarbeiter –Landwirte und Förster – managen die Ansprache von Landwirten bzw. Flächeneigentümern, die Durchführung von Arbeiten wie Bodenvorbereitung, Pflanzung, Pflege und Ernte sowie die Vertragspflege und Zahlungen“, sagte Geschäftsführer Jan Grundmann im Rahmen der FNR-Online-Veranstaltung „Grüne Wärme für Dörfer und Städte“. Energy Crops pachtet Flächen oder bewirtschaftet sie im Vertragsanbau.
Die Pappeln kommen als Stecklinge in den Boden. In den ersten Jahren ist es wichtig, den noch konkurrenzschwachen Bestand unkrautfrei zu halten. Danach, so Grundmann, ist kaum noch Pflanzenschutz oder Düngung notwendig. Ein Grund für den geringen Düngebedarf: Pappeln sammeln mithilfe von Knöllchenbakterien Stickstoff. Die Holzernte erfolgt mit einem Feldhäcksler. Ein einmal etablierter Bestand lässt sich über 20 Jahre und länger nutzen.
Warum Pappeln?
Holz aus KUP hat laut Grundmann folgende Vorteile:
- Es liefert hohe Temperaturen und ist als lagerfähiger Brennstoff einsetzbar, wenn es benötigt wird – etwa bei eiern Dunkelflaute oder im Winter für die Spitzenlast.
- Im Verhältnis zur Nutzenergie ist der notwendige Energieeinsatz etwa für Pflanzen oder die Ernte gering.
- Die Bäume bieten Schutz vor Erosion. Trockene und heiße Sommerwinde werden gebremst, die Wasserverdunstung sinkt – ein Vorteil auf trockenen Standorten.
- Bodenruhe und Laubabwurf fördern den Humusaufbau.
- In der Ruhezeit zwischen den Ernten bietet der Bestand Wildtieren einen Lebensraum.
- Bei der Anlage von Baumstreifen auf Acker- oder Grünland (Agroforst) bleibt der Status der Fläche erhalten.
- Mit KUP-Bäumen lassen sich bei kompletter Neuanpflanzung von Kalamitätsflächen die Rückegassen vornutzen.
Für die Pappel als Baumart spricht Folgendes:
- geringe Standortansprüche
- standortabhängiger Zuwachs von 6 bis 11 t Trockenmasse pro Jahr
- sicheres Austreiben nach der Ernte
- gutes Verhältnis zwischen Rinde und Stammholz
- N-Bindung
- Pappelholz lässt sich auch als leichtes Konstruktionsholz nutzen.