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Wie das Entlastungspaket die Wärmewende voranbringen soll

Die Bundesregierung will mehr erneuerbare Wärme im Heizungskeller. Das soll die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren. Auch die Heizungsbranche und der Fachverband Biogas haben Lösungen.

Lesezeit: 8 Minuten

Die Ampelkoalition hat sich aufgrund der hohen Energiepreise auf ein Energie-Entlastungspaket geeinigt. Das gestern vorgestellte Paket enthält neben pauschalen Entlastungen für Bürger über 300 € auch einige konkrete Maßnahmen zur Beschleunigung der Wärmewende. „Wir begrüßen, dass die Novelle des Gebäude-Energie-Gesetzes (GEG) ab Januar 2023 den neuen Effizienzstandard 55 für alle Neubauten vorschreibt und alle ab 2024 in Betrieb genommenen Heizungen zu mindestens 65 % aus erneuerbaren Energien betrieben werden sollen“, erklärt Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie e.V. (BEE).

Auch eine Ausweitung der Förderungen für den Austausch von Gasheizungen hin zu effizienten und klimafreundlichen Wärmepumpen sei eine sinnvolle Maßnahme, um die Wärmewende zu beschleunigen. Im Hinblick auf das im Koalitionsvertrag bereits formulierte 50-%-Ziel der erneuerbaren Wärmeerzeugung begrüßt der BEE, dass im Entlastungspaket auch die Umstellung der Fernwärme auf 50 % erneuerbare Energien bis zum Jahr 2030 konkret adressiert wird. „Denn der energieintensivste Bereich ist der Wärmesektor, bei dem die Effizienz erheblich zu steigern und die Abhängigkeit von Energieimporten zeitnah zu beenden ist“, fordert die Präsidentin.

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Auch die Diversifizierung der Energiequellen sei in weiten Teilen zu begrüßen. „Der Fokus auf die verstärkte Nutzung heimischer Potenziale von grünen Gasen ist ein wichtiger Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit. Auch die Flexibilisierung der Rückverstromung und die Nutzung von Biomasse für die Methanisierung und Einspeisung ins Gasnetz ist ein sinnvoller Schritt, um ungenutzte Potenziale kurzfristig zu nutzen.“ Wenig sinnvoll sei es hingegen, den Kohleausstieg und die geplanten Stilllegungen auszusetzen.

bne: Gasverbrauch muss reduziert werden

„Neben notwendigen Entlastungen der Verbraucher müssen wir jetzt vor allem den Erdgasverbrauch reduzieren, um die Abhängigkeit von Importen schnell zu verringern. Das Entlastungspaket der Ampel geht hier erste Schritte in die richtige Richtung“, kommentiert Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft (bne), die Beschlüsse.

Positiv sei vor allem, dass der Ausbau erneuerbarer Energien über die bisherigen Planungen hinaus weiter beschleunigt werden soll. Mit dem Wegfall von russischem Gas und den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft werde der Stromverbrauch bis 2030 nochmals deutlich höher ausfallen als im Koalitionsvertrag angenommen. Bereits im Osterpaket müsse daher noch einmal deutlich nachgelegt werden.

Vor allem für die Wärmewende beinhaltet das Paket erhebliche Verbesserungen. So sollen schon ab 2024 und nicht erst ab 2026 neu eingebaute Heizungen zu 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden sollen, was laut bne ein Aus für Gasheizungen bedeuten muss. Auch die Ausrichtung des Bundesprogrammes für effiziente Gebäude auf THG-Emissionen und die angekündigte Wärmepumpen-Offensive seien genau richtig. Der bne wird in Kürze konkrete Vorschläge für die Elektrifizierung des Gebäudewärme vorlegen.

„Was in dem Paket allerdings fehlt, ist ein sofortiger konsequenter Förderstopp für Erdgas in der Wärmeversorgung, von der Einzelheizung bis hin zur Erdgas-Kraft-Wärme-Kopplung. Die weiterlaufende Förderung von Erdgasheizungen führt jeden Tag in zahllosen Kellern zu immensen Fehlinvestitionen“, kritisiert Busch.

Auch die Absenkung der Energiesteuer ist als kriegsbedingte Notfallmaßnahme politisch verständlich. Besser und konsequenter als drei Monate vergünstigte Spritpreise wäre die Stromsteuer dauerhaft abzusenken und so die zentrale Energieform der Zukunft permanent günstiger zu machen.

Kritik: Steigende Kosten möglich

Die Pflicht, neue Heizungen bereits ab 2024 mit 65 % erneuerbaren Energien zu betreiben, ist nach Ansicht des bau- und wohnungspolitischen Sprechers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jan-Marco Luczak, unrealistisch und unausgereift. Alternative Brennstoffe und die nötige Infrastruktur würden in weniger als zwei Jahren nicht flächendeckend zur Verfügung stehen. „Damit ist die Regelung eine Sanierungspflicht durch die Hintertür“, erklärt er.

Eigentümer werden faktisch nur die Möglichkeit haben, auf Niedertemperaturheizungen wie Wärmepumpen auszuweichen, die Strom benötigen. Um diese ökonomisch und ökologisch sinnvoll zu betreiben, braucht man aber Flächenheizkörper wie eine Fußbodenheizung. „Es bleibt also nicht beim Austausch der Heizung, sondern weitere bauliche Maßnahmen und Investitionen sind faktisch zwingend ebenso erforderlich. Das macht das Bauen und letztlich das Wohnen und Mieten teuer“, kritisiert Luczak.

Lösungsstrategien der Heizungsbranche

Der Bundesverband der Deutschen Heizungs-industrie (BDH), der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) sowie der Deutsche Großhandelsverband Haustechnik (DG Haustechnik) haben unterdessen im Dialog mit der Bundespolitik Strategien und Lösungsansätze diskutiert, um die ambitionierten Klimaziele im Wärmesektor zu erreichen. Im Rahmen der Deutschen Wärmekonferenz, die auch inhaltlich unter dem Eindruck des Angriff-Kriegs Russlands gegen die Ukraine stand, legte der BDH sein Strategiepapier „Zielbild Wärmemarkt 2045“ vor. Unter dem Motto „alle Register ziehen“ stehen dabei vier Punkte im Mittelpunkt:

  1. die Beschleunigung der Heizungsmodernisierung,
  2. der Ausbau und die Einbindung erneuerbarer Energien,
  3. die Dekarbonisierung der Energieträger im Wärmemarkt und
  4. die Steigerung der energetischen Sanierungsrate.

„Angesichts der aktuellen Entwicklungen muss der Ausbau der erneuerbaren Energien inklusive Biomethan und Holzenergie sowie die Markteinführung von Wasserstoff noch schneller organisiert werden als bisher geplant“, forderte BDH-Präsident Uwe Glock. Dabei gilt es alle technologischen Lösungen einzubeziehen, die einen Beitrag zur Erreichung der klimapolitischen Ziele im Wärme- und Gebäudesektor ermöglichen. Nur so werde die Wärmewende unter Berücksichtigung der Heterogenität der Gebäude und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einem Realitätscheck standhalten. Die Verengung des Lösungsraums auf nur wenige Technologien droht den gerade realisierten Marktaufschwung bei den Wärmeerzeugern auszubremsen.

„Die innovationsgetriebene Heizungsindustrie bietet bereits heute alle technologischen Lösungen, um die Klimaziele im Wärmesektor umzusetzen. Dazu gehören unter anderem Wärmepumpen, Brennstoffzellen, Brennwerttechnik für den Betrieb mit grünen Gasen und E-Fuels in Verbindung mit Solarthermie, hybride Systeme, Holzzentralheizungen und Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung“, erklärte BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt.

Biogas sorgt für verlässliche Wärme

Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entwicklungen fordert der Fachverband Biogas, die besondere Rolle von Biogas für die Versorgungssicherheit und speziell die erneuerbare Wärme zu nutzen und die Ambitionen im Bereich Biogas zu steigern. „Je schneller wir den Umstieg auf heimische regenerative Energien schaffen, desto beruhigter können wir in die Zukunft blicken. Mit Biogas haben wir einen Energieträger, der nicht nur flexibel Strom erzeugen kann, sondern auch noch Wärme bereitstellt“, erklärt Dr. Claudius da Costa Gomez, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas.

Wärme macht mehr als 50 % des deutschen Energieverbrauchs aus. Und knapp die Hälfte dieser Heizenergie wird durch Gas erzeugt, das wir aktuell vor allem aus Russland beziehen. Alternativ steht Biogas als heimischer und klimafreundlicher Energieträger zur Verfügung, das bei der Verstromung im Blockheizkraftwerk ganz nebenbei Wärme erzeugt. Diese Abwärme aus Biogasanlagen wird bereits in Tausenden Haushalten in Deutschland genutzt.

Der Fachverband Biogas schätzt, dass in den gut 9.500 deutschen Biogasanlagen genug Wärme für rund 1 Mio. Haushalte entsteht. Bei einem durchschnittlichen Wärmebedarf von 10.000 Kilowattstunden (kWh) pro Haushalt entspricht dies einer Gasmenge von einer Milliarde Kubikmeter – was rund 2 % der Gasimporte aus Russland entspricht.

Durch kurzfristige Maßnahmen könnten die bestehenden Biogasanlagen nach Schätzung des Fachverbandes noch in diesem Jahr die Bereitstellung von Strom und Wärme um 20% steigern. Mittel- bis langfristig hält der Branchenverband eine Verdoppelung der Energiemenge aus heimischem Biogas für möglich.

Weiterbetrieb nötig

Das Potenzial der Biogasnutzung müsse erhalten und ausgebaut werden, fordert daher da Costa Gomez. Für viele Anlagen endet der Förderzeitraum über das EEG in den nächsten Jahren. Die Anlagen funktionieren aber noch reibungslos.

Daher müsse in den derzeit laufenden Gesetzgebungsverfahren ein zukunftsfähiges und wirtschaftliches Modell geschaffen werden, um zunächst den Weiterbetrieb der Biogasanlagen zu gewährleisten. Vor allem im ländlichen Raum seien Wärmenetze auf Basis von Biogas voranzutreiben. Und die Verwertung von Wirtschaftsdünger wie Gülle müsse durch Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen erhöht werden. Auch müssen die Rahmenbedingungen für die Einspeisung von zu Biomethan aufbereitetem Biogas in das bestehende Gasnetz so gesetzt werden, dass Biogasanlagen ohne passendes Wärmekonzept ihr Gas auch in das Netz einspeisen können.

Für die Verbraucher von Biogaswärme gibt es mehrere Vorteile: Die Kosten für die Kilowattstunde liegen in der Regel unter denen für fossile Energieträger. Häufig stecken hinter Bioenergiedörfern Genossenschaften, die nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet sind und daher auch unter den aktuellen Gegebenheiten keine Anpassung der Wärmekosten vornehmen. Die Übergabestation im Keller gehört dem Betreiber, der sich um die Wartung und Reparaturen kümmert. Vor allem aber Neben Häusern und Wohnungen geht die klimafreundliche Biogaswärme z.B. in Schwimmbäder, Turnhallen, Krankenhäuser und Schulen. Viele Biogasanlagen haben ihren Betrieb der Wärmenachfrage angepasst und fahren saisonal, d.h. sie erzeugen im Winter mehr Gas – und damit auch mehr Strom und Wärme – als im Sommer.

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