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Ende des Kükentötens: Gut gemeint, schlecht gemacht!

Seit dem 1. Januar 2022 ist das Töten männlicher Küken aus Legerassen verboten. Doch die Alternativen funktionieren noch nicht reibungslos, meint Simon Plentinger vom Bayerischen Rundfunk.

Lesezeit: 3 Minuten

Wir haben Simon Plentinger um Einschätzung des Verbotes des Kükenbtötens gebeten. Er arbeitet in der Redaktion „Landwirtschaft und Umwelt“ beim Bayerischen Rundfunk.

„Das Kükentöten-Verbot war überstürzt.“ So haben es mir viele aus der Branche geklagt. Das ist nicht ganz ehrlich: Seit Jahren ist klar: Die Praxis hat keine gesellschaftliche Akzeptanz und muss allein wegen des Gerichtsurteils von 2019 früher oder später enden. Schon seit fast 15 Jahren wird außerdem mit Bundesförderung an Alternativen geforscht. Es war also Zeit, gegenzusteuern, doch nur wenige haben es getan.

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Wahr ist aber auch: Zwischen der konkreten Gesetzesankündigung und dem Stichtag lagen nur gut 15 Monate. Weniger als die gängige Lebenszeit einer Legehenne. Die Ankündigungen des Lebensmitteleinzelhandels bereits zum Stichtag keine Eier ohne Kükentöten mehr zu verkaufen, hat den Zeitdruck noch einmal verstärkt. Eine Umstellung unter diesem Hochdruck – das kann nur unter Knirschen erfolgen. Und so ist es: Geschlechtsbestimmung im Ei ist noch lange nicht flächendeckend im Einsatz. Für Bruderhähne fehlen in Deutschland Stallkapazitäten und spezifische Aufzucht- und Schlachtbedingungen. Die Aufzucht wird ins Ausland verlagert, und für das Fleisch gibt es bisher kaum einen Markt. Zweinutzungshühner verbleiben in der Nische.

Das hat auch die Politik vermasselt, indem sie einfach entschied: Die Geschlechtsbestimmung im Ei ist bereit und verfügbar. Doch die Realität zeigt: Es gibt noch viele Probleme, vor allem bei einer möglichst frühen Erkennung. Eine längere Übergangszeit hätte der Sache wohl gut getan.

Vor allem aber fehlen Strategien zum Aufbau von Kapazitäten: bei Ställen für Bruderhähne, bei der Geschlechtsbestimmung und bei der Vermarktung des Bruderhahnfleisches. Hier ist auch der Einzelhandel in der Pflicht – wer Eier mit Bruderhahnaufzucht verkauft, müsste auch das dazugehörige Fleisch anbieten, sonst landet es nur billig im Export.

Es drängt sich der Eindruck auf, dass die ehemalige Bundeslandwirtschaftsministerin vor allem auf einen schnellen Erfolg in Sachen Tierschutz aus war und die Folgen entweder nicht bedacht oder ausgeblendet hat.

Und die Verbraucher? Sie können mangels klarer und einheitlicher Kennzeichnung oft gar nicht genau nachvollziehen, wie genau die Eier vom Kükentöten befreit wurden. Ihnen wird nachgesagt, sie würden das magerere Bruderhahnfleisch „nicht wollen“, aber mangels Angebot haben sie gar nicht die Chance, es zu probieren.

Und bei frischen Eiern wird ihnen ein Tierschutzerfolg verkauft, der aber zum Beispiel bei den vielen Eiern in verarbeiteten Produkten noch weit entfernt ist.

Hinweis: Gastkommentare geben nicht in allen Bereichen die Meinung der Redaktion wieder. Wir veröffentlichen sie dann, wenn wir sie für einen interessanten Diskussionsbeitrag zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft halten. Wie stehen Sie dazu? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar unten.

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