Es herrscht „Alarmstufe rot“ in der deutschen Eierwirtschaft. Vor dem Hintergrund massiv eingeschränkter Lieferketten und dramatischer Kostensteigerungen insbesondere bei Futtermitteln sendet der Bundesverband Ei (BVEi) einen eindringlichen Weckruf an Politik und Lebensmitteleinzelhandel. Die deutsche Eierwirtschaft könne die Versorgung mit Eiern aus Deutschland spätestens ab Sommer nicht mehr sicherstellen.
Der Verbandsvorsitzende Henner Schönecke sprach am Donnerstag von teilweise blanker Existenzangst bei den Landwirten. Die Preise für Futtermittel hätten sich in kürzester Zeit mehr als verdoppelt. Gentechnikfreies Soja sei kaum noch zu bekommen. Viele Halter könnten deshalb nicht mehr neu einstallen, sagt er.
Weniger eingestallte Legehennen heißt weniger Eier zur Ernährung der Bevölkerung. Schönecke rechnet damit, dass die Versorgungssicherheit mit deutschen Eiern spätestens ab August nicht mehr gewährleistet werden kann: „Wir wollen die Menschen in Deutschland gerne weiter mit dem wertvollen Lebensmittel Ei versorgen, doch dafür braucht es jetzt den Entscheidungs- und Veränderungswillen seitens der Politik und im Handel. Lasst uns gemeinsam an Lösungen arbeiten, wie wir faire Preise herstellen können, damit der Standort Deutschland erhalten bleibt.“
Sonst drohe ein Tod auf Raten, so Schönecke weiter. Die deutsche Eierwirtschaft erneuert ihr Gesprächsangebot, die Rahmenbedingungen neu zu gestalten. Es dürfe angesichts der katastrophalen Lage keine Denkverbote geben, Kostentreiber knallhart zu identifizieren und vorübergehend auszusetzen.
Den Lebensmitteleinzelhandel fordert Henner Schönecke auf, die Vertragslaufzeiten anzupassen, um flexibler auf Preisschwankungen reagieren zu können. Die Eierwirtschaft spricht sich geschlossen dafür aus, unter anderem eine sogenannte „Gleitklausel“ zwischen Eierpreis und Futterpreis einzuführen. „Die Versorgungssicherheit mit Eiern aus Deutschland steht auf dem Spiel. Dem müssen alle Beteiligte entschlossen entgegentreten!“, unterstreicht Schönecke.