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Waldboden aus dem Tharandter Wald ist Boden des Jahres 2024

Um die Bedeutung von Böden unter Wäldern hervorzuheben hat eine Fachjury stellvertretend für alle Waldböden den Pseudogley aus dem Tharandter Wald zum "Boden des Jahres" ernannt.

Lesezeit: 3 Minuten

Heute ist Weltbodentag. Alljährlich wird seit 2004 aus diesem Anlass der „Boden des (darauffolgenden) Jahres“ gekürt. Dieses Mal erhält der „Waldboden“ diese Auszeichnung.

Stellvertretend für die Vielfalt von Waldböden wurde von der bundesweiten Jury ein typischer Boden aus dem Tharandter Wald bei Dresden als „Boden des Jahres 2024“ ausgewählt.

„Den Waldboden als konkreten Einzeltyp gibt es eigentlich gar nicht“, erläutert Prof. Karl-Heinz Feger vom Institut für Bodenkunde und Standortslehre der TU Dresden und gleichzeitig Präsident der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft: „Der Untergrund in unseren Wäldern setzt sich aus einer breiten Vielfalt ganz unterschiedlicher Bodentypen zusammen.“

Welcher Boden sich an einem Standort entwickelt hat, hängt vom Zusammenspiel verschiedener Faktoren ab: Ausgangsgestein, Vegetation, Klima und vorherrschende Wasserverhältnisse. Aber auch der Einfluss des Menschen spielt eine Rolle. Seit der Industrialisierung kam es durch den Eintrag von Luftschadstoffen, z.B. saurer Regen und Stickstoff zu einer merklichen Veränderung bestimmter Bodeneigenschaften.

Häufig Pseudogleye unter den Wäldern

„Beim Waldboden aus dem Tharandter Wald handelt es sich um einen Boden, der durch periodisches Auftreten von Staunässe gekennzeichnet und daher für den Ackerbau seit jeher ungeeignet ist“, sagt Prof. Feger. Ursache für dieses Zuviel an Wasser sind stauende, meist tonige und stark verdichtete Schichten („Horizonte“) im Unterboden.

Typisch sei der Wechsel von hellen und rostbraunen Flecken, die sogenannte „Marmorierung“. Fachleute bezeichnen diesen Bodentyp als Pseudogley. Er kommt in mitteleuropäischen Wäldern relativ häufig vor und ist schwierig zu bewirtschaften. „Die Staunässe führt zu Sauerstoffmangel im Wurzelraum. Damit kommen einige Baumarten, wie besonders die großflächig angebaute Fichte nicht gut zurecht.

Sie reagiert mit einer ausgeprägten ‘Flachwurzeligkeit‘ auf Staunässe. Das macht sie anfällig für Windwurf und Trockenstress. „Das mag bei einem staunassen Boden paradox erscheinen. Aber in Trockenperioden, die aufgrund des Klimawandels immer häufiger auftreten, trocknet der durchwurzelte Oberboden stark aus“, erläutert Feger. So gebe es klare Zusammenhänge zu den Waldschäden der letzten Jahre.

Ideal wäre auf solchen Standorten die Stieleiche, in höheren Lagen die Weißtanne. Beide heimische Baumarten können den verdichteten und wasserstauenden Unterboden im Gegensatz zur Fichte gut mit ihrem tiefreichenden Wurzelwerk erschließen.

Besondere Bedeutung der Waldböden

Der Waldboden trägt direkt oder indirekt wesentlich zu den Ökosystemleistungen von Wäldern und damit zum Erreichen verschiedener UN-Nachhaltigkeitsziele bei. Gerade eine standörtliche Vielfalt gewährleistet eine hohe Biodiversität, seien es nun Pflanzen, Tiere, Pilze und andere Mikroorganismen.

Darüber hinaus ist der Boden ein wichtiger Kohlenstoffspeicher. Durch kontinuierliche Humusbildung bei der Zersetzung von Blattstreu speichern Waldböden deutlich größere Mengen an Kohlenstoff als etwa landwirtschaftlich genutzte Böden. Sie tragen so zur Stabilisierung der Klimas bei. Dies gilt besonders für feuchte Böden bis hin zu Waldmooren.

Auch sauberes Trinkwasser wird durch die Filter- und Pufferfunktion gesunder Waldböden bereitgestellt. Gleichzeitig bieten Wälder einen wirksamen Erosionsschutz. Ein intakter Boden trägt maßgeblich zum Rückhalt von Starkniederschlägen und damit zum dezentralen Hochwasserschutz bei.

Durch Bewirtschaftungsfehler, etwa falsche Baumartenwahl oder den Einsatz von schweren Forstmaschinen bei kritischer Bodenfeuchte können diese Ökosystemleistungen massiv beeinträchtigt werden. Auf globaler Ebene stellen großflächige Abholzungen, aber auch häufiger werdende Waldbrände die größte Bedrohung für Waldböden dar.

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