Dürre, Stürme und Schädlinge haben den Wäldern in Deutschland noch heftiger zugesetzt als bisher bekannt. Rund 285.000 ha müssen aufgeforstet werden, wie aus neuen Zahlen des Bundeslandwirtschaftsministeriums hervorgeht – das ist mehr als die Fläche des Saarlandes.
Bisher war die Bundesregierung von 245.000 ha ausgegangen, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Auch die Schätzung der Schadholz-Menge, die seit 2018 angefallen ist, sei demnach deutlich gestiegen: von 160 Mio. auf rund 178 Mio. Kubikmeter.
Besonders stark betroffen von den Waldschäden sind demnach Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Niedersachsen und Hessen. Dürre und Borkenkäfer hätten die Widerstandskraft der Bäume so geschwächt, dass insbesondere die Fichten in den Tieflagen abstürben, zitiert die dpa das Agrarministerium. Der Regen der letzten Wochen könne die Situation regional etwas entspannt haben, in tieferen Schichten fehle aber immer noch Wasser.
Insgesamt gibt es in Deutschland mehr als 11 Mio. ha Wald. Bund und Länder haben dieses Jahr bereits 31 Mio. € an Waldbesitzer ausgezahlt. 138 Mio. € stehen 2020 zur Verfügung. Wegen angepasster Förderrichtlinien und aufgehobenen Obergrenzen soll diese Summe in der zweiten Jahreshälfte aber deutlich steigen, heißt es.
Auf dem „Waldgipfel“ 2019 hatten Bund und Länder 470 Mio. € Bundesmittel und 330 Mio. der Länder für private und kommunale Waldeigentümer zugesagt, erinnert die dpa abschließend. Außerdem seien im Konjunkturpaket der Bundesregierung gegen die Folgen der Corona-Krise zusätzlich insgesamt 700 Mio. € Bundesmittel zur Unterstützung der Forstwirtschaft vorgesehen.
Schulze sieht CO2-Baumprämie skeptisch
Wir brauchen beides: schnelle Hilfe zur Bewältigung der Waldschäden und Unterstützung für den Waldumbau. Ziel ist es, die Wälder anpassungsfähiger zu machen, das heißt: mehr Mischwald, klimaresistentere Baumarten. https://t.co/aKSc8V0JPV
— Svenja Schulze (@SvenjaSchulze68) August 19, 2020
Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat sich unterdessen dafür ausgesprochen, den Wald mit weiteren Bundesmitteln zu unterstützen. Bei dem von Finanzminister Olaf Scholz (SPD) angekündigten neuen Investitionsprogramm "müssen wir auch über den Umbau der Wälder reden", sagte die SPD-Politikerin der Westfalenpost.
Bei der Wiederaufforstung müssten mehr Mischwald und klimaresistentere Baumarten angepflanzt werden. "Die Anpassung an die Klima-Veränderungen muss schnell eingeleitet werden", forderte Schulze.
Die Einführung einer Baumprämie, die Waldbesitzern dafür gezahlt wird, dass ihre Bäume Kohlendioxid speichern, sieht Schulze skeptisch. "Ich kenne noch kein Modell einer Baumprämie, das ausgereift ist", sagte sie. Die Prämie wird unter anderem von der NRW-Landesregierung, von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und den Waldbauernverbänden befürwortet.
Die Einnahmen aus der CO2-Steuer, die am 1. Januar 2021 eingeführt wird, seien als Grundstock für die Baumprämie nicht geeignet. "Mit dem Geld werden wir zunächst die EEG-Umlage senken, damit Verbraucher und Industrie weniger für den Strom bezahlen müssen. Das hat Priorität, weil der Strom zu teuer ist", sagte Schulze der Westfalenpost.
ZDF: Wälder leiden unter Dürre (15.8.2020)