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140 Arbeitsplätze durch Direktvermarktung

Lesezeit: 3 Minuten

Mit unternehmerischer Weitsicht entscheiden sich Brigitte Gutzmer und ihr Vorgänger 1991, auf Direktvermarktung und Veredlung ihrer Produkte zu setzen. Mit großem Erfolg.


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Im Sozialgebäude ganz hinten am Ende des Ganges liegt Brigitte Gutzmers geräumiges Büro. Sie ist der Kopf der 140 Mitarbeiter-starken Agrargenossenschaft am östlichen Rand Brandenburgs und ihrer 100 %igen Tochter, der „Früchtequelle“, kurz vor der polnischen Grenze. Der heutige Betrieb ist aus einer Vorzeigekooperative der DDR, bestehend aus einer LPG Pflanzenproduktion, die 8 000 ha bewirtschaftete und vier LPGen Tierproduktion, hervorgegangen. Ein Vorzeigebetrieb ist es heute wieder.


Brigitte Gutzmer ist schon seit 1974 dabei, seit 1984 als zweite Vorsitzende der Kooperative. „Wir sahen, was damals 1989 aus den Städten auf uns zurollte. Wir hier auf dem Land waren ja nur Zuschauer der Ereignisse. Mich hat es in erster Linie beunruhigt. Was würde aus der Landwirtschaft, aus diesem Betrieb werden? Hatte ich hier noch eine Zukunft?“


Chaotischer Start:

Das Chaos, das der ostdeutschen Landwirtschaft bevorstand, hat die damals 40-jährige Brigitte Gutzmer damit recht präzise vorhergesehen. Mit der Wende begannen in Neuzelle sogleich die Diskussionen über eingebrachte Inventarbeiträge und Ansprüche der Mitglieder, die neue Rechtsform und die Privatisierung der LPGen, aber auch die Aufarbeitung der Umstände der LPG-Gründung, der Vorwürfe gegenüber „roten Socken“ und Stasi-Spitzeln. In dieser turbulenten Zeit fassten die LPG-Mitglieder die Umwandlungsbeschlüsse – der Startschuss für die Marktwirtschaft.


Dass der Start glückte und der Betrieb heute so gut dasteht, verdankt er vor allem der unternehmerischen Weitsicht und Risikobereitschaft des Vorstands um Brigitte Gutzmer und ihrem damaligen Chef, Hans-Dieter Wellkisch.


Als plötzlich niemand mehr die Kartoffeln kauft, die der Betrieb produziert, fasst die Chefetage sich ein Herz und investiert 1991 kurzerhand 2 Millionen DM in eine Schälanlage aus Holland. Das Risiko zahlt sich aus: Der Betrieb kann nun Kartoffeln geschält und vakuumverpackt an Kantinen, Krankenhäuser und Gaststätten liefern – und zudem etliche Arbeitsplätze sichern. Die Nachfrage ist so gut, dass die Agrargenossenschaft fünf Jahre später auch einen Schlachtbetrieb aufbaut. Jährlich werden dort 6 500 im geschlossenen System erzeugte Mastschweine und rund 400 eigene Bullen geschlachtet und zu Wurst, Frikadellen, Braten usw. verarbeitet und in drei Läden des Betriebs bzw. direkt an Bäckereien und andere Großabnehmer verkauft.


Rückblickend sieht Brigitte Gutzmer den Systemwechsel positiv. „Die Freiheit, gute Entscheidungen für den Betrieb und die Mitarbeiter treffen zu können, ohne dass Staat oder Partei dazwischenfunken, ist viel Wert“, sagt sie.


Doch andererseits ist die 63-Jährige froh, dass sie Ende dieses Jahres die Verantwortung, die der Chefposten seit 13 Jahren mit sich bringt, an ihren Nachfolger, den Leiter des Schlachtbetriebs und der Tierproduktion, abgeben kann. „Trotz aller Passion und Begeisterung für die Landwirtschaft: Ich freue mich auf Garten, Haus und Enkelkinder.“ Man glaubt es ihr. -kh-

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