Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau DLG-Feldtage 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Aus dem Heft

Interview - Mit Haushaltsbuch und Liquiditäts-plan den Überblick behalten

Lesezeit: 4 Minuten

Wir haben Anne Dirksen, sozioökonomische Beraterin der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, zum richtigen Umgang mit Geld in der Familie befragt.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Aus welchen Gründen streiten Landwirtspaare über Geld?


Dirksen: Streit gibt es meistens dann, wenn die Liquidität begrenzt ist. Das gipfelt in manchen Betrieben darin, dass in der Vorweihnachtszeit erst dann die Geschenke gekauft werden können, wenn das Milchgeld da ist. Das bringt Stress und Streit.


Konfliktpotenzial birgt aber auch ein einziges Konto, über das nicht nur das Betriebsleiterpaar, sondern auch die Altenteiler verfügen können. Wenn es unterschiedliche Ansichten über die Notwendigkeit verschiedener Anschaffungen gibt, kann sich das bis zu einem Generationskonflikt ausweiten.


Auch das Jahresgespräch mit dem Steuerberater sorgt immer wieder für Zündstoff, zumal die Gefahr besteht, dass die Höhe der Privatentnahmen mit der Höhe der Haushaltsentnahmen gleichgesetzt wird. Vordergründig erscheint das dann so, als ob die Frau zu großzügig mit dem Haushaltsgeld umgegangen ist und so diesen Posten in die Höhe getrieben hat. Was aber nicht korrekt ist.


Ehefrauen mit außerlandwirtschaftlichem Beruf haben ihr eigenes Einkommen, mitarbeitende Bäuerinnen meist nicht. Ein Nachteil?


Dirksen: Durchaus. Die meisten Ehefrauen arbeiten quasi unentgeltlich und werden nur manchmal aus steuerlichen Gründen als Mitarbeiterin auf Minijob-Basis geführt. Nun ist seit diesem Jahr die Verdienstgrenze für Minijobber von 400 auf 450 Euro gestiegen. Da das jährliche Einkommen der Frauen damit die Grenze von 4 800 Euro übersteigt, werden sich vermutlich viele von der Versicherungspflicht der Landwirtschaftlichen Alterskasse befreien lassen, um die monatlichen Beiträge zu sparen. Allerdings sollten die Bäuerinnen dabei bedenken, dass sie so auch kein Anrecht mehr auf die Leistungen der LAK haben, wie z. B.auf Kuranwendungen oder Betriebs- und Haushaltshilfen.


Sie sehen die fehlende Entlohnung also kritisch?


Dirksen: Ja. Bei fehlender Entlohnung gibt es z. B. im Scheidungsfall keinen Ausgleichsanspruch für die Mitarbeit im Betrieb sowie für die Familien- und Haushaltsarbeit. Das kann gefährlich werden, weil die Frauen nach der Scheidung finanziell ohnehin sehr oft bei Null anfangen müssen. Dennoch ist es zum Glück für viele einheiratende Frauen heutzutage selbstverständlicher geworden, eine finanzielle Absicherung für den Trennungsfall in den Ehevertrag einarbeiten zu lassen.


Wie viele Bäuerinnen sind heute für die Buchführung und die allgemeinen Geldgeschäfte zuständig?


Dirksen: Dieser Anteil steigt stetig, nicht zuletzt auch durch die Weiterbildungskurse, die deutschlandweit bei vielen landwirtschaftlichen Institutionen angeboten werden. Die hauswirtschaftliche Beratung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen beispielsweise ist mit ihren Agrarbüro-Managerinnenkursen seit Jahren schon so erfolgreich, dass sie mittlerweile ihre 5 000. Teilnehmerin begrüßen durfte!


Haben Sie Tipps zum besseren Umgang mit Geld?


Dirksen: Ich empfehle, zusätzlich zur Liquiditätsplanung für den Betrieb das klassische Haushaltsbuch zu führen. Das ist sehr hilfreich, wenn man nicht weiß, wo das Geld bleibt. Wer zwei, drei Monate lang konsequent sämtliche Privatentnahmen notiert, erkennt schnell, wohin die Ausgaben in welcher Höhe fließen.


Wichtig ist es auch, dass beide Partner einen umfassenden Einblick in die Buchführung und den Jahresabschluss des Betriebes haben. Das hilft gerade Frauen, die nicht aus der Landwirtschaft stammen und mit unregelmäßig fließenden Einkünften, gewaltigen Investitionssummen und hohen Krediten keine Erfahrung haben.


Auch eine Liquiditätsplanung für den Gesamtbetrieb kann dazu beitragen, dass sich die junge Bäuerin und der Landwirt einen Überblick über die finanzielle Lage des Hofes verschaffen. Denn: Wenn ich darüber Bescheid weiß, macht es mir nicht mehr so viel Angst.


Wie gelingt ein harmonischeres Miteinander beim Thema Geld ?


Dirksen: Das A und O ist die Kommunikation! Gerade in finanziell klammen Betrieben begehen die Männer oft den Fehler und machen ihre Sorgen und Nöte mit sich alleine aus. Nutzen Sie lieber die Kraft der Gemeinschaft und überlegen Sie ruhig und sachlich, in welcher Weise Sie beide Ihren Teil dazu beisteuern können, dass der Betrieb auf lange Sicht gesehen auf ein tragfähiges, sorgenfreies Fundament gestellt wird.

Die Redaktion empfiehlt

top + Schnupperabo: 3 Monate für 9,90 € testen

Alle wichtigen Infos zur Maissaussaat 2024 | Tagesaktuelle Nachrichten, Preis- & Marktdaten

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.