Tischtücher, Servietten, Mehlsäcke: Oft schlummern sie in Schränken und Truhen. Wie gutder Leinenstoff auch heute in den Alltag passt, zeigt die Buchautorin Gertrud Berning.
Eine Leinenbahn fängt das Sonnenlicht im großen Fenster. Auf dem Tisch des Arbeitszimmers liegen Stoffstapel und -päckchen. Die Kleiderstange versammelt Shirts, Kleider, aufgebügelte Stoffmuster, Handtaschen und Unvollendetes. Ein Modeschöpfer könnte „Meine neue Kollektion!“ dazu sagen.
Gertrud Berning genießt die Atmosphäre ihrer kleinen Schatzkammer in Schöppingen im Münsterland, Nordrhein-Westfalen. Gerade hat die 62-Jährige in die Tat umgesetzt, wovon sie lange träumte: Altes Leinen zusammentragen, Experten sprechen, nachforschen, das Wissen bündeln.
Praktische Tipps:
So ist die Landwirtsfrau, Ökotrophologin und langjährige Redakteurin heute auch Buchautorin. Ihr 144-seitiges Werk, ein Mix aus Hintergrundwissen und Nähanleitungen, hat sie „Altes Leinen. Der stille Luxus“ getauft. Dass ererbtes, manchmal gar verschmähtes Leinenzeug, meist aus den Jahren 1850 bis 1950 stammend, auch heute noch sehr gut nutzbar ist, beweisen ihre vielen, pragmatischen Ideen.Gertrud Berning zeigt beispielsweise, wie einfach sich Stoffservietten in Gardinen, ein Damenoberteil oder Kinderkleid verwandeln. Zudem nutzt sie große Stoffteile – Tischdecken und Leinen von der Rolle – als Duschvorhang, Badetuch und schlichten Kimono.
Schmiegsam, lässig, gesund:
Vor allem aber ist sie von der guten Hautverträglichkeit überzeugt: „Leinen kratzt und flust nicht. Es gleicht Temperaturen aus, ist daher im Sommer als Bettwäsche oder bei Fieber ideal. Zudem lädt sich Leinen durch Reibung nicht auf“, so die Mutter und Oma. „Leinen schmeichelt der Haut, es entspannt.“Bemerkenswert: Gertrud Bernings Kreativ-Ideen sind mutig und modern. Die Fachfrau kombiniert neu, widmet um und färbt ein. Plötzlich scheint der eigene Leinen-Vorrat fast zu schade, um nur ein Tischschmuck für Festtage zu sein. R. Bröcker