Weitere top agrar Print + Digital Abonnements finden Sie
hier.
Wer stundenlang im Melkstand steht oder die Schweinebuchten reinigt, braucht ordentliche Stiefel. Auf dem Hof sollten diese vor allem praktisch, bequem und sicher sein. Wo es im Garten noch die leichten Stiefel zum Überziehen tun, müssen im Stall und auf dem Acker die schweren Modelle mit Stahlkappe und Stahlsohle ran. Da ist ein Treter locker mal zwei Pfund schwer.
Wir haben geprüft, welche Profi-Modelle der Markt bietet. Zusammen mit zwei Landwirtinnen aus dem Münsterland haben wir die Stiefel im Stall, im Wald und auf dem Feld unter die Lupe genommen.
Mit im Test: Der Protector von Albatros, der StepliteX von Bekina Boots, der PVC-Mischgewebe-Stiefel Gorex und der leichtere PU-Stiefel (Polyurethan) Megamax, beide von Nora, sowie die zwei PU-Modelle Purofort und Purofort+ vom Hersteller Dunlop.
Wichtig: Alle Modelle konnten mit der Einstufung S5 für Stiefel mit Stahlkappe und Stahlsohle, zu der auch die Berufsgenossenschaft rät, punkten.
(Kein) Klotz am Bein
Die beiden leichtesten Stiefel im Test waren der Purofort von Dunlop und Megamax von Nora mit ca. 840 g bzw. 850 g je Stiefel. Das schwerste Modell ist der gelbe Protector von Albatros aus PVC. Zusätzlich fiel dieser Stiefel relativ groß aus. Unsere beiden Testerinnen hätten sich die gelben Stiefel durchweg eine Nummer kleiner gewünscht.
Mit seinem schmalen Fußbett konnte der StepliteX von Bekina Boots punkten. Für eine der beiden Testerinnen bot das Modell mit eng gearbeitetem Fußbett aber nicht genügend Platz und führte zu Druckstellen.
Bei allen Modellen fiel uns positiv auf, dass keine der Stahlkappen drückte oder beim Gehen gescheuert hat. Unsere Testerinnen mochten darüber hinaus den weichen und geschmeidigen Schaft vom Purofort von Dunlop. Er ist sehr flexibel und schmiegt sich beim Gehen ans Bein an, ohne zu scheuern.
Auch die Sohle dieses Stiefels ist deutlich flexibler als die der anderen Modelle. Das sorgt für mehr Bewegungsfreiheit, stört aber beim Laufen über Steine oder auf Spaltenböden. Ein sehr stabiles Fußbett hatte dagegen der Purofort+. Langes Stehen und Gehen auf Spalten oder Gittern ist damit kein Problem. Die Sohle hatte außerdem eine angenehme Dicke, ohne dabei in einem zu großen Absatz zu münden. Das gewährt auch bei kälteren Temperaturen eine gute Isolierung. Übermäßig geschwitzt haben die Landwirtinnen in keinem der sechs Modelle. Einen besonders luftigen Stiefel konnten wir allerdings auch nicht ausmachen.
Schlitterpartie?
Auf glatten Böden, z. B. im Melkstand, bewährte sich der Megamax von Nora am besten. Angenehm ist bei diesem Modell der Halt am Knöchel. Im Schaft bietet er zudem auch breiten Waden genug Platz.
Auffällig war, dass alle Sohlen ein grobes Profil haben. Die Erde und den Stallmist konnte man mit einem Wasserstrahl gut entfernen. Den einzigen Makel zeigte die Sohle des Purofort+. Er hat fein zulaufende Rillen, aus denen sich der Dreck auch mit einer Bürste nur unzureichend entfernen ließ.
Beim Ausziehen der Stiefel punktet ganz klar der Gorex von Nora. Der Stiefel ist schlicht gearbeitet, verfügt aber über eine stabile und ausreichend große Kante an der Ferse, die das Herausschlüpfen erleichtert. Am Knöchel hat er außerdem zwei unterschiedlich hohe Ausbuchtungen, die den Tragekomfort im Gelenk deutlich verbessern.
Unser Fazit
Im Hofalltag und bei der Gartenarbeit haben uns die Modelle Purofort+ von Dunlop und Megamax von Nora überzeugt. Sie sind solide und dennoch elastisch. Die Füße bleiben warm und trocken. Der Megamax ist sehr leicht und mit ca. 60 € deutlich preiswerter als das Modell von Dunlop. Dieser bietet dafür ein sehr stabiles Fußbett und hohen Tragekomfort.
Tipp vor dem Kauf: Ziehen Sie beim Anprobieren Ihre Arbeitssocken an. Wer orthopädische Fußeinlagen trägt, sollte genau prüfen, ob der Stiefel dafür genug Raum lässt.
Positiv: Schlichte, relativ leichte Stiefel. Einfach auszuziehen, dank der breiten Fersenkante. Die Stiefel sitzen gut am Knöchel.
Negativ: Beim Knien drückt der Stiefel unangenehm auf die Oberseite des Fußes. Er hat eine vergleichweise dünne Sohle und ist eher für den Sommer geeignet.
Positiv: Sehr leichter Stiefel, der viel Bewegungsfreheit bietet und dennoch fest am Fuß sitzt. Auch auf nassen und glatten Böden konnte man gut gehen, ohne zu
rutschen.
Negativ: Relativ weiter Schaft, der bei dünnen Waden schnell geschlackert hat.
Die Testergebnisse erschienen erstmalig in der top agrar 11/2017.