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Wie sehen die Lieferketten der Zukunft aus?

Lesezeit: 4 Minuten

Im Rahmen der von top agrar veranstalteten Diskussionsrunde „Landwirtschaft im Dialog“ tauschten sich Wirtschaftsvertreter, Politiker, Landwirte und Wissenschaftler über Lieferkettenprobleme aus.

Ist die heimische Nahrungsmittelversorgung auch in Krisenzeiten gesichert und wie wichtig sind anpassungsfähige Lieferketten? Das waren die zentralen Fragen beim von top agrar initiierten Diskussionsformat „Landwirtschaft im Dialog“ in Berlin. Für Susanne Schulze Bockeloh, Vizepräsidentin des Deutschen Bauernverbandes, steht außer Frage, dass für eine krisenfeste Versorgung insbesondere ausreichend Grundnahrungsmittel in Deutschland produziert werden müssen. Doch gerade in der Schweinehaltung seien die Bestände in Deutschland in den letzten Jahren um gut fünf Millionen Tiere zurückgegangen. Hier müsse man aufpassen, dass man sich nicht noch mehr von Importen abhängig mache, so Schulze Bockeloh.

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Wareneinkauf: Lokal vor regional vor international

Für Rewe-Vorstand Hans-Jürgen Moog stehen die Lieferketten zwar unter Druck. „Trotz einiger Schwierigkeiten sind sie bei Lebensmitteln aber stabil und werden stabil bleiben“, so die Prognose von Moog. Nach zwei Jahren mit Problemen durch Corona bereiteten im letzten Jahr maßgeblich der Krieg in der Ukraine und die hohen Energiepreise Probleme, vor allem bei Verpackungen und Glas. Auch in der Logistik gab es Engpässe. „Wenn aktuell einzelne Produkte fehlen, liegt das oft an der Preispolitik der multinationalen Konzerne, die aus unserer Sicht maßlose Preiserhöhungen an uns herantragen“, stellte Moog fest. Er will in der Rewe-Group deshalb noch stärker auf die Devise „lokal vor regional vor national vor international“ setzen.

Ressourcen im Blick

Oliver Sitar, Referatsleiter und stellvertretenden Generaldirektor für Landwirtschaft der EU-Kommission, sieht die Situation entspannt. „In vielen Bereichen sind die EU-Länder Netto-Exporteure. Wir produzieren in der EU mehr Lebensmittel als wir konsumieren“, so Sitar. Susanne Schulze Bockeloh sieht jedoch auch die Gefahr der Versorgungssicherheit bei gestörten Lieferketten innerhalb der EU. Besser sei es, sich mit Erzeugnissen aus dem Inland versorgen zu können. Dann sei die Abhängigkeit am geringsten.

Dem stimmte Naturland-Präsident Hubert Heigl zu. Ihm ist aber auch wichtig, dass für eine stabile und nachhaltige Erzeugung die natürlichen Ressourcen berücksichtigt werden. Als alternativlos sieht er im Hinblick auf die Stabilisierung der heimischen Produktion zudem an, dass langfristige Lieferverträge mit planbaren Preisen zwischen den Produzenten und Abnehmern verhandelt werden. „Die Arbeit muss sich auch für den Landwirt lohnen“, so Heigl.

Nachhaltigkeitstrend vorbei?

Für die zweite Talkrunde bat das top agrar-Moderatorenduo Marcus Arden und Guido Höner Vertreter aus Wissenschaft, Handel und Verbraucherschutz auf die Bühne. Im Kern ging es um die Frage, ob die Krise das Konsumverhalten von Verbrauchern verändert?

Michaela Schröder vom Verbraucherzentrale Bundesverband ist fest davon überzeugt, dass der derzeitige Schwenk der Konsumenten hin zu preiswerteren Lebensmitteln nicht von Dauer sein wird. „Nachhaltigkeit und Regionalität bleiben im Bewusstsein vieler Verbraucher. Auch beim Thema Tierwohl ist das so“, erklärte Schröder. Sie forderte eine noch bessere Kennzeichnung von Regionalität.

Prof. Dr. Thomas Vogler, Professor für Handelsmanagement an der TH Ingolstadt, betrachtet das Bild etwas differenzierter. „Bevölkerungsschichten mit hohen Einkommen schränken sich bei der Wahl ihrer Lebensmittel auch in der aktuell finanziell angespannten Zeit nicht unbedingt ein, doch diese Gruppe ist kleiner geworden“, so Vogler. Der Handelsexperte betont, dass wir in Deutschland auch in Zukunft preisgünstige Einstiegs-Lebensmittel und nicht nur die derzeit von vielen Seiten geforderten höherpreisigen Tierwohlprodukte brauchen.

Clemens Bauer, Geschäftsleiter Marketing bei Rewe, bestätigte diese Einschätzungen mit Erfahrungen aus der Praxis. So sei Bio angesichts extrem hoher Inflationsraten von einem Wachstumsmarkt zu einem derzeit stagnierenden Segment geworden. Doch etwas habe sich geändert. Früher seien Nachhaltigkeitsthemen schneller verdrängt worden, heute bleiben sie in den Köpfen: „Der Klimawandel ist nach wie vor unter den Top drei Ängsten, die die Deutschen haben. Das wird sich mittelfristig auf das Einkaufsverhalten auswirken“, so Bauer.

Nahrungsmittel als Waffe

Bundesumweltministerin Steffi Lemke, die einen Impulsvortrag gehalten hatte, warnte davor, dass Nahrungsmittel nicht als Waffe eingesetzt werden dürfen. „Durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine erleben wir gerade, welche Folgen eine deutliche Verknappung von Waren und die Störung von Warenströmen haben kann“, so Lemke.

An die Beteiligten der Wertschöpfungskette Lebensmittel appellierte sie, die natürlichen Ressourcen zu schonen und auf die nachhaltige Landwirtschaft zu setzen. „Gerade das Thema Biodiversität und Bodenschutz sind für mich wichtige Zukunftsthemen“, so Lemke.

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