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„Zeigen, wie moderne Landwirtschaft wirklich ist!“

Lesezeit: 4 Minuten

Harder Ratjen aus Aukrug setzt auf Kühe, Tourismus und Bildungsarbeit.


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Wenn sich im Hochsommer die Feriengäste nach dem gemeinsamen Siloabdecken zum Grillen im Garten treffen, Herdenmanagerin Annalena mit den Kühen und den Lehrlingen zufrieden und die Häckselkette wie geschmiert gelaufen ist, kommt Harder Ratjen (52) aus Aukrug in Schleswig-Holstein seinen betrieblichen Zielen schon sehr nahe: „Nachhaltig wirtschaftlich sein, zufriedene Mitarbeiter haben und unseren Gästen zeigen, wie die Landwirtschaft wirklich ist“, zählt der Betriebsleiter auf, der für sich persönlich aber noch ein weiteres Ziel vor Augen hat: „Im Optimalfall bin ich für die täglichen Arbeiten wie das Melken und das Füttern nicht eingeplant, sondern höchstens als Springer aktiv.“ Zwar wird dieser Plan nicht immer Realität, doch Ratjen schafft sich immer wieder Freiraum für den Besuch anderer Höfe und neue Projekte.


Milchvieh und Gäste


Bereits Ratjens Eltern haben Anfang der 90er-Jahre vier Ferienwohnungen ausgebaut. „Von ihnen habe ich die Offenheit gelernt. Bei uns durften die Gäste im Kuhstall schon immer mithelfen und man nahm sich beim Kälberfüttern Zeit, um über die besten Kuhnamen zu philosophieren.“


Während Harder Ratjen 1995 in Kiel Landwirtschaft studierte, siedelte er mit seinem Vater den ersten Laufstall aus, 2011 entstand das neue Melkzentrum (20er Swing-Over), 2017 der neue Kuhstall für 200 Milchkühe. Mittlerweile melkt der Ferienhof Ratjen 270 Kühe, die Leistung liegt bei durchschnittlich 10300 l. Der Futterbau auf 20 ha Fläche ist teils ausgelagert. Um von Energielieferanten langfristig autark zu sein, sind ca. 200 kW Photovoltaik und ein Speicher installiert, eine 75 kW-Gülleanlage entstand 2018, derzeit steht der Bau eines Nahwärmenetzes an.


Künftig mehr Bildung


Im Laufe der Zeit entstanden acht hochwertige Ferienwohnungen, im Jahr 2020 prämierte die DLG den Betrieb als „Ferienhof des Jahres“. Derzeit verstärkt die Familie ihre Aktivitäten in Richtung Bauernhofpädagogik, so besteht z.B. eine Kooperation mit einer örtlichen Grundschule, auch Klassenfahrten sind im Angebot.


Stolz sind Harder Ratjen und seine Frau Mirja auf das neueste Projekt „Seminarhaus Milchschule“, das durch Umnutzung des alten Jungviehstalls in Dorflage entstanden ist. An den rund 140 m2 großen Mehrzweckraum mit Kamin und Fenster in den noch als Stall genutzten Jungviehstall schließt sich eine geräumige Küche an.


Ab Herbst 2022 finden hier Seminare, Veranstaltungen oder Fortbildungen statt, auch Schulklassen sind willkommen. Die Idee dahinter: Die Kursteilnehmer können melken, selbst Joghurt oder Käse herstellen und so den Entstehungsprozess von regionalen Lebensmitteln hautnah miterleben. Die geschätzten Kosten für die Umnutzung des Gebäudes liegen bei knapp 500000 €. Die Baumaßnahme wurde aus Mitteln der GAK und vom örtlichen Landkreis gefördert. Die Gemeinde hat das Projekt als Schlüsselprojekt in das Ortsentwicklungskonzept aufgenommen.


Bei den Kühen sieht Landwirt Ratjen derzeit kein weiteres Wachstum. „Die Flächen reichen gerade für den jetzigen Bestand.“ Was ihn künftig eher reizt, ist die Verarbeitung der eigenen Produkte, z.B. die Käse- und Joghurtherstellung. Er hat bereits einen Käserei-Kurs beim Verband für handwerkliche Milchverarbeitung besucht und stellt für die Familie Camembert, Eis sowie Joghurt her. „Eigentlich träume ich von einer eigenen Hofmolkerei und einer eigenen Marke“, lacht er. Auch den Umstieg auf Bio hat er schon überdacht: „In der momentanen Nahrungsmittelsituation fühlt sich Bio aber wie ein Luxusgut an. Ich bin von der Erzeugungsform für meinen Betrieb noch nicht überzeugt.“


Immer offen ist Familie Ratjen dafür, die Bilderbuchromantik mancher Verbraucher ins rechte Licht zu rücken. Deshalb kann z.B. auch jeder per Internet-Livecam die Kühe in der Abkalbebox und im Kuhstall beobachten (unter www.ferienhofratjen.de) oder auf den mit Blühpaten angelegten Blühflächen den Bienen in einem Schaukasten bei der Arbeit zuschauen.


Zum Unternehmertum gehört für Harder Ratjen neben der Offenheit für Anregungen von außen auch, sich immer wieder kritisch zu hinterfragen. Ganz klar ist für ihn, dass der erfolgreiche Ausbau seiner Aktivitäten vor allem eine Teamleistung ist. „Ohne die Familie und Mitarbeiter, die sich geduldig und authentisch den Fragen der Gäste widmen, ginge unser Konzept nicht auf“, so der Betriebsleiter.


Trotz des Fokus auf Ferienwohnungen und das Wohl der Gäste sieht er die spezialisierte Milchproduktion aber als absolute Basis des Betriebes. „Hieran hängt mein Herz und hier wird rund 65% des Umsatzes generiert,“ so der Landwirt. So kommt es, dass trotz aller Zeitoptimierung die letzte Stallschicht am späten Abend der Bauer selbst macht. In seinen eigenen Worten: „Tierkontrolle, Futter ranschieben und einfach allen Tieren Gute Nacht sagen.“


Gesa Harms

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