Rund jedes zehnte weltweit gehandelte Derivat ist ein Warenterminkontrakt. Davon wiederum entfällt rund die Hälfte auf Agrargüter. Das sagte Sascha Siegel, Produktmanager bei der Eurex, vergangene Woche bei der DBV-Agrarfinanztagung in Berlin.
Noch bescheidener sei indes das an der Eurex in Frankfurt gehandelte Volumen. Dort wurden im vergangenen Jahr gut 52 000 Agrarfutures gehandelt. Die Eurex ist historisch gesehen eine Terminbörse, die Finanzderivate anbietet, beispielsweise Indexfutures auf den Euro STOXX 50 oder DAX. "Mit etwa 10,4 Millionen pro Tag gehandelten Kontrakten waren wir 2009 einer der drei größten Terminmärkte weltweit", betonte Siegel. Im Vergleich dazu sind die aktuell gut 300 täglich an der Eurex gehandelten Agrarpapiere nur noch ein Nischensegment.
Siegel erwartet in den kommenden Jahren allerdings einen deutlichen Bedeutungszuwachs bei den Agrarfutures. Auch deshalb hat die Eurex - wie die NYSE Liffe - im vergangenen Jahr Kontrakte für Milchprodukte aufgelegt; an der Eurex sind es Futures auf Butter und Magermilchpulver. Das Handelsvolumen ist noch gering, im Blick hat man den absehbaren Ausstieg aus der Milchquote 2014/15 und die weitere Liberalisierung der Märkte. "Marktinterventionen werden vermutlich weiter an Bedeutung verlieren", so Siegel mit Blick auf die agrarpolitischen Rahmenbedingungen. Der Schulung und Ausbildung von allen Beteiligten der Agrarwertschöpfungskette komme daher eine wichtige Rolle zu, weil es an Erfahrung mit dem Derivatehandel in der Milchbranche in Europa noch vielfach fehle.
Zurückhaltend äußerte sich der Börsenspezialist zur politischen Diskussion um die Eindämmung von Spekulation an den Terminmärkten, so zur Frage von Positionslimits. Vor dem Hintergrund, dass die bisherigen Agrarfutures der Eurex bar abgewickelt werden und es nicht zu einer physischen Lieferung der Ware kommt, sei auch der Einsatz von Positionslimits zur potentiellen Reduzierung des Risikos eines Cornering im Rahmen der Lieferung eher nicht sinnvoll.
Nachholbedarf haben die Frankfurter im internationalen Vergleich bei den Agrarfutures im Übrigen nicht nur gegenüber London oder Chicago, sondern auch im Vergleich zu asiatischen Marktplätzen. Rund drei Viertel des weltweiten börslichen Agrarderivategeschäfts findet nämlich in Fernost statt.