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Agrarproduktion in Russland und der Ukraine wird teurer

Bislang hat die Landwirtschaft in Russland und der Ukraine noch Standortvorteile durch niedrige Arbeits- und Bodenpreise. In Zukunft rechnen Fachleute allerdings mit Kostensteigerungen. Auf Betriebsebene bestünden große Unterschiede in den Arbeitskosten, bestätigten die Redner bei einer DLG-Fachtagung in Frankfurt am Main einvernehmlich.

Lesezeit: 4 Minuten

Bislang hat die Landwirtschaft in Russland und der Ukraine noch Standortvorteile durch niedrige Arbeits- und Bodenpreise. In Zukunft rechnen Fachleute allerdings mit Kostensteigerungen. Auf Betriebsebene bestünden große Unterschiede in den Arbeitskosten, bestätigten die Redner bei einer DLG-Fachtagung in Frankfurt am Main einvernehmlich. Betriebe, die heute über eine hohe Arbeitsproduktivität verfügen und ein positives Betriebsergebnis erwirtschaften, müssten die steigenden Kosten kompensieren. Da mit zunehmend besserer Logistik auch steigende Einnahmen erwartet werden, sei eine zusätzliche Kompensation der Kostensteigerungen möglich, hieß es.

 

Mathias Schmidvon der Concord Capital AG aus Frankfurt am Main erachtet die Agrarbranche für Investoren als sehr interessant. Mittel- und langfristig rechnet der Banker aber nicht mit einer Beeinflussung der Agrarpreise durch Investoren, höchstens bei Tagespreisen. Vielmehr führe die anhaltend hohe Nachfrage nach Futter- und Betriebsmitteln zu steigenden Preisen. Einflüsse gebe es allerdings auf den Bodenmarkt.

Er erwartet zukünftig eine Trennung zwischen Besitzer und Betreiber eines landwirtschaftlichen Betriebes.


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Große Potenziale in der Ukraine


Dr. Heinz-W. Strubenhoffvom Institut für Wirtschaftsforschung und Politikberatung Kiew skizzierte den Agrarmarkt in der Ukraine. Für das Land sieht er große Chancen in der Ausdehnung der landwirtschaftlichen Flächen und vor allem in der Steigerung der Flächenleistung. Die Steigerung sei durch Investitionen in Landtechnik und Betriebsmittel zu erreichen. Für 2011 werde für die Ukraine, Russland und Kasachstan eine Getreideernte von 160 Mio. t erwartet, in der Ukraine allein 50 Mio. t. Da die Getreideproduktion in der Ukraine über dem Verbrauch liegt, würden 40 bis 50 % der Ernte exportiert. Hauptexportländer seien Ägypten und der Nahe Osten. Loco-Hof-Preise folgten den Export- und Weltmarktpreisen.

 

Die Transparenz der Marktberichterstattung führt laut dem Experten derzeit zu Lagerhaltung bei den Landwirten, um das Fallen der Exportzölle abzuwarten und höhere Preise für die Produkte zu generieren. Dr. Strubenhoff hält eine wirtschaftliche Produktion für möglich, allerdings sieht er weiterhin ein hohes Politikänderungsrisiko. Er sehe Wachstum bei den großen Agrarholdings und einen Rückgang bei mittelständischen landwirtschaftlichen Betrieben. Holdings hätten derzeit aber noch Effizienzverluste.

 

Das Bodenmoratorium wird aller Wahrscheinlichkeit nach im Januar 2012 auslaufen, schätzt Dr. Strubenhoff weiter. Voraussichtlich würden natürliche Personen und der Staat Boden kaufen können, nicht jedoch Ausländer und juristische Personen. Derzeit lägen die Bodenpreise zwischen 700 und 1200 €/ha.

 

Dr. Julian Ries, Rechtsanwalt einer Kiewer Kanzlei, verwies auf die Korruptionsanfälligkeit und die Vertragsunsicherheit. Während in der Ukraine Boden derzeit nicht gekauft werden kann, ist dies in Russland möglich. Ein Problem in der Ukraine stelle auch das noch nicht voll erschlossene Kataster dar, so dass Flächen nicht direkt zugeordnet werden können.


Russland: Landwirtschaft hängt von der Öl- und Gaswirtschaft ab


Dr. Dimitri Rylko vom russischen Marktforschungsinstitut IKAR aus Moskau unterstrich die Abhängigkeit der Landwirtschaft von der russischen Öl- und Gaswirtschaft. Hiervon hingen Investitionen in die Landwirtschaft ab. Zudem sieht er Probleme beim Abtransport der Produkte aus diesen Regionen zu den Absatzmärkten.

 

Landwirt Hubertus Eichblatt, Investor und Geschäftsführer eines landwirtschaftlichen Unternehmens in der Ukraine, und Achim Lukas, Geschäftsführender Vorstand von Prodimex in Moskau, berichteten aus eigenen Erfahrungen und den täglichen Herausforderungen, denen sie in Russland und der Ukraine begegnen. Auch sie sehen große Potenziale in beiden Ländern durch noch brachliegende Flächen und eine noch nicht ausgeschöpftes Potenzial bei der Steigerung der Flächenproduktivität. Die vorhandenen Gegebenheiten müssten realistisch betrachtet und eingeschätzt werden, bevor der Schritt in die Investition getätigt wird.

 

Das Investitionsvolumen in der Ukraine wird mit etwa 1000,- €/ha angesehen. Hohe Erträge seien bei guter Bewirtschaftung möglich. Allerdings müsse die Bürokratie angenommen

und der Einfluss staatlicher Maßnahmen dürfe nicht unterschätzt werden. Ein enges Controlling der Kosten ist ihrer Meinung nach zwingend erforderlich, um die Bewegungen kontinuierlich verfolgen zu können.

 

Beide Praktiker sehen die größten Herausforderungen darin, die Leute und die Gesellschaft vor Ort mitzunehmen. Eine weitere Herausforderung bestehe im Gewinnen und Halten von guten Fachkräften. Die Lohnsteigerungen in der Ukraine beziffert Eichblatt auf jährlich 10 %. Die Bodenpreise bewegen sich in Russland ab 500,- €/ha. (ad)

 

 

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