EU-Agrarministerrat
Coronakonform und friedlicher Protest in Koblenz gegen Höfesterben
Zum Auftakt des EU-Agrarministerrates rollten Trecker durch die Koblenzer Innenstadt. Das Agrarbündnis "Wir haben es satt" demonstrierte vereint mit AbL, BUND und BDM.
Agrarindustrie, Tierfabriken und Höfesterben: Dagegen demonstrieren Landwirte aus ganz Deutschland anläßlich des Treffens der EU-Agrarminister am Sonntag in Koblenz. Ihre zentrale Forderung: Systemwechsel in der EU-Landwirtschaft.
Hunderte Teilnehmer, teilweise in Tierkostümen, zogen zu Beginn der "Wir haben es satt"-Demo am Sonntag mit Traktoren vom Koblenzer Hauptbahnhof zum Kurfürstlichen Schloss. Zu der Demonstration unter dem Motto "Schluss mit den Lippenbekenntnissen, Frau Klöckner!" hatte die Kampagne "Meine Landwirtschaft" aufgerufen.
Laut Polizeiangaben sei von bis zu 350 Teilnehmern auszugehen. Die Veranstalter selbst sprachen von bis zu 1.200 Teilnehmern. Die Teilnehmer waren aus ganz Deutschland angereist. Der Protest verlief "völlig problemlos und coronakonform", erklärte die Polizei.
Die Bauern forderten auf Transparenten kostendeckende Preise für ihre Produkte, um die höheren Anforderungen der Politik erfüllen zu können. Denn neue Auflagen, so die Landwirte, seien ohne steigende Erzeugerpreise nicht mehr finanzierbar.
Viele landwirtschaftliche Betriebe leben von der Substanz
Mit dabei waren auch Bauern aus Unterfranken. Sie fühlen sich von der Politik im Stich gelassen.
"Die Lebensmittel müssten mehr Wert geschätzt werden und sie müssten teurer werden", forderte der unterfränkische Landwirt Gleichmann im Interview gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Sonst sehe er für familiengeführte, bäuerliche Betriebe schlechte Zukunftsaussichten. Sollte die Politik die Sorgen der Landwirte nicht ernst nehmen, drohten noch mehr Höfe zu sterben.
Gab es 1987 noch mehr als 600.000 Betriebe in Deutschland, waren es 2018 nur noch 266.000, führte Gleichmann an. Seiner Tochter könne er jedenfalls nicht empfehlen, den elterlichen Hof einmal zu übernehmen, so der bayerische Landwirt in Koblenz.
Landwirt Martin Gleichmann aus Friesenhausen im Landkreis Haßberge arbeitet seit 33 Jahren auf seinem 150 Hektar großen Milch- und Ackerbaubetrieb. Vor fünf Jahren hat er auf Bio-Landwirtschaft umgestellt. Mit den Erlösen von seinen Produkten komme er "gerade so über die Runden", sagte er im Rundfunk-Interview.
Bereits am Sonntagvormittag hatte der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) am Deutschen Eck lebensgroße Plastikkühe aufgestellt. Der Verband fordert mehr Geld für die Milchbauern und Beschränkungen der EU-Milchmengen zur Preisstabilisierung.
Für die kommenden Tage sind nach Angaben der Stadt Koblenz weitere Demos und Proteste angemeldet. Als zentrale Demo sind für Dienstag Schlepperkonvois aus Belgien, den Niederlanden und den Nachbarregionen von Rheinland-Pfalz angekündigt.
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von Gerd Uken
Die Überschrift ist ja wohl nun Chat ganz treffend
Es geht auch um dasMercosurabkommen dem die Anwesenden Landwirte so nicht zustimmen. Um immer mehr Auflagen, den Green Deal und Farm to Fork. Die EU Politik ist mittlerweile so abgehoben! Ach ja und Herr Rukwied wurde auch noch vorm treffen der Minister abgefangen.....
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von Erwin Schmidbauer
Was mich wundert...
Höfesterben, Bauernhöfe statt Agrarfabriken, solche Meldungen und Demos haben mediales Interesse. Wenn aber irgendwelche Kleingruppen für die Zerschlagung von Konzernen demonstrieren (im Prinzip ist die Konzernbildung, die immer höhere Konzentration der Unternehmen das gleiche Bild, ... mehr anzeigen wie die das Höfesterben), dann werden die meist als linke Spinner abgetan oder medial weitgehend ignoriert. weniger anzeigen
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von Wilhelm Grimm
......medial weitgehend ignoriert.
Gekaufte Journalisten, hat UDO ULFKOTTE das genannt.
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von Wolfgang Schuchard
Wie ich an einem Video vom Sonntag erkenne,
kann Frau Klöckner sehr wohl verschiedene Gruppen von Landwirten auseinanderhalten. Es wird Zeit, dass zumindest die Fachmedien berichten, dass da beispielsweise auch LSV mobilisiert hat, und das aus ganz anderen Gründen als AbL, WHES und BUND.
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von Harald Finzel
Zusammen mit den NGOs für die Zukunft der Öko-Milchviehhaltung demonstrieren...
...darauf muss man erst einmal kommen! Den NGOs ist es schnuppe, ob das zunehmende Biomilch-Angebot am Markt untergebracht werden kann. Den NGOs ist auch schnuppe, wenn die heimische Biobutter auch künftig im Supermarktregal mit dem Kerrygold-Lockangebot für einen Euro das Päckchen ... mehr anzeigen konkurrieren muss. Sicher ist aber, dass die NGOs auch künftig darauf drängen werden, dass alle Bauern (auch die Biobauern, und besonders die Rinderhalter!) mit immer neuen Gängeleien überzogen werden. weniger anzeigen
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von Heinrich Albo
Denke von den eigentlichen
95 % realistischen und bodenständigen Bauern (konventionell) haben sich bei der Demo nicht viele vor den" Ideologiekarren" spannen lassen...Die vernünftigen laufen auch nicht im Tierkostüm herum.
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von Helmut Keller
Ideologiekarren
Welche Klientel rennt wohl mehr dem Ideologiekarren "Wachsen oder weichen" hinterher?
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von Rudolf Rößle
Ein
Gutes Bio- Statement. Der Umbau läuft jetzt schon aus dem Ruder.
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