Über Vor- und Nachteile der Prämienveröffentlichung im Internet hat die Neue Westfälische mit dem Kreislandwirt des Kreises Höxter, Johannes Potthast, gesprochen: Herr Potthast, ist es richtig, dass die Agrarsubventionen veröffentlicht werden? JOHANNES POTTHAST: Wir Landwirte haben nichts zu verbergen. Es wäre aber wichtig, die Debatte sachlich und richtig zu führen. So bekommen wir keine Subventionen, sondern Ausgleichszahlungen. Diese Direktzahlungen gewährleisten, dass wir die europäischen Umwelt- und Produktionsstandards einhalten und zugleich erschwingliche Lebensmittel produzieren. Warum sind diese Gelder für die Landwirtschaft notwendig? POTTHAST: Mit ihnen werden die Wettbewerbsnachteile des Weltmarktes ausgeglichen. Ohne die Ausgleichzahlungen würden die Lebensmittelpreise viel stärker schwanken und tendenziell steigen. Viele landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland würden einen freien Markt nicht überleben, denn Produzenten außerhalb Europas können oft billiger produzieren, auch deshalb, weil sie viele Standards nicht einhalten müssen. Fürchten Sie durch die Veröffentlichung eine Neid-Debatte? POTTHAST: Die wird kommen, denn die Komplexität des Themas lässt sich schwer vermitteln und ist nicht für den Stammtisch geeignet. Dort wird nur gesehen, wer das meiste Geld bekommt, ohne die Hintergründe zu diskutieren. Ärgert Sie das? POTTHAST: Mich ärgert vor allem, dass es viele Bereiche gibt, in denen das Geld der Bürger ausgegeben wird, ohne dass es eine Transparenz gibt. Mich würde zum Beispiel interessieren, wie viel Geld Gottschalk von meinen Rundfunkgebühren für eine Wetten-Dass-Sendung bekommt. Aber wir Landwirte werden uns der Debatte dennoch stellen. Wem nutzen diese Zahlungen am meisten? POTTHAST: Am Ende sind es die Verbraucher selbst, die von den Zahlungen profitieren. Es gibt keinen Ort auf der Welt, wo der Verbraucher so wenig für Nahrungsmittel ausgeben, wie in Deutschland. Wir Landwirte bräuchten die Zahlungen nicht zwingend. Ohne sie müsste man aber die globalisierten Märkte wieder gegeneinander abschotten. Zudem würden die Preise steigen. Das derzeitige System kommt aber nicht ohne Ausgleichzahlungen aus.
Das Interview führte David Schellenberg, Link zum NW-Onlinebeitrag