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Erst wiegen, dann verkaufen

Heiko Wörmbke kämpft auf Marschböden mit höheren Grundfutterkosten. Sein gutes Management gleicht das aus. Pro Jahr mästet er rund 400 Mutterkuhabsetzer. Eine Reportage von Hinrich Neumann aus der top agrar 6/2017, Spezialprogramm Rind.

Lesezeit: 7 Minuten

Heiko Wörmbke kämpft auf Marschböden mit höheren Grundfutterkosten. Sein gutes Management gleicht das aus. Pro Jahr mästet er rund 400 Mutterkuhabsetzer. Eine Reportage von Hinrich Neumann aus der top agrar 6/2017, Spezialprogramm Rind:


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Der Betrieb von Heiko Wörmbke liegt in Curslack am Stadtrand von Hamburg. Er hat 350 ha Betriebsfläche und stallt im Jahr ca. 420  Fresser auf. Die Tiere sind vor allem Absetzer aus der Mutterkuhhaltung, die er über den Handel bezieht. Überwiegende Rassen sind Angus, Limousin, Charolais sowie Kreuzungen aus verschiedenen Fleischrinderrassen. Der Betrieb ist aufgrund von schweren, nassen Marschböden benachteiligt, die den Maisertrag von 25 bis 45 t/ha jährlich stark schwanken lassen.


Hohe Futterkosten


Dadurch hat er deutlich höhere Grundfutterkosten: Sie liegen bei 43,50 €/t einschließlich Maschinen im Vergleich zu 32 €/t im Ringdurchschnitt). Zudem hat er aufgrund der Rassenvielfalt sehr unterschiedliche Tageszunahmen. Das macht er durch regelmäßiges Wiegen der schlachtreifen Tiere wett, die er konsequent nach Gewicht verkauft. „Der Betrieb zeichnet sich aus durch gute Tierbeobachtung. So erreicht er geringe Verluste von ca. 1 % und hohe Tageszunahmen von durchschnittlich 1 350 g (ab Fresser).


Außerdem sind die Haltungsbedingungen im Außenklimastall auf Stroh optimal“, analysiert Ringberater Klaus Neve. Im Jahr 2015 hat Wörmbke den Betrieb erweitert und einen neuen Bullenstall auf Basis einer Stahlhalle mit 275 Plätzen errichtet.


Vormast: Gründliche Auswahl der Absetzer


Betriebsspiegel Wörmbke

  • Arbeitskräfte: 1 Betriebsleiter, 1 Mitarbeiter, 1 Lehrling (3 AK)
  • Betriebsflächen: 350 ha Acker und Dauergrünland
  • Tierbestand: 475 Mastplätze, 390 verkaufte Tiere im Jahr (Mutterkuhabsetzer)
  • Tageszunahmen: 1 350 g/Tier/Tag
  • Klassifizierung: 13 % E, 85 % U, 2 % R, ca. 75 % Fettstufe 3
  • Verluste: ca. 1 %


Heiko Wörmbke kauft den Hauptteil der Fresser im Herbst. Bei ca. 14 Monaten Mast kann er sie zu leicht höheren Preisen im Winter des Folgejahres verkaufen und damit das Sommerloch umgehen. Der Preisunterschied liegt bei ca. 20 bis 30 Cent pro kg. Außerdem bekommt er im Frühjahr kaum noch geeignete Absetzer aus der Mutterkuhhaltung.


Die Tiere bezieht er über den Viehhandel aus Norddeutschland, rund ein Viertel bekommt er von Mutterkuhhaltern in der näheren Umgebung. Sie wiegen beim Einstallen ca. 250 bis 300 kg. Pro Tier zahlt er 800 bis 950 € (brutto). Größere Partien sucht Wörmbke selbst aus, in dem er sie besichtigt oder sich Fotos schicken lässt. So will er verhindern, dass die Viehhändler ihm Kümmerer unterschieben. „Wenn die Tiere nicht frohwüchsig sind, legen wir Geld drauf“, erklärt er. Die Tiere werden gleich nach dem Aufstallen mit einer Dreifachimpfung gegen BRSV, BHV1 und PI3 behandelt und in zwei Ställen untergebracht.


Fütterung mit Mischwagen


Sie kommen jeweils auf die gleiche Seite der Ställe. Damit fällt die Fütterung leichter. Denn er mischt im selbstfahrenden Futtermischwagen zwei verschiedene Rationen für die Fresser und die Endmastbullen (siehe Übersicht). „Außerdem können wir sie besser verladen, wenn die schlachtreifen Tiere nur auf einer Seite stehen“, macht er deutlich.


Die Jungbullen erhalten gleich nach dem Einstallen Maissilage, Heu und Gras. „Einige haben schon vorher Mais gefressen, andere müssen sich erst daran gewöhnen“, sagt er. Das Gleiche betrifft die Tränke: Da nicht alle gleich aus dem Tränkebecken saufen, stellt Wörmbke in der ersten Zeit zusätzlich noch eine Wanne mit Wasser auf den Futtertisch. Die Umstellung, verbunden mit der neuen Umgebung und dem Zusammenwürfeln aus verschiedenen Herkünften, verursacht gerade am Anfang viel Stress für die Tiere. Daher beobachtet der Landwirt sie in dieser Phase ganz genau und geht mehrmals am Tag durch den Stall. Besonders achtet er dabei auf die Atemfrequenz und die Wiederkautätigkeit.



Management: Entmistung kostet viel Zeit


Die Tiere stehen in Außenklimaställen auf planbefestigten Böden. Die Buchten in beiden Ställen streut er jeden Tag mit einem Einstreugerät ein. Dafür benötigt er pro Tag etwa 3 kg Stroh pro Tier bzw. 4 bis 5 Rundballen insgesamt.


In den Ställen hat er zwei verschiedene Entmistungssysteme. Im älteren Stall sind die Buchten in zwei Bereiche aufgeteilt: einem hinteren Liegebereich und dem Fressbereich vorn. Durch ihre Bewegung tragen die Tiere den Mist regelmäßig auf den Fressgang. Diesen mistet Wörmbke ca. alle zwei Tage aus. Dafür kann er die Abtrennungen zwischen den Buchten zurückklappen, sodass sie jeweils als Buchtentor dienen und die Tiere im hinteren Liegebereich einsperren. Anschließend kann er den Fressgang mit einem Hoflader ausmisten.


Tiere kennen das Einsperren


„Weil wir die Tiere von klein auf an regelmäßig zurücksperren, sind sie den Umgang gewöhnt“, nennt Wörmbke einen Vorteil. Das hilft auch beim Verladen: Denn über den Fressgang werden die Tiere auch in den LKW getrieben. Genauso wiegt er sie auf diese Weise, in dem er die mobile Waage im Treibegang abstellt.


Auch im neuen Stall, den Wörmbke im Jahr 2015 dazu gebaut hat, sind Fress- und Liegebereich getrennt. Hier hat er in jedem der beiden Fressgänge einen Mistschieber installieren lassen, in der Hoffnung, dass das weniger Arbeit verursacht. Doch die Mistmenge ist zu groß. „Wir müssen den Schieber fast stündlich durch den Gang schicken, weil er sonst den Mist nicht herausbekommt“, berichtet der Mäster. Das erhöht auch den Stromverbrauch sowie den Verschleiß des Schiebers. Zudem liegt der Mist dann außerhalb des Stalls und muss per Hoflader noch einmal aufgenommen und auf die Mistplatte befördert werden. „Das ist nicht optimal. Das regelmäßige Ausmisten mit dem Lader lässt sich zeitlich besser planen“, resümiert er.


Zum Füttern nutzt der Landwirt einen selbstfahrenden Vertikalmischer mit 17 m³-Brutto-Volumen. Weil die Hofstelle sehr langgestreckt ist und daher lange Wege vom Silo zum Stall zurückzulegen sind, bietet der Selbstfahrer mehr Komfort. „Wir mussten sonst immer längere Strecken laufen, um den Hoflader zu den einzelnen Silos zu fahren. Das machen wir jetzt in einem Arbeitsgang“, erklärt der Landwirt.


Um das teure Grundfutter möglichst optimal zu verwerten, legt er viel Wert auf die richtige Futterhygiene. Neben einem ausreichenden Vorschub im Maissilo beseitigt er Restfutter sofort und deckt die Anschnittsfläche im Silo mit einem Vogelschutznetz ab.


Endmast: Bullen werden regelmäßig gewogen


Die Tiere haben im alten Stall 3,6 m² Platz pro Tier. Im neuen Stall gibt es bis zu einem Gewicht von 350 kg 3,5 m², über 350 kg sind es 4,5 m². Jede Bucht ist mit neun bis 14 Tieren belegt. Wörmbke strebt

ein durchschnittliches Schlachtgewicht von 450 kg an. Bei einer Ausschlachtung von ca. 58 % haben die Tiere daher ein Lebendgewicht von ca. 770 bis 780 kg.


Um möglichst dicht an das vom Schlachthof maximal erwünschte Gewicht zu kommen, wiegt er die Tiere regelmäßig. Hierfür sperrt er erst alle Tiere zurück in den hinteren Stallbereich und stellt eine Waage in den Futtergang. Das ist mit wenig Stress für die Tiere verbunden, da sie das ständige Zurücksperren kennen.


Genaues Gewicht


Der Landwirt wiegt die Bullen im Endmaststadium etwa alle vier Wochen. „Es rechnet sich nicht, die teuren Tiere vor Erreichen des Schlachtgewichts zu verkaufen“, ist seine Meinung.


Dazu kommt, dass sich das Gewicht bei den unterschiedlichen Rassen und erst recht bei Kreuzungstieren sehr schwer schätzen lässt. „Vom aktuell gewogenen Lebendgewicht rechne ich pro Tier und Tag etwa 1 200 g Zunahmen hinzu, um die Dauer bis zur Schlachtung festzulegen“, sagt Wörmbke.


Der Mehraufwand rechnet sich für ihn: Mittlerweile gehört er im Beratungsring zu den Top-Betrieben. Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre lagen die Deckungsbeiträge bei 0,78 €/Tier und Tag und damit 45 % über dem Ringdurchschnitt der Rindermastberatung e.V. in Schleswig-Holstein.

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