Die Europäische Kommission will trotz der von ihr mit der Farm-to-Fork-Strategie geplanten Reduktionsziele für den Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln „steigende Importe möglichst“ vermeiden. Das stellte Valentin Opfermann von der Generaldirektion für Landwirtschaft der EU-Kommission klar.
Zugleich erläuterte der Burgenländer, dass die Strategie in ihrer Gesamtheit ein ganzheitlicher Ansatz mit Zielen sei, die europaweit gelten würden, die aber für die einzelnen Mitgliedstaaten noch präzisiert und angepasst würden.
Zu den Reduktionszielen bei den Betriebsmitteln stellte Opfermann klar: „Wenn von einer Reduktion die Rede ist, meint man immer auch Optimierung.“ Die Landwirte sollten einen Zugang zu innovativen Technologien erhalten und mit entsprechender Bildung und Beratung bei der Umsetzung unterstützt werden. Das Erfolgsgeheimnis werde in einem Miteinander der Bewirtschaftungsweisen liegen, so Opfermann.
Christian Stockmar, Obmann der Industrie Gruppe Pflanzenschutz (IGP) im Fachverband der chemischen Industrie Österreichs (FCIO) warnte indes vor einer Verringerung der EU-Agrarproduktion. Durch die Corona-Krise hätten die Menschen erstmals seit der Nachkriegszeit wieder Mangel gespürt. Damit sei die Diskussion um die Versorgung mit Lebensmitteln in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Die Ernteausfälle in den vergangenen Jahren und die Grenzschließungen während der Corona-Krise hätten gezeigt, dass „wir in Krisenzeiten einen hohen Grad an Eigenversorgung mit Lebensmitteln sicherstellen sollten, um nicht von anderen abhängig zu sein“, betonte der IGP-Obmann.
Undifferenzierte Herangehensweise
Sehr kritisch zu den Reduktionszielen äußerte sich auch Johannes Fankhauser vom österreichischen Landwirtschaftsministerium: „Eine Lebensmittelproduktion ist ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nicht möglich. Eine Mengenreduktion sagt nichts über eine Reduzierung des damit verbundenen Risikos aus.“
Es gehe nicht um die Menge, sondern um die Wirkung, führte Fankhauser aus. Daher sei diese undifferenzierte Herangehensweise kritisch zu sehen. Die Corona-Krise habe zudem gezeigt, dass die regionale Produktion und Wertschöpfung gesteigert werden sollten und es der Förderung neuer Technologien bedürfe, erklärte der Ministeriumsbeamte. Wichtig sei auch „ein fairer Preis im Supermarkt, der beim Landwirt ankommen muss“, unterstrich Fankhauser.
Zum 25-Prozent-Ziel für den Ökolandbau stellte er klar, dass dies nur dann im Bereich des Möglichen liegen werde, wenn ein entsprechender Absatzmarkt vorhanden sei.