Deutschland und die EU drängen beim ersten G8-Agrargipfel auf einen Abbau der Handelsschranken für Lebensmittel. Es herrsche im Grundsatz Einigkeit, dass protektionistische Mechanismen langfristig abgeschafft werden müssten, sagte Bundesagrarministerin Ilse Aigner laut Reuters am Sonntag am Rande des G8-Treffens mit ihren Amtskollegen im italienischen Cison di Valmarino. EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel bekräftigte: "Es hat laute Forderungen gegeben, dem hässlichen Protektionismus den Kopf abzuschneiden." Maßnahmen wie Ausfuhrverbote und Importzölle drohten die Probleme bei der Lebensmittelsicherheit sogar zu verschärfen, weil Bauern keinen Anreiz zur Produktion sähen.
Allein Gastgeber Italien sei bei dem Thema gegen den Strom geschwommen: Landwirtschaftsminister Luca Zaia erklärte, er werde Italiens Landwirtschaft notfalls auch mit Schutzzöllen unterstützen. "Wenn wir uns jetzt weltweit gegen Importzölle entscheiden, dann wird ein Großteil der europäischen Landwirtschaft verschwinden, weil wir bei Fleisch, Getreide und Blumen nicht mehr wettbewerbsfähig sind", sagte er.
Brüssel selbst hatte vor dem Treffen erklärt, eine gemeinsame Strategie zur Gewährleistung der Nahrungsmittelsicherheit sowie Möglichkeiten zur Abmilderung von Preisschwankungen auf Agrarmärkten finden zu wollen. Alarmiert sind die Länder vor allem wegen der vermehrten Krisen und Proteste wegen Lebensmitteln in den vergangenen Jahren. "Mein Ziel und Wunsch ist es, klar zu machen, dass Landwirtschaft und Ernährungssicherheit Hauptthemen für die Staats- und Regierungschefs dieser Welt sind", sagte Aigner.
An diesem Montag soll eine gemeinsame Erklärung zur Nahrungsmittelsicherheit vorgestellt werden, die den G8-Staats- und Regierungschefs während ihres Gipfels auf der Insel La Maddalena vor der Küste Sardiniens im Juli übergeben wird.