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Greenpeace-Experte: Mindestens jedes zweite Nutztier muss weg

Geht es nach Martin Hofstetter von Greenpeace, führt an einer drastischen Reduzierung des deutschen Nutztierbestandes kein Weg vorbei.

Lesezeit: 3 Minuten

Wolle Deutschland die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen erreichen und bis 2045 klimaneutral werden, müssten die Tierzahlen um 50 %, eher 75 % runter, erklärte Hofstetter gestern bei einer Diskussionsrunde der Grünen im Bundestag zur Zukunft der Tierhaltung.

Deutliche Änderungen sind ihm zufolge ebenfalls für Moorstandorte absehbar. Hier müsse die Politik den Landwirten klarmachen, dass in höchsten 25 Jahren in weiten Teilen Deutschlands Schluss sein werde mit der gewohnten Nutzung ehemals entwässerter Moore, forderte Hofstetter ebenfalls mit Hinweis auf die Klimaschutzziele. Alternativ werde hier nach der für Klima- und Artenschutz notwendigen Wiedervernässung eher Paludikultur oder Agri-Photovoltaik statt Grasproduktion die Regel sein. Der Gesetzgeber müsse hier frühzeitig Klartext sprechen.

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Wirtschaftliche Komponente nicht vergessen

Dem Greenpeace-Mitarbeiter ist klar, dass dies nicht ohne Belastungen und wirtschaftliche Folgen für die Bauern und die Wirtschaft im Allgemeinen abgehen wird. Er verweist auf den Landkreis Vechta, wo die Tierhaltung sowie die vor- und nachgelagerten Branchen zusammen Gewerbesteuereinnahmen erwirtschaften, die 37 % über denen des Durchschnitts aller bundesdeutschen Landkreise liegen. Die Politik müsse daher bei den angestrebten Veränderungen die wirtschaftliche Komponente berücksichtigen und Unterstützung bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle bieten, empfiehlt Hofstetter. Das (teilweise) Ende der Futtermittelproduktion eröffnet nach seinem Verständnis beispielsweise Flächenspielraum für den Anbau alternativer Feldfrüchte für den menschlichen Verzehr.

Einen Abbau der deutschen Tierbestände kann sich der Greenpeace-Vertreter am ehesten über höhere Tierwohlstandards vorstellen. Stocke man die vorgeschriebene Fläche für Rinder oder Schweine auf, reduzierten sich die Tierzahlen automatisch, verdeutlichte Hofstetter. Sinnvoll wäre ihm zufolge in dieser Hinsicht auch eine klare Bindung der Tierhaltung an die Fläche.

„Abwrackprämie“ für Tierhaltungsbetriebe?

Auch die Internalisierung externer Kosten wäre für den Agrarökonomen ein probater Weg, die Tierzahlen zu reduzieren. Bilanziere man die Treibhausgasemissionen einer melkenden Kuh mit 8 000 kg pro Jahr, müsste die Milcherzeugung pro Tier beim aktuellen CO2-Preis mit insgesamt 600 Euro belastet werden, rechnete der Greenpeace-Experte vor.

Zumindest zur Diskussion stellen will Hofstetter eine „Abwrackprämie“ für tierhaltende Betriebe nach niederländischem Vorbild. Die sei – wie man beim niederländischen Nachbarn sehe – ein schwieriges Thema, sollte aber zumindest für Intensivregionen und Moorstandorte auch in Deutschland geprüft werden, meint Hofstetter. Zumindest in Niedersachsen ist eine Ausstiegsprämie für Schweinehalter am vergangenen Donnerstag (22.9.) jedoch im ersten Anlauf gescheitert. Ein entsprechender Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen erzielte im Hannoverschen Landtag erwartungsgemäß keine Mehrheit.

Brauchen Agrar- und Ernährungswende

Die Agrarsprecherin der grünen Bundestagsfraktion, Renate Künast, plädierte gleichwohl für eine Neuorientierung der Ernährungswirtschaft. Die müsse wegkommen von Menge und Export, hin zu einer Qualitäts- und Tierwohlorientierung in der gesamten Produktionskette. Zugleich müsse die Agrarwende auch von einer Ernährungswende begleitet werden, bei der die pflanzliche Diät – beispielsweise in Form von Leguminosen – künftig eine deutlich größere Rolle spiele:

Essen kann auch gut und genussvoll sein, ohne dass ein Stück Fleisch auf dem Teller liegt.

Der Landwirtschaft will die Grünen-Politikerin auf diese Weise neue Einkommensquellen erschließen. Viel Potential sieht sie zudem in der Nutzung Nachwachsender Rohstoffe als Bau- und Dämmstoffe. Diese sollen beispielsweise im Rahmen der Paludikultur gewonnen werden. Dafür brauche es die entsprechende Forschung und Förderung, so Künast.

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