Das hat Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk am vergangenen Freitag auf den Naturschutztagen in Radolfzell gefordert. Mit Transparenz und fundierten Forschungsergebnissen könnten Kritiker und Befürworter zuverlässige Antworten auf ihre Fragen erhalten. Immerhin hätten die Landwirte in Deutschland heute schon durch europaweite Zulassungen die Möglichkeit, genverändertes Saatgut einzusetzen. Derzeit könne der Minister jedoch keinem Landwirt den Anbau von GVO empfehlen, solange dieser unverschuldet dafür haftet. Insofern seien die in der Rechtsverordnung festgelegten Sicherheitsabstände zwischen konventionellen und GVO-Maisfeldern von 150 m bzw. 300 m vertretbar. Die häufigsten Befürchtungen bestünden in Bezug auf die Auswirkungen der in den gentechnisch veränderten Pflanzen gebildeten Toxine auf einzelne Pflanzen- und Tierarten sowie auf Bodenmikroorganismen, erläuterte Hauk. Diese Sorgen nehme man ernst, auch wenn sich die Risikowahrnehmung nicht mit der wissenschaftlichen Bewertung decke. Mittlerweile gebe es schon eine Reihe von Ergebnissen aus Untersuchungen zu den Umweltwirkungen von GVO, die vom Bundesforschungsministerium in Auftrag gegeben worden seien. Die Forderung nach einem gentechnikfreien Baden-Württemberg hält Hauk allerdings für nicht mehr umsetzbar. Bereits heute kämen 70 % der Lebensmittel in irgendeiner Form mit GVO in Kontakt, erklärte der Minister. Die Aufgabe der Politik sei es, in diesem Zusammenhang dafür zu sorgen, dass Futtermittel, Lebensmittel und Saatgut regelmäßig stichprobenartig untersucht würden, um die Einhaltung der EU-weit gültigen Kennzeichnungsvorschriften zu überwachen. Ware, die nach deutschem Recht als gentechnikfrei gekennzeichnet sei, müsse diesen Anspruch auch voll erfüllen. Nach Angaben des baden-württembergischen Landwirtschaftsministeriums werden heute in der Landwirtschaft weltweit auf 102 Mio. ha genveränderte Organismen angebaut - Tendenz steigend. Die meisten Flächen liegen in den USA, Argentinien, Brasilien, Kanada, Indien und China. Insbesondere werden Sojabohnen mit 58,6 Mio. ha, Baumwolle mit 13,4 Mio. ha und Raps mit 4,8 Mio. ha als GVO angebaut. Die einzigen in Europa zugelassenen GVO sind zünslerresistente Maissorten. Ihr Anbau muss beim Bundessortenamt angemeldet und im Standortregister eingetragen werden.
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