Die Koalition aus SPD und Linke unter Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) in Brandenburg hat eine neue Agrarministerin. Zur Überraschung vieler präsentierte rot-rot die SPD-Abgeordnete Jutta Lieske als neue Infrastrukturministerin, wozu Agrar jetzt zählt. Im Interview mit der Märkischen Allgemeinen erklärte Lieske, sie sei durch ihre Tätigkeit im Arbeitskreis Infrastruktur und Landwirtschaft und als Bürgermeisterin und Amtsdirektorin 15 Jahre intensiv mit den Agrarthemen betraut. "Ich bin meiner Region sehr verbunden und weiß daher um die Probleme und Entwicklungen, die stattgefunden haben. Das gibt mir Mut, dass ich den neuen Anforderungen auch entsprechen werde", so die SPD-Politikerin. Zum Teil verstehen könne sie aber die Befürchtung, dass die Trennung von Landwirtschaft und Umwelt zu Schwierigkeiten führen kann. "Ich werde mich intensiv dafür einsetzen, dass diese Konflikte gar nicht erst entstehen. Da positioniere ich mich klar und deutlich \- gerade weil ich aus einer Region komme, wo Landwirtschaft groß geschrieben wird: Agrar wird kein Anhängsel, sondern gleichberechtigt sein. Landwirtschaftspolitik ist für Brandenburg mindestens so wichtig wie Wirtschaftspolitik", stellte sie klar.
Enttäuscht darüber, dass es kein eigenes Landwirtschaftsministerium mehr gibt, zeigte sich der Landesbauerverband Brandenburg. Der Schwerpunkt der Arbeit des neuen Ministeriums müsse jetzt zumindest auf dem Bereich Landwirtschaft liegen, denn in den kommenden Jahren erfolgten wichtige Weichenstellungen in der Agrarpolitik und ländlichen Entwicklung. Der Verband erwartet die Fortsetzung des bisherigen Kurses. Ein ebenso großes Konfliktpotential wie in der Zusammenlegung von Landwirtschaft und Infrastruktur sieht der Vorstand des LBV in der Zersplitterung von Umwelt-, Verbraucherschutz und Landwirtschaftsfragen und deren Angliederung an zwei verschiedene Ministerien, geführt von Vertretern zweier Parteien. LBV-Präsident Udo Folgart erläuterte, dass gerade die bisherige Zusammenfassung von Umwelt- und Naturschutzfragen mit den Belangen der landw. Produktion in einem Hause viele Probleme im Voraus ausgeräumt hatte. Brandenburg war hier ein Musterbeispiel in Deutschland. "Ich hoffe nicht, dass hier alte Gräben neu aufbrechen und in Bezug auf die Infrastruktur neue hinzu kommen!" sagte der Bauernpräsident, "dies wäre schlimm und nicht zum Nutzen Brandenburgs!"