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Kieler Professor: „Green Deal hat großes Potenzial!"

Prof. Christian Henning hat als Agrarwissenschaftler an der Universität Kiel die Folgen des Green Deals auf Produktion und Erlöse für die Bauern untersucht. Seine Schlussfolgerungen sind klar.

Lesezeit: 3 Minuten

Wissenschafter der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel unter Leitung von Professor Christian Henning haben in einer Studie im Auftrag etlicher Agrarverbände die ökonomischen und ökologischen Auswirkungen des Green Deals, also der von der EU-Kommission vorgeschlagenen "Farm to Fork"-Strategie (F2F), auf die Agrarwirtschaft untersucht.

Kritiker lesen heraus, dass eine deutliche Produktionssenkung und starke Preissteigerungen bei geringer Klimawirksamkeit die Folge sein könnten. Prof. Christian Henning selbst relativiert dies aber und hebt die enormen Potenziale hervor, und dass dies von der Gesellschaft so gewünscht sei - und natürlich honoriert werden müsse. Hier sein Brief an uns:

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Green Deal bringt Kosten von 218 €/ha

"Besonders die Agrarverbände kritisieren die Farm-to-Fork Strategie (F2F) als zentralen politischen Mechanismus zur Um­setzung der Green Deal Ziele im Agrarsektor: Vor allem verschärfte Umweltauflagen schränkten die Einkommen der Landwirte noch weiter ein, warnen sie.

Tatsächlich zeigen wissenschaftliche Studien, dass eine direkte Umsetzung der F2F-Maßnahmen Anpassungskosten in Höhe von rund 42 Mrd. € pro Jahr, d. h. 218 €/ha LF bedeuten.

Eine alternative Sichtweise auf die Umsetzung des Green Deals ist, diese als Förderung von erhöhten Ökosystemleistungen zu verstehen. Diese Leistungen wie Klima- und Wasserschutz sowie Erhöhung der Biodiversität, werden von der Gesellschaft, ­genauso wie konventionelle ­Agrargüter, nachgefragt und entsprechend honoriert werden.

Enorme Potenzial des Green Deals vorhanden

Die Kieler Studie kommt zu ­einem Nachfragepotenzial für Ökosystemleistungen in Höhe von rund 320 Mrd. € bzw. rund 2.000 €/ha LF. Im Vergleich mit den Anpassungskosten verdeutlicht diese Summe das enorme Potenzial des Green Deals. Allerdings garantiert das allein noch nicht, dass alle Landwirte und Verbraucher gleichermaßen profitieren.

Bei einer direkten Umsetzung würden die Kosten der F2F-Strategie primär durch die Verbraucher (-70 Mrd. € bzw. 0,4 % des Pro-Kopf Einkommens) sowie die Pflanzenproduzenten (-21 Mrd. €) und die verarbeitende Agrarindustrie (-8 Mrd. €) getragen werden. Dagegen würden Tierproduzenten erhebliche zusätzliche Gewinne von rund +55 Mrd. € einfahren.

Darüber hinaus führt die F2F-Strategie zu Produktionsverschiebungen in Nicht-EU-Staaten sowie Landnutzungsänderungen mit negativen Umwelteffekten. Die würden die positiven direkten Effekte in der EU konterkarieren. Die Ausschöpfung des Green Deal-Potenzials stellt somit eine Herausforderung für die Politik dar.

Anreize setzen statt bürokratischer Vorgaben

Wichtig ist, dass die Politik Anreize für Unternehmer und Verbraucher setzt, gesellschaftlich gewünschte Ökosystemleistungen zu produzieren und effizientere Technologien dynamisch zu entwickeln. Eine bürokratische Vorgabe spezieller Technologien – wie z. B. die Förderung des Ökolandbaus – ist ineffizient und wenig effektiv, da diese Unternehmeranreize blockiert bzw. falsch setzt.

Umgekehrt können Wasser- und Klimaschutz über den Markt allein auch nicht hinreichend honoriert werden. Notwendig sind innovative politische Steuerungsmechanismen zwischen Markt und Staat. Hier gibt es durchaus interessante Vorschläge aus der Wissenschaft.

Um diese politisch umzusetzen, bedarf es innovativer partizipativer Politikprozesse, die es Landwirten und Verbrauchern ermöglichen, als Wähler entsprechende politische Anreize für die Regierungsverantwortlichen zu setzen. Der klassische – oft polemisch geführte – Parteiwahlkampf ist hier kaum zielführend."

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