Eine neue Positionsbestimmung für die Landwirtschaft der Zukunft will die DLG erarbeiten. Zum Auftakt der digitalen DLG-Unternehmertage stellte DLG-Präsident Hubertus Paetow am Mittwoch erste Ansätze dafür zur Diskussion.
„Die Treiber der Entwicklung sind schon lange nicht mehr nur die Nachfrage nach Lebensmitteln und der Produktivitätsfortschritt in der Erzeugung“, sagte Paetow. Vielmehr würden die politisch gesetzten Rahmenbedingungen mehr und mehr der entscheidende Standortfaktor für die ganze Lebensmittelwirtschaft.
Derzeit laufen Entscheidungen mit großer Tragweite
Mit den abschließenden Entscheidungen zur Düngeverordnung und der Verabschiedung der Nutztierhaltungsverordnung seien in letzter Zeit zwei Entscheidungen mit größter Tragweite für die gesamte Branche gefallen, und mit dem Insektenschutzprogramm stehe die nächste vor der Tür. Außerdem habe die EU-Kommission mit Green Deal und Farm2Fork die Richtung für die nächste GAP vorgegeben.
Unterscheiden zwischen Hype und Trend
Dabei gelte es sauber zu unterscheiden, was an diesen politischen Initiativen ein tatsächlicher, langfristig stabiler Trend der Weiterentwicklung einer Gesellschaft ist, und wo die parteitaktischen Überlegungen und die Kampagnenaktivitäten von einzelnen Gruppen den Blick auf die tatsächliche Entwicklung verstellen, meint Paetow. Ein Volksbegehren ist eben noch kein gesellschaftlicher Konsens, sonst bräuchten wir keine Wissenschaft, keine Parteien und keine Parlamente“, so Paetow. Die DLG habe sich mit diesen Themen und mit einer sauberen Unterscheidung zwischen Hype und Trend in den letzten Monaten intensiv beschäftigt, um die wirklich zukunftsrelevanten Punkte herauszuarbeiten. „Bis vor wenigen Jahren wollten wir im Wesentlichen mit modernsten Maschinen und hochspezialisierten Betrieben die Welt ernähren. Es hat sich gezeigt, dass die Entwicklung der Landwirtschaft mit mehr Dimensionen verknüpft ist, als sich in Stückkosten, Erträgen und Tageszunahmen festmachen lässt“, sagte Paetow.
Diese 5 Punkte setzt die DLG als Zukunftsvision für die deutsche Landwirtschaft:
- Landwirtschaft in Deutschland ist gesellschaftlich akzeptiert.
- Landwirtschaft ist in hohem Maße produktiv und nachhaltig.
- Landwirtschaft wird von Unternehmen verschiedenster Struktur geprägt.
- Unternehmensziele der Landwirtschaft sind gleichermaßen Gewinnerzielung, ökologische Verträglichkeit, Tierwohl und gesellschaftliche Akzeptanz.
- Das Ernährungssystem entwickelt sich aus eigenem Antrieb marktwirtschaftlich weiter.
Bewältigen will Paetow die Herausforderungen vor allem mit Innovationen und Fortschritt. Außerdem sei die Landwirtschaft auf Unterstützung angewiesen. „Die Landwirtschaft kann es nicht alleine richten“, so Paetow.
Die DLG-Unternehmertage 2020 finden auf Grund der Corona-Pandemie vom 2. bis 4. September digital statt. Die Live-Übertragung der Hauptveranstaltung vom Mittwoch wurde aufgezeichnet und kann als Video sowie über die Facebook-Seite der DLG auch nachträglich abgerufen werden.
Die nächsten Veranstaltungen sind:
- Donnerstag, 3. September 2020, 13.00 bis 15.00 Uhr Forum Milchviehhaltung: „Eine Kuh Abstand – Märkte, Maßnahmen und neue Geschäftsfelder in der Milchproduktion“
- Freitag, 4. September 2020, 13.00 bis 15.00 Uhr Forum Schweinehaltung: „Zwischen Pandemie und Green Deal: Betriebsstrategien für die Schweinehaltung“