Der Deutsche Weinbauverband (DWV) fürchtet durch die Pflanzenschutzpläne der EU und das EU-Gesetz zur Naturwiederherstellung für die deutschen Winzer massive Einschränkungen bis hin zur Betriebsaufgabe. „Beispielsweise wäre durch das drohende Totalverbot an Pflanzenschutzmitteln in sogenannten empfindlichen Gebieten auf einem Drittel der bundesweiten Rebfläche kein Weinbau mehr möglich“, heißt es vom DWV.
In Brüssel tauschte sich DWV am Mittwoch mit einer Reihe von Abgeordneten des Europaparlamentes über die Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (Sustainable Use Regulation, SUR) und die Verordnung zur Wiederherstellung der Natur (Nature Restoration Law, NRL) aus.
„Betriebssterben sondergleichen, Tourismus in Gefahr“
Der Ausblick von DWV-Präsident in eine Zukunft, in der die EU-Verordnungen voll greifen, fällt düster aus: „Mindestens ein Drittel der deutschen Rebfläche wird nicht mehr bewirtschaftet werden können, weil Betriebsleiter sich das wirtschaftliche Risiko eines Erntekomplettausfalls nicht leisten können.
Wir werden ein Betriebssterben sondergleichen erleben. Und das hat wiederrum Auswirkungen auf die Anbaugebiete, auf die wirtschaftliche Situation im ländlichen Raum, auf den Weintourismus, auf den die Gebiete nicht verzichten können.“
Zeitplan unsicher, EU-Wahl drängt
An dem Treffen nahm auch der Agrarminister aus Sachsen-Anhalt Sven Schulze teil. Er wies auf die Auswirkungen sowohl auf den Weinbau las auch auf den Weintourismus hin.
Gegenüber top agrar sagte Schulze in Brüssel: „Ich glaube, dass alles, was hier in Brüssel bis Ende des Jahres oder maximal Januar nicht beendet ist, keine Möglichkeit mehr findet, vernünftig im nächsten Jahr noch bearbeitet zu werden.“
Im Europawahlkampf sei kaum Platz für so ein sensibles Thema wie den Pflanzenschutz. Schulze, der selber im WU-Parlament gesessen hat, gehöre jedoch nicht zu denjenigen, die die EU-Pläne aufschieben wollen. „Denn niemand weiß, wie das Europäische Parlament nach der Wahl zusammengesetzt ist.“
Abgeordente haben viele Änderungswünsche
Bis Freitag hatten die EU-Abgeordneten Zeit, Änderungsanträge für die Pläne der EU-Kommission einzureichen. Die Abgeordnete Sarah Wiener hatte mit ihrem Bericht den ersten Aufschlag gemacht.
Allein die beiden CDU-Abgeordneten Norbert Lins und Marlene Mortler haben gemeinsam fast 160 Anträge eingereicht. Insgesamt gehen Brüsseler Insider von mehreren tausend Änderungsvorschlägen aus.
Wann kommt der Kompromiss?
Die Änderungsanträge diskutiert der Umweltausschuss im Europaparlament. Die Aufgabe besteht darin, einen Kompromiss zum Pflanzenschutz zu formulieren, der im Parlament eine Mehrheit findet. Erst dann können die Diskussionen mit der EU-Kommission und den Mitgliedstaaten im sogenannten Trilog beginnen.