Joachim von Braun, Agrarökonom an der Uni Bonn, hat dringend eine angemessene Regulierung der Agrarmärkte und eine Begrenzung der Spekulationen gefordert. Ansonsten drohe eine weltweite Hungerkrise wie 2008, sagte er im Interview mit dem Spiegel. Wir müssten uns generell auf steigende und stark schwankende Preise einstellen, so der Leiter des Zentrums für Entwicklungsforschung. Neben mehr Transparenz fordert Braun die Verteuerung von Spekulationen: "Finanzakteure müssten künftig bei jeder Transaktion im Termingeschäft Kapital hinterlegen, um ernsthaftes Handelsinteresse zu unterstreichen." Das schrecke all jene ab, die im Markt nur kurz rein- und rausspringen, um Gewinne mitzunehmen. Außerdem solle eine unabhängige Clearingstelle künftig den Handel überwachen und bei jeder Transaktion prüfen, ob die Geldhäuser die Geschäfte sauber trennten. Braun schlägt eine virtuelle Getreidereserve vor. Diese könne aus einem Kapitalfonds im Volumen von 20 bis 30 Mrd. Dollar bestehen, der in Krisensituationen einsetzbar sei: "Spielen die Preise verrückt, deckt sich dieser Club mit Terminkontrakten an allen wichtigen Börsen ein. Mit der Summe kann man etwa die Hälfte der international gehandelten Menge von Weizen, Reis und Mais kaufen." Der Club übernehme also die Rolle einer Zentralbank für Weltgetreide.
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Vergangene Woche fragten wir: "Ist aufgrund der aktuellen Ernteeinbußen tatsächlich eine Nahrungsmittelkrise zu befürchten, vor der z.B. die Weltbank warnt?"
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vgl.: Miersch: Warenterminbörsen schärfer kontrollieren (23.8.2010)