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Corona und Brexit belasten EU-Rindfleischhandel

Die EU-Drittlandsexporte von Rindern und Fleisch sind im ersten Quartal 2020 gegenüber Vorjahresquartal um fast 6 Prozent gesunken.

Lesezeit: 6 Minuten

Die Corona-Pandemie hat in der Europäischen Union wegen geschlossener Restaurants, Kantinen und Hotels zu einem Absatzeinbruch von Rindfleisch im Außer-Haus-Verzehr geführt, der kaum durch die höhere Nachfrage der Privathaushalte in den Supermärkten ausgeglichen werden konnte. Vor allem Edelteile vom Rind ließen sich nur schwer vermarkten, und der folgende Preisdruck führte zu spürbar sinkenden Erzeugerpreisen bei den Schlachtrindern. Auch der Außenhandel mit Rindern und Rindfleisch war von der Corona-Krise betroffen. Innerhalb Europas behinderten Grenzkontrollen und der Lockdown die Vermarktung; im Drittlandshandel stockte die Löschung der Ware in den Häfen oder es fehlten Kühlcontainer für den Transport. In den kürzlich von der EU-Kommission veröffentlichten Außenhandelsdaten für das erste Quartal 2020, in denen die problematischen Corona-Monate April und Mai noch nicht enthalten sind, wird dies schon ansatzweise deutlich. So war der EU-Drittlandsexport von Rindfleisch einschließlich Lebendtieren und Nebenerzeugnissen gegenüber dem ersten Jahresviertel 2019 um fast 16 000 t oder 5,7 % auf 263 300 t Schlachtgewicht (SG) rückläufig. Die damit verbundenen Exporterlöse gingen um 1,7 % auf 882 Mio Euro zurück. Das Ergebnis ist jedoch auch vom EU-Austritt des Vereinigten Königreichs beeinflusst, das nach dem Brexit - bei zunächst unverändertem Marktzugang - mit Abstand zum wichtigsten EU-Drittlandskunden wurde. Die über den Ärmelkanal verkaufte Menge nahm im Vorjahresvergleich jedoch um rund 30 300 t oder gut ein Viertel auf 90 400 t ab.

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Ohne den Rückgang der Ausfuhren nach Großbritannien wären die Drittlandsexporte der EU-Mitgliedstaaten sogar um einige Prozentpunkte gestiegen. Zwar wurden weniger Lebendrinder nach Israel oder in den Libanon verschifft, und Hongkong schränkte seine Bestellungen für Rindfleisch und Schlachtnebenzeugnisse ein; gleichzeitig stieg jedoch der Absatz nach Ghana, die Elfenbeinküste und auf die Philippinen um jeweils rund ein Drittel. Hierbei handelte es sich aber meist um preiswerte, genusstaugliche Schlachtnebenerzeugnisse. Erfreulich entwickelte sich die Ausfuhr von eher höherwertigem Rindfleisch in die Schweiz mit einem Plus von fast 35 % auf 7 640 t. An Dynamik konnte - trotz der Corona-Problematik - das Geschäft mit China hinzugewinnen. Hier konnte die Liefermenge, ausgehend einem niedrigen Niveau, mehr als verdoppelt werden, und zwar auf 6 800 t. In jüngerer Vergangenheit haben immer mehr Anbieter in der EU die für die Belieferung Chinas notwendige Exportlizenz erhalten. Verkauft werden in die Volksrepublik ungefähr jeweils zur Hälfte gefrorenes Rindfleisch und genießbare Schlachtnebenerzeugnisse, wie beispielsweise Innereien.

Deutliches Importminus

Noch stärker als die Exporte lagen im ersten Quartal 2020 die EU-Rindfleischimporte unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Laut Kommission wurden insgesamt 96 250 t eingeführt; das waren 16 310 t oder 14,5 % weniger als von Januar bis März 2019. Neben einem wahrscheinlich geringeren Bedarf aufgrund der Corona-Problematik tritt auch bei diesen Zahlen der Brexit-Effekt zu Tage. Die aus dem Vereinigten Königreich bezogene Menge, darunter anteilsmäßig vergleichsweise viel gekühlte Ware, verringerte sich um 17 000 t oder fast 38 % auf 27 820 t. Trotz dieses Einbruchs blieben die Briten wichtigster Drittlandslieferant für den EU-Binnenmarkt. Dahinter folgte Brasilien mit 21 880 t, wobei die Südamerikaner 2,9 % weniger Rindfleisch in die EU verkauften. Interessant ist, dass der dazugehörige Einfuhrwert dennoch um 9,3 % auf 106 Mio Euro stieg. Dies lag an der geänderten Zusammensetzung des gelieferten Warenkorbs, der anteilsmäßig mehr teurere Frischware sowie zubereitetes und konserviertes Fleisch enthielt. Deutlich Marktanteile am EU-Binnenmarkt hinzugewonnen hat im ersten Quartal 2020 Uruguay; das Land dehnte seine Lieferungen in die Gemeinschaft um zwei Drittel auf 17 000 t aus. Konkurrent Argentinien setzte dagegen mit einem Minus von 18,7 % auf 16 000 t weniger Rindfleisch der EU ab. Gleiches galt für Australien, wo die dürrebedingte Angebotsverknappung und gute Liefermöglichkeiten nach China den Export in die EU um 20 % auf 2 940 t sinken ließen. Die Ausgaben der EU-Importeure für den globalen Rindfleischeinkauf beliefen sich in den ersten Monaten dieses Jahres insgesamt auf 473 Mio Euro; das waren 38 Mio Euro oder 7,4 % weniger als in der entsprechenden Vorjahresperiode.

Irland Europameister beim Export

Wichtigstes EU-Exportland für Rindfleisch blieb den Daten aus Brüssel zufolge Irland mit 98 160 t; das waren allerdings 13 550 t oder 12,1 % weniger als im ersten Jahresviertel 2019. Während der Verkauf von Lebendvieh zunahm, kam es bei gekühltem Rindfleisch sowie essbaren Innereien zu Absatzeinbrüchen, die wohl mit den geringen Lieferungen nach Großbritannien im Zusammenhang standen. Die Niederlande rangierten trotz eines Minus von 3,5 % auf 29 260 t auf Rang zwei der wichtigsten EU-Exporteure, was aber auch dem Umschlagspunkt Rotterdam geschuldet ist. Spanien konnte mehr frische und gefrorene Ware global verkaufen und realisierte insgesamt einen Ausfuhranstieg von 3,9 % auf 20 020 t. Anbieter aus Deutschland konnten sich über ein deutlicheres Absatzplus von 12,4 % auf 18 620 t freuen, wozu die vermehrte Ausfuhr von Zuchtrindern und gefrorenem Rindfleisch beitrug. Zu den Verlierern gehörten dagegen die Franzosen mit einem Exportrückgang von 19,4 % auf 18 040 t. Dort waren neben dem geringeren Lebendexport auch verringerte Ausfuhren von Fleisch von Rindern, gesalzen, in Salzlake, getrocknet oder geräuchert ausschlaggebend.

Weniger Importfleisch in Italien

Das meiste Rindfleisch aus Drittstaaten erreicht über die Niederlande und deren Häfen den EU-Binnenmarkt. Die von der Brüsseler Kommission angegebene Menge lag im ersten Quartal 2020 bei 39 270 t; das waren 14,2 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Einen relativ noch etwas stärkeren Einfuhrrückgang verzeichnete Italien mit 19,5 % auf 16 670 t. Dort kam das öffentliche Leben wegen des Corona-Ausbruchs früh zum Erliegen, und einige Verarbeitungsbetriebe mussten wegen infizierter Mitarbeiter oder Quarantänemaßnahmen die Produktion einstellen. Für Deutschland wird der Statistik zufolge eine Abnahme des Rindfleischimports aus Drittländern von 8,5 % auf 12 570 t ausgewiesen. Bis auf einige kleinere Einfuhrländer wie Tschechien, Ungarn, Rumänien oder Österreich gelangte in allen anderen EU-Staaten im ersten Quartal 2020 weniger Rindfleisch vom Weltmarkt in den Handel als im Vorjahreszeitraum.

Niedrige Rinderpreise

Die EU-Rindfleischerzeugung in meldepflichtigen Schlachtbetrieben lag nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) von Januar bis März 2020 mit 1,70 Mio t geringfügig um 0,2 % über dem Vorjahresniveau. Bei schwächerer Nachfrage, vor allem aufgrund der Corona-Auswirkungen, lagen die Schlachtrinderpreise für Bullen, Kühe und Färsen nicht nur klar unter dem Vorjahresniveau, sondern unterschritten auch das Dreijahresmittel von 2017 bis 2019 deutlich. Im April wurden nach Kommissionsangaben für Jungbullen der Handelsklasse R3 im EU-Mittel 345,29 Euro/100 kg SG gezahlt; gegenüber dem Vorjahresmonat waren das 5,1 % weniger. Bei Schlachtkühen der Klasse O3 mussten die Erzeuger in diesem Betrachtungszeitraum sogar einen Rückgang von 10,5 % auf 260,56 Euro/100 kg verkraften. Ab Mitte Mai zogen die Preise wieder etwas an, da sich die Absatzmöglichkeiten durch Corona-Lockerungen wieder verbessert hatten. Die niederländische Rabobank ging kürzlich in einer Marktanalyse jedoch davon aus, dass die Schlachtrinderpreise im weiteren Jahresverlauf eher unter Druck stehen dürften. Die Corona-Krise werde weltweit zu einer Rezession und Kaufkraftverlusten führen. Die Verbraucher könnten deshalb zu Lasten von Rindfleisch zu preiswerteren Proteinquellen wie Schweine- und Geflügelfleisch greifen. Weltweit sei mit einer Abnahme der globalen Handelsmengen von Rindfleisch zu rechnen. AgE

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