Die deutschen Ackerbauern haben bei Getreide im Zeitraum 1994 bis 2008 nur geringe Ertragssteigerungen realisieren können. Dies ist das Ergebnis von Ertragsdaten, die vom Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTi/Braunschweig) im Rahmen der "Besonderen Ernteermittlung" erhoben wurden. Wie Dr. Yelto Zimmer vom vTi auf der DLG-Wintertagung in München erklärte, ist das Ertragswachstum bei Weizen, anders als bei Zuckerrüben, Raps und Mais, regional sehr uneinheitlich. In südlichen Regionen konnte ein deutlicheres Wachstum als in den anderen Regionen verzeichnet werden. Setzt man die Weizenerträge ins Verhältnis zu den Raps-, Zuckerrüben- oder Körnermais-Erträgen, so verschlechtert sich diese Relation zu Lasten des Weizens im Zeitraum 1994 bis 2008 um knapp 20 Prozent. Mittel- bis langfristig wird davon der Körnermais profitieren, weil Zuckerrüben quotiert sind und weil der Rapsanbau wegen Fruchtfolgegrenzen kaum ausgeweitet werden kann. Die Gründe für den fehlenden Ertragsanstieg in Norddeutschland sind nach Ansicht von Detlev Dölger von der Hanse Agro Beratung & Entwicklung GmbH in Gettorf vielfältig. Die meisten Kulturen weisen in den letzten 20 Jahren geringere Ertragskonstanz auf als in den Jahren zuvor. Auffällig ist vornehmlich die Veränderung der Witterung in ihrer Wirkung auf den Ertrag. Die Früchte sind je nach Jahr unterschiedlich betroffen. Die Bodenbearbeitungsformen haben sich verändert. Der Weg vom Pflug zur Mulchsaat war bisher zielführend, hat aber zu Zeiten des Systemwechsels zu Fehlerraten geführt. Ganz wesentlich beteiligt sind auch die Verengung der Fruchtfolge sowie die Reduktion des Einsatzes von Grunddüngern. Dadurch ist die Anfälligkeit der Kulturen für Witterungsextreme gestiegen. Politik und Getreide-Züchtung haben in den letzten beiden Jahrzenten den Weg zum geringeren Pflanzenschutzmitteleinsatz beschritten. Der verstärkte Einbau von Resistenzeigenschaften in die Sorten hat den Ertragsfortschritt begrenzt. Die Züchtung hat mittlerweile die Ausrichtung korrigiert. Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob die natürlichen Ressourcen nicht ohnehin im Getreide weitgehend ausgeschöpft sind.
${intro}