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Getreidemarkt: Lichtblicke dringend gesucht

Die Preise für Weizen, Gerste und Co. sind auf Dreijahrestiefs gefallen. Kann sich die Stimmung in den kommenden Wochen aufhellen?

Lesezeit: 4 Minuten

Die Wahrheit ist so dramatisch wie simpel: Die Preise für Weizen, Gerste und Co. stehen derzeit so massiv unter Druck, weil das weltweite Angebot 2023/24 äußerst komfortabel ausfällt. Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hatte in seinem Februar-Bericht prophezeit, dass die globalen Lagerbestände in dieser Saison erstmals seit Langem wieder ansteigen könnten. Inzwischen stellen sich viele Landwirte die Frage: Wie tief fallen die Preise noch?

Rekordmengen aus Russland

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Die schlechte Nachricht: Bullische Argumente sind aktuell kaum auszumachen. Anders als in früheren Jahren ebben die russischen Exporte zu dieser Zeit des Jahres nicht ab, sondern es strömt weiter unablässig Getreide aus Russland auf den Markt. Russlandexportiert aktuell pro Monat bis zu fünf Millionen Tonnen Weizen.

Auch aus der Ukraine kommt viel Getreide auf den Weltmarkt – im Februar allein 4 Mio. t. Zum Vergleich: Diese Mengen exportieren Hamburg und Rostock zusammen in einem ganzen Jahr. Die hohen Lagerbestände in Europa, der Ukraine und Russland drücken auf die Preise.

Die Mindestpreise für die russischen Exporte werden immer wieder unterboten und schließlich gesenkt, was den enormen Preisdruck auf die europäische Ware erklärt. Zuletzt wurden für Weizen mit 11,5 % Protein aus Russland zur Lieferung Ende April 200 $/t fob Seehafen (z. B. im russischen Rostov am Don) bezahlt. 

Eine der wenigen optimistischeren Nachrichten ist: Die Abwärtsspirale hat zuletzt an Schwung verloren. Auch ukrainische Landwirte können zu den gebotenen Preisen nicht mehr produzieren und verkaufen nicht mehr.

Talsohle erreicht?

Infolge der abgestürzten Preise für Weizen und Mais (vor allem die große Ernte in Südamerika sorgt hier für Druck) steigt inzwischen auch die internationale Getreidenachfrage: China hat seit Ende Februar 2024 mehr als 20 Schiffsladungen (mehr als 1,2 Mio. t ) Futtergetreide auf den internationalen Märkten eingekauft. Erst kürzlich erwarb Südkorea rund 173.000 t Weizen aus den USA, Kanada und Australien. Auch Algerien hat sich mit 80.000 t Futtermais am Markt eingedeckt. Zuletzt kaufte auch Tunesien rund 100.000 t Weizen. Händler hoffen jetzt auf weitere Anfragen aus Ägypten, Algerien und Saudi-Arabien.

Zwar bleiben die Ausschreibungen insgesamt überschaubar, und europäische Anbieter konnten zuletzt weiterhin  nicht mit den Offerten vom Schwarzen Meer mithalten. Dabei wird zwar auch in Frankreich in hohem Tempo verladen, doch dies reicht bislang nicht aus, um die Notierungen an der Matif nach oben zu schieben. Insgesamt schätzen nicht wenige Marktbeobachter aber, dass die flott laufenden Exporte den Absturz der Weltmarktpreise zuletzt durchaus abgebremst haben.  

EU: Wetter im Fokus

Am heimischen Kassamarkt setzen sich die weltweiten Preisbewegungen nach unten fort. Fünf Monate vor Beginn der neuen Ernte steht auf den Höfen normalerweise der Verkauf der letzten eingelagerten Partien an. In diesem Jahr ist die Abgabebereitschaft vieler Landwirte allerdings zusammen mit den Preisen auf den Tiefstand abgesunken: Anfang März waren die Erzeugerpreise für B-Weizen verbreitet unter die Marke von 180 €/t (netto, frei Erst­erfasser) abgesackt.

Auch von der Vermarktung der Ernte 2024/25 hört man am Markt noch entsprechend wenig. In Europa bleibt das Wetter im Fokus. Die nassen Böden sind aktuell eine Herausforderung für die Winterkulturen. Ersten Prognosen zufolge könnte die EU-Weizenernte um 2,5 % kleiner ausfallen als 2023, während die Gerste zulegen könnte. In der Ukraine und auch in Russland sind die Feldbestände beim Winterweizen und bei der Gerste zwar in gutem Zustand. Allerdings ist die ukrainische Winterweizenfläche zur Ernte 2024 (Vorjahr: 4,1 Mio. ha) noch einmal um  gut 15 %  zurückgegangen. Das Weltmarktangebot an Getreide dürfte in der kommenden Saison spürbar kleiner ausfallen.

Dies spiegeln bereits die Terminkurse an der Matif wider: Während der Mai 2024-Termin zuletzt bei 195 €/t notierte, lag der Dezember-Termin (neue Ernte) höher und notierte immerhin knapp über 210 €/t.

Teilmengen abgeben!

Das Getreideangebot am Weltmarkt bleibt vorerst mehr als ausreichend. Vor allem das riesige russische Angebot drückt weiterhin auf die Kurse.

Viele Betriebe sind den Empfehlungen gefolgt und haben den überwiegenden Teil ihrer Ernte 2023 früh vermarket. Von der ­unverkauften Restmenge sollten Sie jetzt weitere 50 % verkaufen. Mit dem verblei­benden Rest können Sie dann von eventuell später noch steigenden Preisen profitieren.

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