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Hafer – nur gute Qualitäten zahlen sich wirklich aus

Hafer ist eine Nische, aber der Konsum steigt, denn er hat bei vielen Verbrauchern ein gutes Image. Damit sich der Anbau lohnt, müssen allerdings einige Voraussetzungen erfüllt werden.

Lesezeit: 5 Minuten

Unsere Autorin: Stephanie Stöver-Cordes, LWK Niedersachsen

Kaum ein Getreide hat bei den deutschen Verbrauchern ein so positives Image wie der Hafer. Bereits seit etlichen Jahrhunderten wird er als Lebensmittel mit heilender Wirkung angebaut, und die meisten Verbraucher kennen ihn schon aus ihrer Kindheit z.B. in Form von Haferflocken. Seine Beliebtheit hat zuletzt aber noch weiter zugenommen. Haferdrinks als Alternative zur Kuhmilch sind beispielsweise immer mehr angesagt.

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Bietet sich hier zusätzliches Potenzial für Anbauerinnen und Anbauer? Fakt ist: Mit der anziehenden Nachfrage nach Haferprodukten ist der Rohstoffbedarf der hiesigen Schälmühlen während der letzten 13 Jahre um rund 70 % auf 500.000 t/Jahr gestiegen.

Bessere Absatzchancen für heimischen Hafer?

Insgesamt summiert sich die jährlich in Deutschland benötigte Hafermenge laut der Versorgungsbilanz des Bundeslandwirtschaftsministeriums auf knapp 1,06 Mio. t, das liegt weit über der heimischen Erzeugung.

Die Haferfläche wurde bei uns von den Erntejahren 2019 bis 2021 von ca. 126300 ha auf 177.100 ha ausgeweitet, und die Erntemenge hat mit zuletzt gut 770.000 t um annähernd 50 % zugenommen. Trotzdem klafft eine Riesenlücke zum Bedarf. Das gilt vor allem für qualitativ hochwertige Ware für den Lebensmittelsektor. Etwa 600.000 t Hafer wurden während der letzten Saison aus anderen Ländern nach Deutschland importiert – vor allem aus anderen EU-Ländern.

Der Löwenanteil unserer Einfuhren, etwa 60 %, stammt bisher aus Schweden und Finnland. Denn dort wird viel Qualitätshafer angebaut. Weitere wichtige Hafererzeuger der EU-27 sind Spanien und Polen. Normalerweise gleichen Überschüsse in diesen Ländern die Versorgungslücken in anderen Regionen, auch in Deutschland, problemlos aus. Der EU-Hafermarkt wird denn auch von Beobachtern oft als relativ „geschlossenes System“ bezeichnet. Das kann sich allerdings ändern, wenn der Haferverbrauch weiter so steigt wie in den letzten Jahren. Große Vorräte gibt es nicht, und bei einer enttäuschenden Ernte könnte guter Hafer also knapp werden.

Aus diesem Grund und weil Konsumenten vermehrt Wert auf Regionalität legen, versuchen heimische Verarbeiter denn auch, weitere Landwirte für den Betriebszweig „Hafer“ zu begeistern. Einige Firmen werden dabei allerdings auch von der Sorge getrieben, beim Hafer heimische Versorgungslücken nicht einfach durch Drittlandware ausgleichen zu können. Im Gegensatz zu den meisten anderen Getreidearten.

Global Mangelware

International ist Hafer derzeit knapp, was sich an den Preisen ablesen lässt. Am US-Kassamarkt haben sie sich auf über 6 US-$/bu (etwa 385 €/t) hochgearbeitet. Das entspricht einer Verdoppelung innerhalb des letzten halben Jahres. Der Future an der Warenterminbörse in Chicago überschritt zeitweilig die Linie von 7 $/bu (rund 450 €/t).

Auslöser ist die geringe Ernteerwartung Kanadas. Das Land, das normalerweise einer der wichtigsten Haferexporteure ist, hat in diesem Jahr unter extrem schwierigen Wetterbedingungen gelitten. Trockenheit und Hitze haben nicht nur zu Ertragsminderungen beim Weizen und Raps, sondern auch beim Hafer geführt. Analysten beziffern die dortig Ernte nur noch auf 2,6 Mio. t Hafer. Das wären 2 Mio. t weniger als im Vorjahr. Das entspräche etwa der Menge, die die Nordamerikaner in der letzten Saison insgesamt exportierten.

Das trieb die Exportpreise bereits im Herbst immer wieder auf neue Rekordstände. Der Hauptabnehmer von kanadischem Hafer waren bisher die USA. Aber auch Mexiko, Chile und Peru haben in den vergangenen Jahren vermehrt Ware aus Kanada für die Herstellung von Hafer-basierten Nahrungsmitteln nachgefragt. Als Folge der geringeren Exportmengen aus Kanada werden nun die Anfragen an Australien und die EU gerichtet werden. Das Ende der Fahnenstange könnte also auch bei den deutschen Haferpreisen noch nicht erreicht sein.

Im deutschen Großhandel hat sich der Haferpreis auf knapp 385 €/t hochgehangelt. Landwirten wurden zuletzt um 315 €/t geboten (netto, frei Erfasser).

Aber nur mit Kontrakt!

Ware ist knapp, und davon profitieren auch die deutschen Landwirte. Ob das auch in der nächsten Saison so sein wird, muss sich allerdings erst noch zeigen. Den Sprung auf den „Haferzug“ sollten Sie sich vorab genau überlegen.

Hafer wird relativ oft auf eher ertragsschwachen Standorten angebaut. Bei ungünstigen Witterungsbedingungen leiden die Erträge und Qualitäten. Gerade Letztere bereiten dann bei der Vermarktung häufig Schwierigkeiten. Wenn Schälmühlen und Verarbeiter abwinken, ist der entsprechende Hafer bestenfalls noch als Futtermittel zu verwerten – zu schlechten Preisen.

Wichtige Qualitätsparameter sind:

  • max. 14,5 % Feuchte,
  • mind. 52 bis 54 kg/hl,
  • mind. 27 g TKG,
  • mind. 20 g TKeG (ohne Spelzen),
  • unter 26 % Spelzanteil,
  • mind. 90 % über 2 mm Korngröße,
  • gute Schälbarkeit sowie
  • Geruch und Farbe einwandfrei.

Einige Abnehmer gehen bei ihren Anforderungen sogar noch über die genannten Werte hinaus. So muss das Hektolitergewicht oft schon bei mindestens 55 kg/hl liegen, und auch bei den Feuchtewerten scheuen sich etliche Erfasser nicht vor noch schärferen Vorgaben. Damit steigt zumindest das Risiko von hohen Preisabzügen bzw. Aufbereitungskosten. Dass Hafer einen relativ hohen Vorfruchtwert hat und von Experten als Gesundungsfrucht angesehen wird, ist nur ein schwacher Trost.

Besonders ärgerlich ist es, wenn die Preise bis zur Ernte die Richtung wechseln und/oder der Handelspartner die Absprachen in puncto Abrechnungskonditionen (Preis und Qualitätskriterien) nicht einhält. Deshalb: Verlassen Sie sich nicht auf mündliche Zusagen, sondern bestehen Sie auf schriftliche Kontrakte mit allen wichtigen Eckdaten! Zu diesen Vereinbarungen gehört auch die Regelung, wie im Falle des Falles schwache Qualitäten abgerechnet werden, und was mit von Verarbeitern abgelehnten Partien geschieht.

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