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Schlechte Nachricht: Landwirtschaftskammern erwarten anhaltende Talfahrt

Die Landwirtschaftskammern legen ihre Vorschätzung über die Entwicklung der Wirtschaftsergebnisse für das laufende Wirtschaftsjahr 2015/16 vor. Die vorliegende Prognose basiert auf den Buchführungsergebnissen von Haupterwerbsbetrieben des Vorjahres 2014/15, auf Ergebnissen des ersten Halbjahres und auf Trendanalysen.

Lesezeit: 7 Minuten

Die Landwirtschaftskammern legen ihre Vorschätzung über die Entwicklung der Wirtschaftsergebnisse für das laufende Wirtschaftsjahr 2015/16 vor. Die vorliegende Prognose basiert auf den Buchführungsergebnissen von Haupterwerbsbetrieben des Vorjahres 2014/15, auf Ergebnissen des ersten Halbjahres und auf Trendanalysen.


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Die Ernteerträge aus dem Jahr 2015 waren in den meisten Bundesländern recht erfreulich, sie führen jedoch wiederum zu überversorgten Märkten bei nicht auskömmlichen Agrarpreisen. Vor allem im tierischen Segment erweisen sich die dauerhaft niedrigen Preise weiterhin als verheerend. Im Betriebsergebnis schlagen die schlechten Preise deutlich stärker als die Kosteneinsparungen durch. Im Ergebnis sinken die Betriebsergebnisse im Wirtschaftsjahr 2015/16 erneut auf ein mittlerweile bedrohlich niedriges Niveau. Alle gängigen Zielgrößen, wie der fünfjährige Durchschnitt, die volle Faktorvergütung etc. werden nicht erreicht. Weiterhin sind Eigenkapitalverluste und überdies große Liquiditätsprobleme, vor allem bei Milchvieh- und Veredlungsbetrieben, die Folge.


Trockener Sommer 2015


Während die Pflanzen zunächst von der im Boden gespeicherten Winterfeuchtigkeit profitieren konnten, machte die weit verbreitete Trockenheit den Beständen mit fortschreitender Vegetationsentwicklung zu schaffen. Insbesondere auf sandigen und grundwasserfernen Standorten war das Pflanzenwachstum beeinträchtigt. Dennoch wirkte sich der trockene Sommer 2015 nicht so stark wie befürchtet auf die Ernteerträge aus. Niederschläge im August konnten zumindest bei den Hackfrüchten den zu erwartenden Ertragseinbruch verhindern.


Gute Erträge


Im Vergleich mit der Rekordernte 2014 waren in Deutschland 2015 zumeist geringere Ernteerträge bei Getreide zu verzeichnen. Dennoch wurde der mehrjährige Durchschnitt der Jahre 2009 bis 2014 noch übertroffen. Ähnliche Entwicklungen sind für den Raps zu vermelden.

 

Auch bei den Zuckerrüben konnte das sehr hohe Ertragsniveau des Vorjahres 2014/15 nicht erreicht werden. Die im Herbst 2015 erzielten Erntemengen rangierten jedoch auf einem guten Niveau. Gängige Ernten lagen um die 70 t/ha und teilweise darüber. Die Kartoffelerträge fielen 2015 etwas niedriger als im Spitzenjahr 2014 aus. Per Saldo gingen die Erträge auf immer noch überdurchschnittliche Größenordnungen zurück.


Marktfrüchte: Preisentwicklungen zeichnen sich unterschiedlich ab


Die Preise für Getreide, Raps, Zuckerrüben und Kartoffeln tendieren nicht mehr einheitlich. Während Getreide höchstens auf dem Niveau des Vorjahres zu vermarken ist (-5 bis +2 %) kann der Raps im laufenden Wirtschaftsjahr spürbar besser vermarktet werden (bis zu +12 %).


Bei Zucker stehen die internationalen Märkte weiter durch ein hohes Angebot unter Druck. Verschärft wurde diese Situation durch eine nationale Überversorgung. Alles in allem müssen auch derzeit Preise verzeichnet werden, die die 35 Euro-Grenze je abgelieferter Tonne nicht übersteigen werden. Die Umsatzerlöse werden dadurch voraussichtlich nochmals zwischen 5 und 10 % sinken. Besonders die Preise für Speisekartoffeln als freie Ware entwickeln sich bundesweit mit einem Anstieg von bis zu 75 %. Unter Berücksichtigung von vertragsgebundener Ware für die Stärke-, Pommes frites- und Chips-Produktion ergibt sich immer noch ein Mischpreis, der circa 25 % über dem Vorjahr liegt.


Milchpreis gab erneut nach


Nach einem bereits drastischen Rückgang des Milchpreises im zurückliegenden Wirtschaftsjahr 2014/15 erholt sich dieser auch im Verlauf des Wirtschaftsjahres 2015/16 nicht. Die Überversorgung des Milchmarktes hat auf Grund des globalen Nachfragerückganges und einer weltweiten Produktionssteigerung zu einem weiterhin rückläufigen Preis geführt. Über den gesamten Betrachtungszeitraum hinweg gesehen stellen sich erneut schmerzhafte Einbußen für das Milchgeld ein (-7 bis -14 %). Die prognostizierten Auszahlungspreise für das Gesamtjahr 2015/16 rangieren zwischen 28 und 31 Cent je kg.


Zumindest die Preise für Rindfleisch zeigen sich freundlich


Vor allem der Export-Stopp nach Russland sorgte in der Vergangenheit im Handel mit Schlachtrindern für rückläufige Erzeugerpreise. Im laufenden Wirtschaftsjahr ist dieser Trend nicht mehr ersichtlich. Die Erzeugerpreise für Bullen werden im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich um bis zu 6 % steigen.


Schweinepreise weiter stark unter Druck


Bereits seit Jahresbeginn 2014 müssen die Erzeuger mit unbefriedigenden Schweinepreisen klarkommen. Auch im laufenden Wirtschaftsjahr hat sich daran nichts verändert. Vor dem Hintergrund des Russland-Embargos verschärft sich diese Situation. Abermals fallen die Notierungen um bis zu 5 %.


Ferkel: Vom Strudel erfasst


Mit dem Rückgang am Schlachtschweinemarkt nehmen auch weiterhin die Preisnotierungen für Ferkel spürbar ab. Es ergibt sich auch durch weitere Importe ein Ferkelüberhang, in dessen Fahrwasser die Preise im Wirtschafsjahr 2015/2016 weiter fallen. Für das gesamte Wirtschaftsjahr ermitteln die Landwirtschaftskammern Preisrückgänge von rund 8 % unter dem Vorjahresniveau.


Spezialkosten überwiegend gesunken


Kostenreduzierungen lassen sich im Bereich des Pflanzenbaus umsetzen. Bei Düngemitteln sowie bei Treib- und Schmierstoffen können über 10 % eingespart werden. Auch in der tierischen Produktion können Einsparungen realisiert werden: Wegfallende Aufwendungen für die Milchquote (Superabgabe, Pacht, Abschreibung) und verminderte Ausgaben für Energie und Tierzukäufe (bis 8 %) reduzieren die Kosten. Auch Futtermittel können überwiegend günstiger bezogen werden. Allerdings führen regional unterschiedliche Grundfuttererträge teilweise zu höheren Zukaufmengen.


Gemeinkosten entwickeln sich uneinheitlich


Deutlich gespart wird derzeit bei der Unterhaltung von Gebäuden; das heißt, die landwirtschaftlichen Betriebe verschieben nicht zwingend notwendige Reparaturen und Instandsetzungen. Überwiegend niedriger werden die Ausgaben für Strom, Heizstoffe und Wasser. Pacht und Mietaufwendungen werden dagegen erneut um 4 bis 8 % steigen.


Milchviehhalter weiter in existenzbedrohender Lage


Im ersten Jahr nach Abschaffung der Milchquotenregelung müssen die Milchviehhalter weiter rückläufige Milchpreise hinnehmen. Nach den bereits schlechten Vorjahresergebnissen sind erneut deutliche Gewinnrückgänge zu erwarten. Insgesamt wird in den Landwirtschaftskammerländern ein Rückgang der Einkommen der Futterbaubetriebe unter die 30.000-Euro-Grenze nicht zu vermeiden sein. Vor allem Höfe, die in den vergangenen Jahren umfangreich investierten, leiden weiter unter hohen Kapitaldiensten. Die Gesamtheit der Milchviehbetriebe wird durch fehlende Liquidität belastet.


Rindfleischerzeuger mit leichtem Plus


Die Erzeugerpreise für Rindfleisch erholen sich im unteren einstelligen Bereich. Entlastend wirkten günstige Futterkosten und preiswerte Tierzukäufe. Die stabilen Preise für Rindfleisch kommen vor allem den Bullenmästern und den Mutterkuhhaltern zu Gute. So schlossen Futterbaubetriebe der Ausrichtung Rindfleischerzeugung mit einem geringfügigen Einkommensplus gegenüber dem Vorjahr 2014/15 ab.


Schweinehaltung weiter auf Talfahrt


Auch die Veredlungsbetriebe, überwiegend Schweinehalter, müssen erneut Einkommensrückgänge verkraften. Häufig kann die Liquidität nur dann aufrechterhalten werden, wenn die Betriebsleiter auf Reserven zurückgreifen. Eigenkapitalverluste sind die Folge. Die sinkenden Ferkel- und Schlachtschweinepreise sind dafür die Hauptursachen. Leicht gesunkene Getreide- und Sojapreise kommen den Schweinehaltern zugute. Fallende Ferkelpreise helfen nur den Mästern und bescheren den Ferkelerzeugern weitere, schmerzliche Einkommensverluste. Das Unternehmensergebnis der schweinehaltenden Betriebe gibt zwischen 25 und 30 % nach. Die absoluten Gewinne liegen um die 30.000 Euro-Marke.


Ackerbau kommt mit einem blauen Auge davon


Die immer noch erfreulichen Erntemengen und ein kleines Betriebswachstum haben die Umsatzerlöse der Marktfruchtbetriebe auf niedrigem Niveau stabil gehalten. Einsparpotentiale bei Betriebsmitteln entlasten die Aufwandsseite. Die Unternehmensergebnisse der Marktfruchtbetriebe werden zwischen 40.000 Euro in Rheinland-Pfalz und 65.000 Euro in Niedersachsen prognostiziert.


Im Weinbau wird Rückgang der Unternehmensergebnisse erwartet


Der 2015er Jahrgang wird qualitativ einer der besten der letzten Jahre werden. Allerdings liegt die Erntemenge zirka 3 % unter der des Vorjahres. Eine geringere Ernte, erneut gestiegene Kosten und schlechte Preise für Fasswein führen in der Summe dazu, dass Weinbaubetriebe 2015/16 schlechtere Unternehmensergebnisse als im Vorjahr verzeichnen werden. Daran werden wohl auch auf Grund guter Qualitäten zu erwartende, bessere Preise für Flaschenwein nicht viel ändern können. Ähnlich exakte Voraussagen wie im Ackerbau sind im Weinbau wegen der großen Bedeutung der Lagerbestände aus Vorjahren nicht möglich.


Gewinne weiter rückläufig – Strukturwandel beschleunigt


Im Durchschnitt aller Betriebe und aller Regionen wird eine Abnahme des Gewinns zwischen 16 und 27 % angenommen. Die Unternehmensergebnisse erreichen etwa 30.000 Euro. Der 5‑jährige Durchschnitt wird dadurch bis zur Hälfte verfehlt. Die Nettorentabilität liegt zwischen 42 und 52 %. Somit können im Wirtschaftsjahr 2015/16 die Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Boden nicht einmal zur Hälfte vergütet werden. Kurzum finden sich die Unternehmensergebnisse im zweiten Jahr in Folge auf einem existenzbedrohenden Niveau. Eventuell vorhandene Liquiditätsreserven sind nunmehr bei nahezu allen Betrieben aufgebraucht. Das laufende Wirtschaftsjahr dürfte somit zu einer deutlichen Beschleunigung des Strukturwandels führen.

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