Bundesministerin Barbara Hendricks hat kürzlich in einem Interview mit dem vom Umweltministerium finanzierten Magazin „MehrWERT“ gefordert, die Produktion von Energiepflanzen als „Irrweg der Energiewende“ zurückzudrängen. 2015 wurde mit rund 1,3 Millionen Hektar auf 11 Prozent der deutschen Ackerfläche Raps angebaut.
Die Ölmühlenindustrie zeigt sich verwundert über diese Äußerungen. Nach Auffassung des Verbandes OVID offenbaren sie eine grundlegende Unkenntnis über die vielfältige Rolle und Nutzung von Ackerpflanzen. „Es gibt keine reinen Energiepflanzen. Die einseitigen Verlautbarungen von Frau Hendricks verkennen die Vielseitigkeit von Raps als wichtigsten Rohstoff für die deutsche Biokraftstoff- und Eiweißfuttermittelproduktion und als ideale Nahrungsquelle für Bienen“, erläutert OVID-Präsident Wilhelm F. Thywissen.
Die Bestandteile der goldgelb blühenden Ackerfrucht landen keinesfalls allein im Tank, sondern seien essentiell für die Versorgung mit hochwertigem Tierfutter, so der Verband weiter. „Allein durch die Biokraftstoffproduktion ist es gelungen, Rapsschrot als Eiweißfuttermittel Nummer 1 zu etablieren. Damit kommen wir den Verbraucherwünschen für mehr heimische Eiweißfuttermittel nach“, so Thywissen.
Neben Bioenergie und Eiweißfutter werden aus den Rapssaaten Salatöl und Margarine mit hohen Gehalten an lebensnotwendigen Omega-3-Fettsäuren, Lecithin für Schokolade oder Snacks, Farben, Schmierfette, Kosmetik und Glycerin gewonnen. Umweltfreundliche Nebeneffekte: Die Rapspflanze bringt Vielfalt auf den Acker, indem sie die Fruchtfolge auflockert und die Nährstoffeffizienz steigert. Zudem dient die auf dem Feld verbleibende Restpflanze der Humusbildung.
Bundesumweltministerin Hendricks verkennt nach Ansicht Thywissens zudem die Bedeutung von Raps als einzige blühende, marktrelevante Kulturpflanze für die Ernährung von Bienen. „Ohne Raps geht es den Bienen hierzulande schlecht. Allein aus einen Hektar lassen sich 100 Kilogramm Rapshonig gewinnen“, sagt Thywissen.