Das von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen verordnete neue Online-Antragsverfahren (ELAN), mit dem Landwirte ihre Prämienanträge stellen sollen, funktioniert nicht – ausbaden müssen es Landwirte und Kreisstellenmitarbeiter vor Ort. Die arbeiten aber bereits am Limit, haben kaum noch Termine frei und kämpfen selbst mit den Unzulänglichkeiten des neuen Programms.
Dabei waren bereits im Vorfeld Befürchtungen laut geworden, es könnte Schwierigkeiten mit der neuen Software geben, schreibt Torsten Wobser im Vorwort des aktuellen Wochenblatts für Landwirtschaft und Landleben. Die haben sich nun bestätigt. Immer wieder ist zu hören, dass Landwirte das Programm gar nicht erst laden können. Grund sind zu geringe Datenübertragungsraten der ländlichen Netze bzw. eine unterschätzte Programmmindestanforderung. Eigentlich sollen 1 Mbit/s Übertragungsrate ausreichen.
Das, so heißt es vonseiten der Landwirtschaftskammer, sei auch getestet worden. Warum dann diese Probleme? Insbesondere die sogenannte GIS-Anwendung, bei der die Flächen direkt in Luftbilder eingetragen werden, dürfte bei der Übertragung einiges an Datenvolumen erfordern. Jeder, der schon einmal ein Fotobuch erstellt hat, kann das nachvollziehen.
Abgesehen davon enthalten verschiedene Programmteile noch Fehler, was unter anderem zu Abstürzen, unlogischen Meldungen und Verzögerungen in der Bearbeitung führt. Die Landwirtschaftskammer hat ganz offensichtlich ein System freigegeben, das nicht ausreichend getestet ist und dabei zu viel auf einmal können soll.
Die Einführung eines rein Onlinebasierten Programms, gekoppelt mit einer auf Geodaten basierenden Anwendung (GIS), einem Greeningrechner, fortlaufender Plausibilitätsberechnung sowie weiteren unterstützenden Werkzeugen ist nicht nur zu viel für so manche Datenleitung. Die neuen Komponenten müssen auch in das bestehende ELAN integriert werden. Das ist bisher nicht gelungen.
Tatsache ist: Der Zwang, ein GIS-basiertes Antragsprogramm bereits in diesem Jahr einzuführen, bestand nicht. Andere Bundesländer kommen jedenfalls noch ohne aus. Da liegt die Vermutung nahe, dass auch das Ministerium seine Finger im Spiel hatte und mit der neuen Anwendung nicht zuletzt Kosten sparen wollte.
Das kann nun zum Bumerang werden. Nicht auszudenken, was passiert, wenn ELAN nicht ans Laufen kommt. Tausende Landwirte könnten ihre Anträge nicht rechtzeitig einreichen und müssten teilweise oder sogar ganz auf Prämien verzichten. Dies zu verhindern dürfte am Ende teurer werden, als auf ein ausgereiftes Programm zu warten. Die Forderung jetzt lautet jedenfalls: Münster, lösen Sie das Problem!
Laut Kammersprecher Bernhard Rüb hat die Landwirtschaftskammer nun Verbesserungen an dem Programm vorgenommen. Mehr dazu unter http://www.landwirtschaftskammer.de/foerderung/hinweise/elanhotlines.htm