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"Wir sind am Vorabend einer Entwicklung"

Der gemeinsame europäische Agrarmarkt hängt nicht nur an den Finanztöpfen in Brüssel. Auch wenn Franzosen, Spanier und Italiener oder Holländer und Deutsche mit ihren Produkten auf dem Weltmarkt konkurrieren, so sitzen die Bauern doch in einem Boot, heißt es in der Firmenzeitung "ProAgrar" des Fleischkonzerns Vion.

Lesezeit: 5 Minuten

Der gemeinsame europäische Agrarmarkt hängt nicht nur an den Finanztöpfen in Brüssel. Auch wenn Franzosen, Spanier und Italiener oder Holländer und Deutsche mit ihren Produkten auf dem Weltmarkt konkurrieren, so sitzen die Bauern doch in einem Boot, heißt es in der Firmenzeitung "ProAgrar" des Fleischkonzerns Vion.


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Sie hätten die gleichen Themen und suchten deshalb auch gemeinsam nach Lösungen. Wie Hans Huijbers, Vorsitzender des südniederländischen Bauernverbands ZLTO, und Albert Schulte to Brinke, Präsident des Landvolks. Im niedersächsischen Emstek diskutierten sie über die Zukunft der Nutztierhaltung. Das Gespräch führten Dr. Heinz Schweer und Karl-Heinz Steinkühler:


Herr Huijbers, Herr Schulte to Brinke, Sie beide stehen an der Spitze von Bauernverbänden in Regionen, in denen intensive Nutztierhaltung die Landwirtschaft prägt. Welche Themen beschäftigen Sie dabei zurzeit am meisten?


HUIJBERS: Wenn ich das richtig einschätze, dann haben wir in Brabant wie in Niedersachsen die gleichen intensiven Probleme mit dem Grundwasser. Wir haben ganz einfach zu viel Gülle und müssen dringend etwas ändern, womit wir in Holland schon begonnen haben.


Meiner Ansicht nach müssen wir versuchen, auf drei Wegen Verbesserungen zu erzielen: vor dem Tier, beim Tier und hinter dem Tier. Wir können das mit Veränderungen bei der Fütterung und in der Genetik sowie durch den Bau von besseren Ställen erreichen.


Sind das theoretische Ideen und Wunschvorstellungen oder passiert schon was in Holland und speziell in Brabant?


HUIJBERS: Wir sind eine Region mit sandigen Böden und hoher Nutztierdichte von 600 Tieren auf einem Quadratkilometer. Seit der Aufstellung der europäischen Nitratrichtlinie im Jahr 1999 steuert die Landwirtschaft um. Jeder Hof muss seit 2005 eine Nährstoffbilanz aufstellen, die streng kontrolliert wird. Wir beschreiten mehrere Wege. Die Verwertung von Gülle in Biogasanlagen ist einer, wir müssen aber auch die Separierung forcieren.


Der dünne Teil ist ein gleichwertiger Ersatz für Kunstdünger. In der Gülle zählen wir 37 Inhaltsstoffe. Meine Vision ist, dass es keine zehn Jahre mehr dauert, mit Innovationen aus Gülle kein Problem, sondern einen wichtigen Rohstoff zu machen. Wir sind am Vorabend dieser Entwicklung.


Wir haben in den letzten Jahrzehnten einen Systemfehler begangen. Meine Großeltern haben schon separiert in dick und dünn, dann entsteht kein Methangas, Stickstoff ist beim Ausbringen in der richtigen Jahreszeit – im Frühling und Sommer – kein Problem für das Grundwasser. Also müssen wir zurück nach früher.


Ist das Thema Separierung für die Landwirtschaft in Niedersachsen ebenfalls ein Weg, der das Problem Gülle lösen könnte?


SCHULTE TO BRINKE: Separieren ist ein Weg. Wir wissen aber noch nicht, was er bringt. In vielen Ackerbauregionen ist die Aufnahmebereitschaft noch zu steigern, der Bauernhof Niedersachsen funktioniert hier als System noch nicht optimal. Wenn die Qualität des organischen Düngers definiert ist, wächst die Bereitschaft der Ackerbauern, mineralischen Dünger durch organischen Dünger zu ersetzen.


Beschleunigt die Düngeverordnung den Prozess, nach alternativen Verfahren zu suchen, oder reicht es aus, die Gülle in andere Regionen zu exportieren?


SCHULTE TO BRINKE: In bestimmten Regionen wird die Verbringung der Gülle allein nicht reichen. Aber Sie haben recht, die Düngeverordnung ist ein hochwirksames Instrument, um Erfolge in diesem Problembereich der Landwirtschaft zu erzielen. Es wird sich vieles verändern. Die Entwicklung alternativer Verfahren wie Separation, Trocknung und weitere Aufbereitung wird beschleunigt.


Die Niederlande haben der Landwirtschaft strenge Umweltauflagen gemacht und im vergangenen Jahr zum Beispiel die Milchviehbestände um neun Prozent reduziert, um die Phosphatemissionen zu verringern. Welche Auswir - kungen hatte das für Sie selbst?


HUIJBERS: Ich bin selbst Milchbauer und habe in den letzten Jahren nur auf Wachstum geschaut. In meinem Stall standen 127 Milchkühe, ich musste im vergangenen Jahr auf 92 Kühe reduzieren. Für jede Tierart gibt es jetzt eine Phosphatquote, für eine Kuh liegt die bei 42 Kilogramm. Hast du zu wenig Fläche, musst du eine Quote dazukaufen für 170 Euro pro Tier, das ist der Umweltpreis.


Wir hatten in den Niederlanden zu viele Kühe und haben 170.000 in 2017 geschlachtet. Den Phosphatausstoß bei Hühnergülle haben wir von 21 Millionen auf 18 Millionen Kilo verringert. Die Schweinebauern in Holland haben gar kein Land, die müssen Ackerbauern finden, die ihre Gülle nehmen. Aber das reicht nicht, die „dicke Fraktion“ wird exportiert nach Deutschland oder Belgien – für 28 Euro pro Tonne.


Wie sieht die Zukunft für die Nutztierhaltung in den Niederlanden aus?


HUIJBERS: Wir sind zurück auf dem Niveau von 2015/16, je nach Tierart mit einem Minus von drei bis fünf Prozent. Die Erzeugung in Brabant wird nicht mehr wachsen, sondern sich auf der jetzigen Menge stabilisieren. Dabei wird der Druck auf die Schweinebauern steigen, noch mehr zu reduzieren. Im Rinderbereich steigt die Milchmenge wohl etwas, die Fleischmenge bleibt auf dem jetzigen Volumen.


Und wie sehen Sie die Entwicklung in Niedersachsen?


SCHULTE TO BRINKE: Es wird eine Nutztierstrategie auf Basis des Tierschutzplans Niedersachsen entwickelt. Das soll uns für die Zukunft die Verlässlichkeit bringen, damit wir Erzeuger eine langfristige Perspektive haben, auf der wir aufbauen können. Wir bleiben ja nicht stehen, sondern arbeiten weiterhin an Veränderungen und Verbesserungen im Ganzen. Die ersten Jahre mit der neuen Düngeverordnung können natürlich auch zu einer Reduktion der Tierzahlen in den Hochburgen der Veredelung führen.

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